Die Welt der physischen ETFs

Lyxor und db X-trackers haben diese Woche offiziell verkündet, welche Produkte in den kommenden Wochen auch als physisch replizierende ETFs angeboten werden. Die Morningstar ETF-Kolumne.

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Willkommen zur neuen Ausgabe der ETF Times! In unserer wöchentlichen Publikation für Deutschland, Österreich und die Schweiz diskutieren wir die Highlights der ETF-Märkte. Wir stellen die Gewinner und Verlierer unter den in Europa gelisteten ETFs vor und geben einen Überblick über die europaweit neugelisteten Indexprodukte.

Lyxors Suche nach Marktanteilen geht weiter

Was schon länger bekannt war, ist in dieser Woche konkretisiert worden. Lyxor hat diese Woche mitgeteilt, dass sie am 6. bzw. am 11. Dezember vier physisch replizierende Produkte basierend auf der EuroMTS Macro Weighted AAA Government Indexserie auf den Markt bringen werden. Laut Pressemitteilung wird Lyxor bei diesen Produkten auf die Wertpapierleihe verzichten.

Eine Randnotiz zu den EuroMTS Indizes: Nachdem Frankreich kürzlich sein zweites AAA-Rating verloren hat, stellt sich nun die Frage, in welchem Euroland-Bond-Indizes das Land bleiben wird; Frankreich macht immerhin ca. ein Drittel des Indexes aus. Bevor Investoren ihre Produkte verkaufen, sollten sie sich die Indexregeln genau anschauen. Zum einen muss ein Land zwar von mindestens zwei Rating-Agenturen ein AAA-Rating besitzen, zum anderen muss der Index jedoch aus mindestens fünf Ländern bestehen. Da der Index jedoch ohne Frankreich aus nur noch vier Ländern bestehen würde, bleibt Frankreich solange im Index, bis ein anderes Land von zwei Rating-Agenturen ein AAA-Rating bekommt. Im derzeitigen Marktumfeld ist die Verbesserung der Kreditwürdigkeit eines Eurolandes in naher Zukunft jedoch eher unwahrscheinlich. Mehr dazu können Sie in dem Artikel „Abstufung Frankreichs geht nicht spurlos an Euroland-ETFs vorbei“ nachlesen.

db X-trackers darf nicht fehlen

Aber auch bei db X-trackers ist es nun offiziell. Wie wir bereits vor einigen Wochen berichteten (lesen Sie hier), bietet nun auch der deutsche ETF-Primus physisch replizierende Produkte zum Jahresende bzw. ab Anfang 2013 an. Der ETF-Anbieter plant zusätzlich zu den Swap-basierten ETFs physisch replizierende ETFs auf den DAX, FTSE 100, S&P 500, Euro STOXX 50 und den Nikkei 225 Index aufzulegen. Im Zuge der Integration von db X-trackers mit DWS dürfen wir auf die weitere Entwicklung gespannt sein.

Ob db X-trackers von der Wertpapierleihe Gebrauch macht, geht zwar nicht eindeutig aus der Pressemitteilung hervor. Auf Nachfrage wurde uns aber bestätigt, dass der Einsatz der Wertpapierleihe geplant ist.

In der Pressemitteilung ist mir zudem aufgefallen, dass db X-trackers die Terminologie geändert hat und nicht mehr von synthetischer und physischer Replikation spricht. Vielmehr ist von „direkter“ und „indirekter Replikation“ die Rede. Das ETF-Fachchinesisch wird also neben Begriffen wie „physische Replikation mit Swap-Overlay“ um einen Begriff reicher; oder vielmehr ärmer. Ob der Begriffsdschungel für den Investor zielführend ist, ist mehr als fraglich. Es wäre aus Sicht des Anlegers wünschenswert, wenn sich die Anbieter auf eine einheitliche Terminologie einigen könnten.

Die ETF-Anbieter Swap-basierter Produkte bieten nun also auch physische Replikation an, und iShares hat bereits seit einiger Zeit synthetische Produkte im Sortiment. Die klare Trennlinie zwischen den Anbietern verschwindet also zunehmend. Bleibt zu hoffen, dass die ETF-Anbieter nicht nach dem Motto vorgehen: „Ich biete alle Indizes in beiden Replikationsmethoden an“. Viel zielführender wäre die Frage, welche Replikation für welchen Markt die geeignetere ist und den Markt dann nur mit einem ETF abzubilden. Der sehr liquide DAX ist von einem Risiko-Rendite-Profil eventuell besser physisch abzubilden, wobei ein illiquider Markt wie die Schwellenländer eher synthetisch abgebildet werden könnte.

ETF Markt – die Neuemissionen

State Street hat diese Woche den SPDR BofA Merrill Lynch Emerging Markets Corporate Bond UCITS ETF in Frankfurt an die Börse gebracht. Der ETF bietet Anlegern die Möglichkeit, an der Wertentwicklung von in US-Dollar denominierten Unternehmensanleihen der Schwellenländer teilzunehmen. Die Anleihen müssen ein ausstehendes Volumen von mindestens $500 Millionen und eine Restlaufzeit von mindestens einem Jahr aufweisen.

Der französische ETF-Anbieter Lyxor hat 14 seiner Produkte an der Londoner Stock Exchange gelistet. Hierbei handelt es sich um ETFs auf Industrieländer, Wasser, Schwellenländer und Rohstoffe.

ETF Markt – Gewinner und Verlierer

Bei den Gewinnern gibt es diese Woche ein gemischtes Bild. Hoffnungen auf ein Rückkaufprogramm griechischer Staatsanleihen haben den dortigen Aktienmarkt unterstützt. Außerdem haben sich unter anderem Konjunkturdaten aus China positiv auf den Automobilmarkt ausgewirkt.

Wie so oft in der Vergangenheit bedeuten gute Nachrichten für Aktionäre, schlechte Nachrichten für Investoren in Volatilitätsprodukte – die Verlierer der Woche.

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Über den Autor

Gordon Rose, CIIA, CAIA,

Gordon Rose, CIIA, CAIA,  war von 2011 bis 2014 Fondsanalyst bei Morningstar.