Verhilft die ESMA Swap-ETFs zu einem zweiten Frühling?

Die ESMA hat Richtlinien veröffentlicht, die Swap-basierte ETFs in ein neues Licht rücken könnten. Die Morningstar ETF-Kolumne.

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Willkommen zur neuen Ausgabe der ETF Times! In unserer wöchentlichen Publikation für Deutschland, Österreich und die Schweiz diskutieren wir die Highlights der ETF-Märkte. Wir stellen die Gewinner und Verlierer unter den in Europa gelisteten ETFs vor und geben einen Überblick über die europaweit neugelisteten Indexprodukte.

Ein ESMA-Papier, das es in sich haben könnte

Die EU-Wertpapieraufsicht ESMA hat in dieser Woche neue Standards für die Regulierung von außerbörslich gehandelten Derivaten veröffentlicht, die das Potenzial haben, den ETF-Markt auf den Kopf zu stellen. Laut dem am Donnerstag veröffentlichten Papier sollen zukünftig OTC-Derivate (OTC steht für over-the-counter) - mit wenigen Ausnahmen - über eine Clearing-Stelle gehandelt werden. Dies ist bereits bei anderen Finanzinstrumenten, wie z.B. Futures, üblich. Die ETF-Branche gibt sich zunächst zurückhaltend. Laut einem hochrangigen ETF-Vertreter ist es durchaus denkbar, dass auch Swap-basierte ETFs von diesen Leitlinien erfasst werden könnten. Ein anderer nennt die Idee „noch nicht ganz durchdacht“ und erwartet „weitere Konsultationen“. Offen ist, ob die ESMA zunächst nur so genannte standardisierte Derivate, wie etwa Zinsswaps, im Blick hat, oder aber auch Indexswaps miteinbeziehen will, wie sie ETF-Anbieter verwenden. „Das wäre pure Spekulation“, so ein Sprecher von db X-trackers.

Wir wollen an dieser Stelle dagegen kräftig spekulieren: Swap-basierte Indexprodukte wurden in der Vergangenheit insbesondere wegen ihres Kontrahentenrisikos kritisiert. Die Unsicherheit über Ausfallrisiken von Swap-Kontrahenten dürfte ein wichtiger Grund für die hohen Mittelabflüsse des vergangenen Jahres bei Swap-ETFs gewesen sein. Sollten nun Swaps bei synthetischen Indexprodukten künftig wie Futures auch über eine Clearing-Stelle gehandelt werden, könnte diese Produktkategorie ihren zweiten Frühling erleben; denn die größte Schwachstelle dieser Produkte wäre damit quasi mit einem Federstrich eliminiert. Wir dürfen gespannt sein, was das Ergebnis der jetzt folgenden Beratungen sein wird!

Wertpapierleihe: Wohin mit den Erträgen?

Um bei Thema ESMA zu bleiben. Wir haben bereits frühzeitig auf das heutige Dauerthema „Wertpapierleihe“ aufmerksam gemacht. Nicht nur wir bei Morningstar stehen den ESMA-Richtlinien teilweise etwas kritisch gegenüber. Viele Marktteilnehmer bemängeln, dass es die ESMA versäumt habe, klare Richtlinien zu veröffentlichen, die keinen Interpretationsspielraum bieten. Laut den neuen Richtlinien müssen alle Erträge aus der Wertpapierleihe, abzüglich der direkten und indirekten operativen Kosten, an Investoren weitergegeben werden. Generell ist dies ein willkommener Ansatz, jedoch werden operative Kosten von ESMA nicht definiert. Das öffnet Tor und Tür für Interpretationen. Auch der Vorsitzende der ESMA hat dies nun erkannt und an die ETF-Anbieter appelliert, keine Schlupflöcher zu suchen, sondern im Interesse der Anleger zu handeln. Wir dürfen also gespannt sein, ob die ESMA ihren „Fehler“ ausbügelt und die Schlupflöcher selber stopft, oder ob die ETF-Anbieter aus eigenem Antrieb im Interesse der Anleger agieren und sich in Bescheidenheit üben. Aber vielleicht heißt es am Ende aber wieder nur: „Geld regiert die Welt“?

Ein Musterportfolio mit oder ohne Wert? 

Der französische ETF-Anbieter Lyxor hat in dieser Woche ein Musterportfolio veröffentlicht. An dieser Stelle möchte ich nicht die zugrundeliegende Portfoliokonstruktion bewerten, da es genauso viele Pro-Argumente für das Portfolio gibt wie Kritikpunkte (nur am Rande: Das Prinzip „one size fits all“ ist bei Musterportfolios kritisch!). Vielmehr möchte ich die Gelegenheit nutzen und Privatanlegern Tipps geben, Musterportfolios richtig einzuschätzen, um den besten Nutzen daraus ziehen zu können.

Generell sind Musterportfolios bezüglich der Asset-Allokation ein guter und hilfreicher Startpunkt für den weniger erfahrenen Privatanleger. Dennoch sollten die Portfolios nicht 1:1 übernommen werden. Wichtig ist, dass sich Investoren über ihr eigenes Risiko-Rendite-Profil und ihren Anlagezeitraum im Klaren sind. Ein 20-jähriger, der zum Beispiel für die Rente spart, kann durchaus eine hohe Aktienquote vertragen. Im Gegenzug sollte ein 50-jähriger die Aktienquote zugunsten der Rentenquote reduzieren. Investoren sollten sich also überlegen, ob die Asset-Allokation im Portfolio die eigene Lebenssituation widerspiegelt.

Grundsätzlich sollten Anleger beachten, dass Portfolios von Anbietern selbstverständlich mit den hauseigenen Produkten bestückt werden. Es gibt jedoch keinen Anbieter, der eine komplette Produktpalette bietet. Dies führt dazu, dass ein bestimmtes Segment im Portfolio eventuell gar nicht auftaucht, weil es der betreffende Anbieter nicht abdecken kann! Darüber hinaus ist der eine Anbieter etwas besser in Schwellenländer positioniert, ein anderer ist im Rentenmarkt zu bevorzugen. 

Vorsicht ist also geboten: Musterportfolios sollten nicht blind übernommen werden, sondern eher als grobe Richtschnur dienen. Insbesondere Portfolios von ETF-Anbietern sollten mit kritischen Augen betrachtet werden, da diese oft nicht mit den optimalen Produkten bestückt sind.

Wohin mit den Credit-Suisse-ETFs?

Nachdem Credit Suisse Anfang des Jahres die meisten ihrer Swap-basierten ETFs in physisch replizierende Produkte umgewandelt hat, ist es sehr ruhig um den Schweizer Anbieter geworden. Meine Kollegen und ich haben uns erst kürzlich darüber unterhalten, wie die Strategie des Unternehmens aussehen könnte. Eine Schlagzeile der Woche bringt etwas Licht ins Dunkel. Im Zuge von Kosteneinsparungen bereitet sich das Schweizer Haus offenbar darauf vor, seinen Asset Management-Arm aufzulösen und die Bestandteile dem Privat Banking bzw. dem Investment Banking zuzuschlagen.

Die direkten Auswirkungen einer möglichen Umstrukturierung auf das ETF-Geschäft bleiben zunächst unklar. Das Unternehmen hat jedoch Anfang des Jahres im Zuge des Replikationswechsels angegeben, einer der größten Anbieter für physische ETFs werden zu wollen. Man könnte also vermuten, dass ETFs an die Private Banking-Sparte angegliedert werden und die Privatkunden sukzessive in die hauseigenen Produkte gelotst werden. Credit Suisse wäre damit nicht die erste Bank, die diese Strategie verfolgt.

ETF Markt – Neuemissionen

Diese Woche wurden zwei Produkte in Europa Emittiert.
iShares hat den ersten ETF in Europa auf den Markt gebracht, der Investoren die Möglichkeit gibt, an der Wertentwicklung globaler Unternehmensanleihen teilzunehmen. Mit Blick auf die Länderverteilung stellt man schnell fest, dass es hierbei quasi um MSCI World Index auf Unternehmensanleihen handelt. Die USA (48%) und Europa (23%) machen den Löwenanteil des Index aus.

Der Schweizer Anbieter UBS hat einen ETF auf den MSCI AC Asia ex Japan-Index an der Deutschen Börse gelistet. Dadurch erhalten Investoren Zugriff auf die Wertentwicklung von 10 asiatischen Ländern, wovon acht in die Kategorie „Schwellenländer“ fallen.




ETF Markt – Gewinner und Verlierer

Diese Woche finden wir sowohl bei den Gewinnern als auch bei den Verlierern überwiegend Rohstoffe.


Händler haben in der zurückliegenden Woche aggressiv Oktober-Kontrakte auf Gas mit Blick auf den Ablauf der September-Kontrakte am heutigen Freitag gekauft. Dadurch wurde der Gaspreis nach oben getrieben.

Industriemetalle haben diese Woche unter anderem unter erneut schwachen Konjunkturdaten gelitten. Zudem ist das Verbrauchervertrauen der Eurozone im September zum sechsten Mal in Folge gesunken.

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Über den Autor

Gordon Rose, CIIA, CAIA,

Gordon Rose, CIIA, CAIA,  war von 2011 bis 2014 Fondsanalyst bei Morningstar.