Indexanbieter sehen im Angriff die beste Verteidigung

Während sich bei MSCI der Anbieterwechsel von Vanguard und Lyxor in den Quartalszahlen widerspiegelt, bringt S&P eifrig neue Indizes auf den Markt. Die Morningstar ETF-Kolumne.

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Willkommen zur neuen Ausgabe der ETF Times! In unserer wöchentlichen Publikation für Deutschland, Österreich und die Schweiz diskutieren wir die Highlights der ETF-Märkte. Wir stellen die Gewinner und Verlierer unter den in Europa gelisteten ETFs vor und geben einen Überblick über die europaweit neugelisteten Indexprodukte.

MSCI spürt den Druck
Der Indexwechsel von Vanguard und Lyxor machte sich in den Quartalszahlen bei MSCI bemerkbar. Laut Unternehmensangaben ist der Gewinn im dritten Quartal zurückgegangen. Zum einen haben weniger Kunden ihr Lizenz-Abo verlängert, zum anderen hat MSCI durch Neueinstellungen mit höheren Personalkosten zu kämpfen. Das Geschäft bricht zwar weg, ist aber offenbar kein Grund, die Belegschaft zu verkleinern.

Der Indexwechsel einiger ETF-Anbieter scheint den Kostendruck direkt und indirekt auf MSCI zu erhöhen und könnte auch andere Anbieter betreffen. Lizenzgebühren repräsentieren einen der größten Kostenpunkte bei ETFs. Es bleibt also aus Sicht der Investoren zu hoffen, dass sich der Trend fortsetzt und sowohl Index- als auch ETF-Anbieter die Kosten zu Gunsten der Anleger senken.

Und noch mehr Indizes
Während MSCI mit schlechten Quartalszahlen zu kämpfen hat, bringt S&P eifrig weitere Indizes auf den Markt. Wie bekannt wurde, erweitert der Indexanbieter sein Angebot um den S&P MidCap 400 Low Volatility Index und den S&P SmallCap 600 Low Volatility Index. Wie der Name bereits verrät, ist die Zielsetzung der Indizes, die Volatilität zu verringern. Der S&P MidCap 400 Low Volatility Index besteht aus den 80 Unternehmen des S&P MidCap 400 Index mit der geringsten Volatilität. Der S&P SmallCap 600 Volatility Index berücksichtigt hingegen 120 Unternehmen.
Wir haben bereits in der Vergangenheit oft über die Vor- und Nachteile von Indexstrategien gesprochen, die nicht auf der Marktkapitalisierung basieren. Prinzipiell können die Strategien Sinn machen, Investoren müssen sie nur genau verstehen, um böse Überraschungen zu verhindern. Wie viele Strategien basiert auch diese auf historischen Daten. Es gibt keine Garantie dafür, dass Indexunternehmen auch zukünftig eine geringere Volatilität aufweisen.

ETF Awards
Am Donnerstag hatte ich das Vergnügen nach Stuttgart zu reisen, um an den diesjährigen ETF Awards des EXtra Magazins teilzunehmen. Insgesamt gab es bei der Preisverleihung keine wirklichen Überraschungen. iShares und db X-trackers haben die Plätze an der Sonne eingenommen. Lediglich in der Kategorie „Kostenstruktur“ hat ComStage das Rennen gemacht. Laut Geschäftsführer Thomas Mayer zu Drewer könne man in manchen Kategorien einfach nicht konkurrieren, weil ComStage eben so günstig sei.

Interessant war zudem die Erkenntnis, dass Investoren zunehmend auf ETFs als ganzheitliche Portfoliolösung zurückgreifen. Die Anlagelösung des Jahres wurde ausschließlich von Investoren gewählt; Gewinner war der db x-trackers Portfolio Index ETF.

Ein Sprecher der Comdirectbank, die als bester Broker ausgezeichnet wurde, erwähnte, dass in den Kundeportfolios mehr ETFs als Investmentfonds umgesetzt werden. Die ETF-Branche darf sich also über zunehmende Akzeptanz der Privatinvestoren erfreuen, die derzeit nur ca. 10% des verwalteten Vermögens in europäischen ETFs halten.

In den USA ist das Bild etwas ausgewogener, was unter anderem an den Handelskosten liegt. Hierzu hat iShares bei der Verleihung zu mehr Zusammenarbeit aufgerufen, um die Kosten bzw. Spreads zu reduzieren und damit ETFs für Privatinvestoren attraktiver zu gestalten. Das Problem in Europa ist, dass der Großteil der ETFs OTC (Over-the-Counter) gehandelt wird, wodurch die Spreads an den Börsen aufgrund geringerer Liquidität höher sind. Die ETF-Branche sollte also mehr Anreize für institutionelle Investoren schaffen, mehr über die Börse zu handeln. Dadurch verbessert sich die Liquidität und die Spreads werden enger. Der Anleger freut sich.

ETF Markt – die Neuemissionen
Diese Woche hat db X-trackers in der Schweiz zwei ETFs auf den Markt gebracht. Der db x-trackers II iBoxx Global Inflation-Linked TR Index ETF bietet Investoren Zugriff auf inflationsgebundene Anleihen von staatlichen bzw. quasi staatlichen Emittenten. Der db x-trackers Global Sovereign Index ETF bildet die Wertentwicklung von Staatsanleihen aus 21 Industrieländern ab. Beide ETFs gibt es währungsbesichert in Schweizer Franken.

Zudem hat Source ihren aktiven Man GLG Europe Plus Source ETF an der Londoner Börse gelistet. Mehr zu diesem ETF können sie hier nachlesen.

 

 

ETF Markt – Gewinner und Verlierer
Für Aktienmärkte war es eine eher schlechte Woche. Die USA haben zwar Barack Obama erneut zum Präsidenten gewählt, Investoren waren darüber aber weniger erfreut. Da es im Senat und Repräsentantenhaus keine einheitliche Mehrheit einer Partei gibt, befürchten Investoren zum Jahresende einen harten Kampf um die Steuererhöhungen und Ausgabenkürzungen, die Anfang 2013 in Kraft treten. Dies könnte die größte Volkswirtschaft erneut in eine Rezession schicken. Die Gewinner dieser Entwicklung waren Volatilitätsprodukte.

Die negativen Vorgaben aus den USA und die Verzögerung der nächsten Hilfstranche für Griechenland haben insbesondere italienische und spanische Aktien belastet.

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Über den Autor

Gordon Rose, CIIA, CAIA,

Gordon Rose, CIIA, CAIA,  war von 2011 bis 2014 Fondsanalyst bei Morningstar.