Für Fondsanleger bleibt die Griechische Frage spannend

Fonds sind eine kleine Minderheit der Gläubiger - Anleger könnten von einer Bagatelllösung profitieren.

Ali Masarwah 13.02.2012
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Der Weg zur Entschuldung Griechenlands ist frei – vorerst zumindest. Die Zustimmung des griechischen Parlaments in der Nacht zum Montag war die entscheidende Bedingung für die Freigabe der nächsten Tranche von Hilfsgeldern durch den Internationalen Währungsfonds und die EU-Kommission. Diese Entscheidung steht nun am kommenden Mittwoch an. Dann müssen die EU-Finanzminister das zweite Griechenland-Sparpaket mit einem Umfang von 130 Milliarden Euro verabschieden. Bei den Verhandlungen zwischen den Gläubigerbanken und der griechischen Regierung scheint Medienberichten zufolge eine prinzipielle Einigung über einen Schuldenschnitt von 70 Prozent und Kuponzahlungen für die neuen Anleihen von 3,6 Prozent vorzuliegen.

Wo stehen Fondsanleger im Vergleich zu anderen Gläubigern?

An dieser Stelle stellt sich die Frage, wie sich Investmentfonds verhalten werden. Fondsgesellschaften befinden sich in der unschönen Lage, dass über ihre Köpfe hinweg verhandelt wird. Denn der Verband IIF vertritt die Banken unter den Gläubigern Athens, nicht jedoch die Fondsgesellschaften. Sie werden nicht befragt. „Wir können keinen Verzicht üben, denn die Anleger sind die Eigner der Fonds“, heißt es etwa beim deutschen Fondsverband BVI. Die Logik dahinter ist einfach: Die Griechenland-Papiere befinden sich de jure in den Büchern der Anleger, nicht in denen von DWS, Union Investment und Co.

Auch wenn einige Vertreter der Branche erwarten, dass es am Ende eine gemeinschaftliche Lösung für die Fondsanbieter in Deutschland geben wird, vertreten die Verantwortlichen heute noch die Position, dass keine allgemeingültige Lösung in Sicht sei. „Wenn es darum geht, als Tausch gegen die Altschulden langfristige illiquide Anlagen zu bekommen, dann werden wir dem nicht zustimmen“, heißt es etwa bei der DWS.

„Einem Default Griechenlands müssten wir uns beugen, das wäre eine klare Sache, aber nach der heutigen Lage der Dinge kann ich nicht freiwillig auf das Geld meiner Mandanten verzichten“, sagt auch Allan Valentiner, Geschäftsführer von Johannes Führ Asset Management.
Das wirft die interessante Frage auf, wie viel Gewicht die Fondsbranche als Gläubiger Griechenlands auf die Waage bringt. Die Summe ist keinesfalls klar, weil die Lage vollkommen unübersichtlich ist. Fest steht, dass der Bankenverband IIF für rund 60% der griechischen Schulden steht. Wer neben der EZB und anderen institutionellen Anleger, die rund 40% der Schulden tragen, die Eigner im einzelnen sind, ist nicht bekannt.

Allerdings spricht einiges dafür, dass nur noch ein geringer Teil der Schulden Athens in den Sondervermögen in Europa schlummert. Eine Übersicht aus der Datenbank Morningstar Direct weist 302 Rentenfonds aus diversen Bond-Kategorien europaweit aus, die im Schnitt 1,33% des Fondsvermögens in Griechenland-Bonds investiert haben. Diese 304 Produkte verwalten ein Vermögen von 134,63 Milliarden Euro. Bei einem angenommenen Durchschnitt von 1,33% Griechenland-Bond-Quote könnten also 1,79 Milliarden Euro an Griechenland-Bonds in Fonds stecken. Das ist nur ein Bruchteil des Schuldenbergs Griechenlands, der sich per Ende 2010 auf rund 330 Milliarden Euro belief.

Fonds-Holdings als Bagatellgröße?

Insofern dürften Fondsanleger – wie auch einzelne Privatanleger - keine kritische Größe in der Umschuldung Griechenlands darstellen, was eine interessante Rechnung ermöglicht. Möglicherweise könnten Fondsanleger bei einem Schuldenschnitt besser fahren als die Banken, die eine freiwillige Umschuldungslösung mit Athen aushandeln. Warum? Aktuell haben die Griechenland-Bonds, die sich noch in Fonds befinden, entsprechend der üblichen Mark-to-Market-Bewertung, kräftig an Wert verloren. „Wir haben unsere einzige Griechenland-Position im Johannes Führ Renten Global auf 39% abschreiben müssen“, sagt etwa Valentiner von Johanes Führ. Weil Fonds überwiegend täglich Anteilspreise veröffentlichen müssen, ist diese Abschreibungspraxis gängig und dürfte auch in der Höhe der üblichen Größenordnung branchenweit entsprechen. Sollten Fonds also unter eine – freilich erst festzulegende - Bagatellgröße fallen, könnten sie also 100% des Nennwerts der Anleihen bei Fälligkeit zurückbekommen. Und das würde für die Fonds, die nicht zu 100 gekauft haben, Zuschreibungsgewinne, keine weiteren Verluste, bedeuten.

Die nächste Griechenlandanleihe in Höhe von 14,5 Milliarden Euro wird in nicht allzu ferner zukunft, nämlich am 20. März, fällig: Für Fondsanleger, wie für Einzelinvestoren in Griechenland-Bonds, bleibt es also weiterhin spannend.

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Über den Autor

Ali Masarwah

Ali Masarwah  Ali Masarwah war von 2011 bis Frühjahr 2021 als Chefredakteur für die deutschsprachigen Anleger Websites von Morningstar verantwortlich