7 Klippen beim ETF-Handel

Der Kauf oder Verkauf von ETFs ist nicht so leicht wie bei aktiv verwalteten Fonds.

Esko Mickels 20.03.2012
Facebook Twitter LinkedIn

ETFs ähneln in einem wichtigen Punkt Investmentfonds: Ihre Funktion ist ähnlich. Beide investieren in einen Korb von Wertpapieren, an dem die Anleger beteiligt sind. Auch rechtlich gesehen folgen sie dem Fonds-Gebot der Diversifikation. Doch beim Handel, dem An- und Verkauf, gleichen die börsennotierten Indexfonds eher Aktien. Ähnlich wie bei Aktien fallen bei ETFs handelsgebühren an. Zum einen kostet Sie als Investor der Zugang zur Börse Gebühren. Sie zahlen Ihrer Bank eine fixe Gebühr für jede Order. (Ein Faktor, den Sie auch kritisch beäugen sollten.) Daneben entstehen Maklergebühren, die bei Wertpapier-Transaktionen anfallen. Sie werden nicht separat ausgewiesen, sondern werden direkt dem Fondsvermögen belastet. Sie sind quasi unsichtbar für den Investor.

Aber unsichtbar ist nicht gleich unerheblich. Handelskosten können vielmehr sehr hoch ausfallen, wenn man sie in Relation zu den Verwaltungsgebühren des ETFs setzt, die in der Regel nur Basispünktchen betragen. Wer die Kostenquellen ignoriert und häufig handelt, mindert den Ertrag seines Depots unter Umständen erheblich, zumal dann wenn man viel handelt und ein Depot mit hohen Brokergebühren hat.

Vor diesem Hintergrund wollen wir Ihnen an dieser Stelle einige Vorschläge unterbreiten, wie Sie beim Kauf und Verkauf Ihrer ETFs Ihre Rendite steigern können. Weniger erfahreneren Investoren empfehlen wir, gegebenenfalls ihren Broker und/oder den Anlageberater zurate zu ziehen.

1. Vermeiden Sie es, zu Handelsbeginn oder -schluss zu handeln 

Oft schließt ein ETF nicht auf dem Niveau, der seinem Nettoinventarwert (auch: Net Asset Value, NAV) entspricht. Diese Differenz wird häufig am nächsten Morgen ausgeglichen. Dadurch kann es sein, dass sich der Kurs eines ETFs in die entgegengesetzte Richtung zu seinem Referenzindex bewegt. Bei ETFs auf ausländische Indizes fällt die Differenz üblicherweise größer aus.

Auch werden am Morgen häufig die Kurse der vom ETF abgebildeten Titel nachjustiert. Gegen Ende des Handelstages fangen wiederum die Market Maker an, ihre Positionen abzubauen und abzusichern (vor allem bei Fonds auf ausländische Indizes). Dadurch steigt die Volatilität eines ETF, was zu rasch steigenden oder fallenden Kursen und einer weiten Spanne zwischen An- und Verkaufspreis führt. Es ist daher ratsam, in den ersten und letzten 30 Handelsminuten keine Order zu platzieren.

2. Vorsicht bei volatilem Handel

An Tagen, an denen die Kurse stark schwanken, kann es sein, dass der fundamentale Wert des ETF kurzzeitig außerhalb der An- und Verkaufspreis-Spanne (auch Spread genannt) liegt. Zudem ist es wahrscheinlich, dass diese zwei Preise sehr weit auseinanderliegen 

3. Nutzen Sie limitierte Orders

Wenn es zu sehr breiten Spreads kommt, kann es sinnvoll sein, eine limitierte Order aufzugeben. Dabei setzen Sie den Preis fest, den Sie zahlen wollen. Ihr Auftrag hat somit nur begrenzte Auswirkungen auf den Markt. Allerdings besteht bei einer limitierten Order das Risiko, dass der Auftrag nicht ausgeführt wird und man nicht an einer Bewegung des ETF teilhat.

Eine Market Order, die sofort zum aktuellen Kurs ausgeführt wird, ist dagegen eine gute Lösung für ETFs mit einem engen Spread und einer bei der Größe Ihrer Order guten Liquidität.

4. Wählen Sie ETFs mit hoher Liquidität

Wenn möglich, sollten Sie Fonds mit einer engen An- und Verkaufsspanne und gutem Handelsumsatz suchen. Auch wenn ein hoher Umsatz nicht unbedingt hohe Liquidität bedeutet, dürfte eine limitierte Order für ein paar Hundert Titel zum aktuellen Marktpreis recht schnell ausgeführt werden. Große Order, die auch Kursveränderungen am Markt nach sich ziehen können, profitieren davon, dass der Market Maker die Preise nahe am NAV halten und große Block-Aufträge ausführen kann.

5. Handeln Sie, wenn der Markt für die abgebildeten Indizes geöffnet ist

Wenn Sie in ein ETF investieren, der ausländische Wertpapiere - beispielsweise amerikanische Titel oder Aktien aus Schwellenländern - abbildet, sollten Sie wenn möglich nur investieren, wenn diese Märkte geöffnet sind. Denken Sie dabei daran, dass viele Rohstoffmärkte nicht zu den selben Zeiten geöffnet sind wie der Aktienmarkt. Die Börsen in Tokio und Australien schließen bereits früh am Morgen; der Handel mit Getreidekontrakten in Chicago etwa beginnt erst um 16.30 Uhr MEZ und endet um 20.15 Uhr MEZ. Indem Sie sich nach Zeiten richten, in denen beide Märkte geöffnet sind, zahlen Sie keinen Aufschlag für Unsicherheit.

6. Lohnt sich eine Stopp-Loss-Order?

Bei einer Stopp-Loss-Order wird automatisch verkauft, wenn der Preis des ETF eine zuvor festgelegte Schwelle erreicht. Meist setzt man als Schwelle einen festen Preis an. Sie können aber auch eine sogenannte Trailing-Stopp-Loss-Order aufgeben. Dabei wird die Schwelle sukzessive der Bewegung des ETF angepasst. Steigt der Kurs des ETF, steigt auch die Schwelle, bei der ein Verkauf ausgelöst wird. Damit können Sie Ihren gut laufenden ETFs gelassen bei ihrem Aufstieg zusehen, während Sie nach unten abgesichert sind.

Das Risiko dieser Strategie besteht darin, dass ein ETF bei seinem Anstieg einen Rücksetzer erleidet, dabei einen Verkaufsauftrag auslöst und dann weiter steigt - ohne dass Sie dabei sind. Das ist einer der Gründe, warum das Setzen eines Stopp-Loss eher eine Kunst ist als eine Wissenschaft: Setzt man die Schwelle zu nah am aktuellen Kurs, steigt man vielleicht zu früh aus dem Rennen aus. Setzt man die Schwelle zu weit weg vom aktuellen Kurs, fährt man vielleicht zu hohe Verluste ein. Zugegeben: Eine schwierige Entscheidung. Im Allgemeinen kann man jedoch sagen, dass eine Stopp-Loss-Order besser für kurzfristig orientierte Investoren geeignet ist als für langfristige Anleger.

7. Achten Sie auf die Zahl der Market Maker

Market Maker erhöhen die Liquidität und tragen dazu bei, dass die An- und Verkaufsspanne nahe am NAV des ETF liegt. Generell gilt daher: Je mehr Market Maker aktiv sind, desto besser. Wenn Sie erfahren wollen, wer für ein ETF als Market Maker arbeitet, können Sie entweder den ETF-Anbieter fragen oder die Angaben des Brokers durchlesen (wenn Sie Level-II-Quotes erhalten).

 

Facebook Twitter LinkedIn

Über den Autor

Esko Mickels