ETFs werden bei Privatinvestoren immer beliebter

Vertreiben hohe Kosten und schlechte Renditen Fondsanleger? Zahlen der DAB Bank legen das zumindest für Selbstentscheider aus Deutschland nahe/Die Morningstar ETF-Kolumne.

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Willkommen zur neuen Ausgabe der ETF Times! In unserer wöchentlichen Publikation für Deutschland, Österreich und die Schweiz diskutieren wir die Highlights der ETF-Märkte. Wir stellen die Gewinner und Verlierer unter den in Europa gelisteten ETFs vor und geben einen Überblick über die europaweit neugelisteten Indexprodukte.

Welchen Einfluss haben ETFs auf den kommenden DAX-Umbau?

Die Deutsche Börse hat diese Woche bekanntgegeben, dass mit Wirkung vom 24. September Continental and Lanxess in den Standardwerteindex DAX aufgenommen werden. Leidtragende dürften MAN und Metro sein, die in den MDAX abrutschen werden.

Welche Folgen werden die unvermeidlichen Transaktionen von ETFs sein, die diese Indizes abbilden und die demnächst anfangen werden, umzuschichten? Laut Morningstar-Daten gibt es derzeit 8 ETFs auf den DAX mit einem verwalteten Gesamtvermögen von fast 21 Milliarden Euro. Über die Hälfte davon, nämlich 13,4 Milliarden Euro, ist in physisch replizierenden Produkten angelegt. Demgegenüber existiert nur ein einziger physisch replizierender MDAX-ETF mit einem verwalteten Vermögen von etwas über 800 Millionen Euro. MAN und Metro sind derzeit mit etwa  0,4% bzw. 0,5% im DAX gewichtet. Europäische, physisch replizierende ETFs (und nur diese ETFs investieren mit Sicherheit in die Titel von MAN und Metro) halten derzeit Aktien von den beiden Unternehmen im Gegenwert von 54 bzw. 67 Millionen Euro. Dies entspricht nicht einmal 1% der Marktkapitalisierung. Daher dürften Aktienverkäufe durch ETFs keinen dramatischen Einfluss auf die Kurse von MAN und Metro haben. Die Bekanntgabe selbst kann jedoch durchaus mehr Investoren dazu bewegen, diese Aktien abzustoßen.

Diese Woche habe ich einen Bericht über die - tatsächlich oder vermeintlich - schlechten Aussichten der Fondsindustrie im Privatkundengeschäft gelesen.  Privatinvestoren hätten genug von schlechter Performance und hohen Gebühren, heißt es. Wir haben in der Vergangenheit die bescheidenen Renditen von aktiv verwalteten Fonds im Vergleich zu ETFs angesprochen. In unserer Artikelserie „Dachfonds Marke Eigenbau: Stein um Stein zum Portfolio“ haben wir zum Beispiel gezeigt, dass der durchschnittliche Mischfonds nicht mit einem passiven ETF-Portfolio mithalten kann. Dies ist teilweise auf die Kosten zurückzuführen.

ETFs kommen immer mehr bei Anlegern an - aber welche?

 

Laut der deutschen Direktbank DAB Bank spiegelt sich das mehr und mehr in den Portfolios der Privatkunden wider. 2007 bestand das DAB-Kunden-Portfolio im Schnitt nur zu 3,5% aus ETFs. Inzwischen liegt die ETF-Quote bei 13,5%. Die Statistik zeigt zudem, dass 70% dieser Investoren Aktienfonds halten. Darüber hinaus existiert auch bei ETFs der so genannte Home Bias. Es scheint also, dass ETFs in Deutschland immer mehr Anerkennung bei Privatanlegern bekommt – die dennoch altbekannte Muster an den Tag legen und auch ihre ETF-Portfolios „heimisch“ ausrichten und nur begrenzt diversifizieren.

Als mir vor wenigen Tagen die jüngste STOXX-Pressemitteilung auf den Tisch flatterte, in welcher der Start des „STOXX+ Global Max Traded 200 Index“ verkündet wurde, vermutete ich zunächst Schlimmes. Wieder ein hyperkomplexer Strategieindex, den kaum ein Anleger versteht? Auf den zweiten Blick folgte Entwarnung: Es war nur ein „flashy“ Marketing-Name – die Indexstrategie ist indes nicht komplex. Es handelt sich vielmehr nur um einen globalen Aktienindex auf die 200 größten Standardwerte. Zur Berechnung wird der Globus in 3 Regionen unterteilt – Amerika, Europa und Asien – wobei von jeder Region die 50 größten und liquidesten Unternehmen aufgenommen werden.

Wer in Mathe aufgepasst hat, stellte fest, dass noch 50 Plätze im Index zu vergeben sind. Diese werden, unabhängig von der Region, durch die nächsten 50 liquidesten Aktien aufgefüllt. Die 200 Unternehmen werden dann anhand der Marktkapitalisierung gewichtet.

Aktive ETFs scheinen derzeit das heiße Thema zu sein. Neben vielen Journalistenanfragen, die ich erhalte, wurde diese Woche bekannt, dass der ETF-Anbieter Source einige neue aktive ETFs mit diversen Fondsmanagern diskutiert. Der Markt für aktive ETFs steht in Europa aber noch am Anfang. Derzeit gibt es lediglich zwölf aktiv gemanagte ETFs, die es zusammen auf rund 1,4 Milliarden Euro bringen. Davon liegen fast 600 Millionen Euro im Source Man GLG Europe Plus ETF, der Anfang letzten Jahres aufgelegt wurde, 500 Millionen Euro stecken im db x-trackers db Hedge Fund, der bereits seit Januar 2009 als einer der ersten aktiven Produkte auf den Markt kam. Source bietet zudem zwei aktive PIMCO-Strategien auf in Euro und britischen Pfund laufenden Anleihen, und db X-trackers hat 2 Multi-Asset-Strategien im Angebot. Ein weiteres Produkt ist der C-Quadrat iQ European Equity ETF. Neu hinzugekommen sind dieses Jahr vier physisch replizierende, aktive ETFs von Julius Bär.

Fehlanzeige bei Neuemissionen

Diese Woche gab es ausnahmsweise keine neuen Listings in Europa zu vermelden. Zumindest hätten ETF-Anbieter und Börsen einen guten Job gemacht, sollte dies geheim gehalten werden.

ETF Markt – Gewinner und Verlierer

In dieser Woche waren vor allem spanische Aktien und Finanzwerte gefragt. Insbesondere Spanien konnte aus den Kommentaren der EZB, in Zukunft gegebenenfalls unbegrenzt Anleihen mit einer Laufzeit von bis zu 3 Jahren zu kaufen, Profit schlagen. Aber auch Italien profitierte von den Aussagen. Alleine gestern stieg der spanische Aktienmarkt um 4,9%, der italienische um 4,3%.
Da Volatilität inver zu den Aktienmärkten korreliert, ist es wenig verwunderlich, dass Volatilitätsprodukte diese Woche unter den überwiegend positiven Nachrichten am Aktienmarkt gelitten haben.

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Über den Autor

Gordon Rose, CIIA, CAIA,

Gordon Rose, CIIA, CAIA,  war von 2011 bis 2014 Fondsanalyst bei Morningstar.