Anleger fliegen auf physisch replizierende ETFs

Die aktuelle Morningstar-ETF-Umfrage zeigt, dass Investoren stärker auf Swap-Risiken achten.

Ali Masarwah 24.01.2012
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Die anhaltende öffentliche Diskussion um die Sicherheit von ETFs bleibt nicht ohne Folgen. Investoren sind offenbar sensibler für den Einsatz von Derivaten in den Indexprodukten geworden. Im vergangenen Jahr hatten nationale Aufsichtsbehörden, aber auch Institutionen wie der Internationale Währungsfonds (IWF) und die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) davor gewarnt, dass der Einsatz von Derivaten in ETF Risiken bringen kann und ETFs schlimmstenfalls auch ein globales, systemisches Risiko darstellen (lesen Sie mehr über die Diskussion hier). 

Wie aus der zweiten ETF-Umfrage von Morningstar hervorgeht, sind sich 38% der privaten Anleger unsicher über die Risiken von Swap-basierten ETFs. In unserer ersten ETF-Umfrage, die im Sommer 2011 abgeschlossen wurde, hatten nur 28% der befragten Anleger Swaps derart als Risikoquelle definiert. Interessant ist die Akzentverschiebung auch insofern, als in der ersten Umfrage Privatanleger noch hauptsächlich zusätzlichen Informationsbedarf über ETFs als Voraussetzung für eine Empfehlung oder ein Investment in ETFs benannt hatten. Seinerzeit forderten 46% der Anleger mehr Informationsbedarf. In der aktuellen Umfrage, die Mitte Januar geschlossen wurde, lag die Quote bei nur 25%.

Interessant ist auch, dass professionelle Investoren das Risiko von Swap-ETFs deutlich geringer einschätzen und entsprechend andere Vorbehalte gegen ETFs geltend machen: Profi-Investoren bevorzugen eher aktive Manager (33%) und sind sich unsicher über die Brokergebühren beim Kauf (33%). Hatten im Sommer 2011 noch 35% der Profis angegeben, unsicher über das Risiko von Swap-ETFs zu sein, waren es in der Umfrage vom Januar 2012 nur noch 17%.

Profiteure der Diskussion sind ETFs, die Indizes physisch abbilden. Wie aus der Morningstar-Umfrage hervorgeht, erachten 76% der Anleger, professionelle wie private, den Unterschied zwischen Swap-basierten und physischen ETFs als "sehr wichtig" oder "eher wichtig". Im Juli 2011 hatte die Quote noch bei 64% gelegen. Heute bevorzugen 77% physisch replizierende ETFs nach 72 Prozent im Sommer 2011. Swap-basierte ETFs werden nur von 9 (10)% bevorzugt. Auch die Kontrahentenrisiken sind stärker ins Bewusstsein von Investoren gerückt (siehe die Grafiken).

Quelle: Morningstar Deutschland ETF-Umfrage, Januar 2012.

Bei Fragen zu den einzelnen Anbietern gab es wenige Überraschungen. Die großen Anbieter iShares (BlackRock), db X-trackers (Deutsche Bank) und Lyxor (Société Générale) stehen im Fokus der Anleger. Ein Großteil der Befragten gab an, einen positiven Eindruck von den Top-3 ETF-Anbietern  beziehungsweise ETFs von diesen Häusern zu besitzen.

Interessant sind die Ergebnisse zur Bekanntheit der kleineren Anbieter. Obwohl ein Großteil der Befragten angab, bereits von den Häusern Amundi und Source gehört zu haben, besitzen lediglich 4 beziehungsweise 5% derjenigen, die sich zum ETF-Anbieter äußerten, Produkte dieses Hauses. Anders bei der Commerzbank (ComStage). Sie gehört europaweit zu den kleineren Anbietern, scheint sich am Deutschen Markt indes gut etabliert zu haben. Wenn es um den Eindruck geht, oder um die Frage nach dem Besitz von ComStage-ETF geht, kann der Commerzbank-Ableger mit den großen Anbietern mithalten.

Ungeachtet der geänderten Risikoeinschätzung bleiben diese Anlagen aufgrund ihrer Vorteile bei derzeitigen und potenziellen Investoren sehr beliebt. Besonders die geringen Kosten finden Anklang bei Investoren. 78% der derzeitigen Anleger und 76% der potenziellen Investoren gaben an, dass die niedrigen Kosten eine wichtige oder sehr wichtige Eigenschaft von ETFs sind, die auch ihre Entscheidung beeinflusst, in ETFs zu investieren. Dies hat sich jedoch im Vergleich zur ersten Umfrage von 96% beziehungsweise 93% verringert.

An unserer zweiten Morningstar-ETF-Umfrage in Deutschland nahmen 215 Investoren teil. 172 der Befragten sind private Anleger und die restlichen 43 professionelle Investoren, zumeist Finanzberater. Die Online-Umfrage richtete sich an Investoren, die bereits in ETFs investiert haben und in potenzielle Investoren, die sich noch mit dem relativ neuen Investment-Segment auseinandersetzen.

Zu der ausführlichen Umfrage gelangen Sie hier .

 

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Über den Autor

Ali Masarwah

Ali Masarwah  Ali Masarwah war von 2011 bis Frühjahr 2021 als Chefredakteur für die deutschsprachigen Anleger Websites von Morningstar verantwortlich