Die Highlights der Indexwoche: ETF Times

Unsere Kolumne zu börsengehandelten Indexprodukten für die Woche 26. bis 30.3.2012

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Willkommen zu unserer neuen Ausgabe der ETF Times! In unserer wöchentlichen Publikation für Deutschland, Österreich und die Schweiz fassen wir die Highlights der Märkte zusammen. Wir stellen die Gewinner und Verlierer der Woche unter den in Europa gelisteten ETFs vor und geben einen Überblick über die neugelisteten Produkte in Europa.

Marktbericht

Noch vor meinem Urlaub habe ich jede Woche die ETF-Times mit Sätzen wie „Diese Woche stand ganz im Zeichen der Griechen, aber wen überrascht das noch?“ begonnen. Diese Woche muss man schon fast nach diesen Nachrichten suchen. Was ist passiert? Die EZB hat seit Dezember 2011 die Banken mit €1 Billion an billigen Krediten versorgt, die wiederum teilweise in Staatsanleihen der Krisenländer angelegt wurden. Daraufhin sind die Zinsen der betroffenen Staatsanleihen gesunken, und - kombiniert mit weiterreichenden Sparmaßnahmen, Rettungsschirmen und Regulierungsänderungen - wurden den Investoren die Angst einer Ausbreitung der Krise zumindest vorläufig etwas genommen. Außerdem hat der starke Jahresanfang des Aktienmarktes geholfen.

Der Ifo-Index, das wichtigste Konjunkturbarometer in Deutschland, stieg im März von 109,6 auf 109,8 Zähler und lag damit über den Erwartungen von Beobachtern, die einen Rückgang auf 109,5 Punkte erwartet hatten. Der GfK-Konsumklimaindex für April sank hingegen um 0,1 Punkte auf 5,9. Grund für den Rückgang sind unter anderem höhere Benzinpreise. Ungeachtet der sich aufhellenden Stimmung enttäuschte am Dienstag eine spanische Anleihen-Auktion. Die spanische Regierung platzierte 3- und 6-Monatsanleihen im Wert von €2,6 Milliarden mit einer Rendite von 0,836%. Im Vormonat musste die Regierung lediglich 0,764% für vergleichbare Anleihen zahlen.

Die höhere Rendite schreiben Analysten der Tatsache zu, dass das Haushaltsdefizit für 2012 auf 5,3% nach oben korrigiert wurde. Italien konnte hingegen erfolgreich Staatsanleihen im Wert von €8,25 Milliarden platzieren. Die italienische Regierung zahlt für die zehnjährigen Anleihen 5,24%, so wenig wie seit August 2011 nicht mehr.

Der Umsatz im Servicesektor in Großbritannien ist im Januar leicht um 0,2% angestiegen und schnürt damit Hoffnung, dass eine Rezession verhindert werden kann. Der Servicesektor macht etwa Zweidrittel des BIP aus und wird daher sehr genau von Volkswirten beobachtet.

Ölunternehmen litten unterdessen in dieser Woche unter einem Gasleck einer Ölplattform der französischen Total in der Nordsee, was Erinnerungen an die BP-Ölkatastrophe vor zwei Jahren weckt. Eine ähnliche Naturkatastrophe ist jedoch nicht zu erwarten, da dass Gas sich in die Atmosphäre verteilt.

In den USA ist die Zahl der Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe letzte Woche erneut um 5,000 auf 359,000 gesunken und erreicht damit den niedrigsten Stand seit April 2008. Analysten hatten jedoch im Schnitt mit 350,000 Anträgen gerechnet. Auch die Zahl der ausstehenden Hausverkäufe im Februar sank um 0,5% und verfehlte damit die Erwartungen von 1% Wachstum. Außerdem gaben Äußerungen von FED-Chef Ben Bernanke Raum für Spekulationen für eine weitere Runde geldpolitischer Lockerung. Er forderte ein stärkeres Wachstum, um den Arbeitsmarkt weiter auf die Beine zu helfen. Diese Äußerungen kamen vor dem Hintergrund durchwachsener Indikatoren. Das Verbrauchervertrauen in den USA ging jedoch auf 70,2 Punkte zurück nachdem es im Februar noch bei 71,6 Zählern lag. Analysten erwarteten lediglich einen Rückgang auf 70,3 Zähler. Auch die Daten der Auftragseingänge für langlebige Wirtschaftsgüter enttäuschten mit 2,2% Wachstum; erwartet wurden 3%.

In Japan gibt es erfreuliche Arbeitsmarktdaten. Wie diese Woche bekannt wurde, sank die Arbeitslosenquote in Februar von 4,6% auf 4,5%.

Die Woche am ETF Markt

Das Edhec-Risk Institute hat diese Woche seine Europaweite ETF-Umfrage veröffentlicht. Die Ergebnisse stimmen zum großen Teil mit den Resultaten unserer Morningstar ETF-Umfragen in Europe überein. Generell besteht mehr Aufklärungsbedarf. Investoren bevorzugen zudem physisch replizierende Indexprodukte. Wenn Investoren jedoch speziell über einzelne Kriterien gefragt wurden, wie z.B. Zuverlässigkeit, Kosten, Markt-Abdeckung und Risiken, stellt sich heraus, 

Wenn Investoren jedoch speziell über einzelne Kriterien gefragt wurden, wie z.B. Zuverlässigkeit, Kosten, Markt-Abdeckung und Risiken, lassen die Antworten in Summe den Schluss zu, dass sie synthetische Replikation leicht bevorzugen. Investoren gaben synthetischen ETFs lediglich ein schlechtes Rating in Bezug auf das Kontrahentenrisiko. Dies ist aber angesichts der Tatsache, dass physisch replizierende ETFs Wertpapierleihe betreiben und somit auch Kontrahenten-Risiken ausgesetzt sind, ein Trugschluss. Die komplette Umfrage können Sie hier Nachlesen.

Nachdem letztes Jahr die ETF-Branche heftig über physische versus synthetische ETFs diskutiert hat und Anfang des Jahres die neuen ESMA Richtlinien den Fokus mehr auf die Wertpapierleihe und UCITS-Fond im Allgemeinen gelenkt hat, kommt nun das Thema Steuern auf die Deutsche Fondsbranche zu.

Einem Bericht von Reuters zufolge, ist eine Reform des Investmentgesetzes geplant, die Publikumsfonds für bestimmte Investorengruppen schlechter stellt als Investments in Einzelaktien. Es heißt, dass künftig gemeinnützige Einrichtungen Dividendenerträge aus Publikumsfonds generell mit 15 Prozent versteuern sollen. Dividendenerträge aus deutschen Aktien für gemeinnützige Einrichtungen bleiben im Gegenzug steuerfrei, sofern die Investoren die Wertpapiere direkt im Portfolio halten. Andere institutionelle Investoren sollen gezahlte Körperschaftsteuer auf deutsche Dividendenerträge aus Publikumsfonds nicht mehr auf ihre Steuerschuld anrechnen dürfen. Dividendenerträge aus Direktanlagen in Aktien blieben dagegen weiterhin anrechenbar. Dies würde thesaurierende Fonds etwas in den Vordergrund rücken. Ob die geplante Reform der Branche schaden wird bleibt jedoch erstmal abzuwarten.

Credit Suisse zieht sich weiter aus dem Geschäft Swap-basierter ETFs zurück. Wie am Montag bekannt wurde, stellt der Schweizer ETF-Anbieter Anfang Mai sieben weitere ETFs von synthetischer Replikation auf physische Replikation um. CS will sich als führender Anbieter von physischen ETFs zu etablieren. Unter anderem soll der MSCI Russia umgestellt werden, der selbst von iShares, dem physischen Anbieter schlechthin, swap-basiert abgebildet wird. Wir dürfen gespannt sein, wie Investoren die Umstellen aufgreifen. Besonders hoch ist die Hürde jedenfalls nicht: Im Februar flossen nur 64.000 Euro in den CS ETF (IE) on MSCI Russia, wie aus den Morningstar-Absatzdaten für den vergangenen Monat zeigen (lesen Sie hier den Bericht zur Morningstar-ETF-Absatzstatistik).

In Indien wird die Suche der Regierung nach neuen Geldquellen immer Kreativer. Wie diese Woche bekannt wurde, überlegt der indische Finanzminister, einen ETF aufzulegen, um Teile von Unternehmen in staatlicher Hand zu verkaufen.

Der Indexanbieter STOXX veröffentlichte ein neues Klassifikationssystem für entwickelte Staaten und Schwellenländer. Gleichzeitig wurde der STOXX Emerging Markets Total Return Index ins Leben gerufen, der auf dem neuen Model basiert. Das neue Model ist ausschließlich regelbasiert und damit sehr transparent.

Auch MSCI berechnet neue Indizes auf Schwellenländer, welche Unternehmen aufgrund ihrer regionalen Tätigkeit statt ihrer Herkunft in den Index aufnehmen. Dabei gibt es z.B. Indizes wie den MSCI Europe with Emerging Market Exposure. Nestlé generiert ca. 2% der Erträge in der Schweiz, aber 35% in Schwellenländern. Damit würde sich das SMI-Schwergeicht für die neue Indexfamilie qualifizieren.

Nachdem sich BBVA als ETF-Anbieter aus dem spanischen Markt stark zurückgezogen hat, versucht nun Amundi die Lücke zu füllen und läst fünf seiner Produkte zum Verkauf in Spanien anmelden. In Spanien leiden ETFs unter ungünstigeren Steuern, was diese Produktklasse wenig attraktiv für Investoren erscheinen lässt. Wir dürfen also auf den Erfolg oder eben Miss-Erfolg von Amundi gespannt sein.

Gewinner – Verlierer der Woche

Auf der Gewinnerseite ist diese Woche kein klarer Trend zu erkennen. Jedoch konnten Volatilitäts-ETFs von der wechselnden Stimmung im lauf der Woche profitieren.
Auf der Verliererstrasse finden sich einmal mehr Gas-ETFs, die weiterhin unter der geringeren Nachfrage leiden dürften.


 

ETF Markt – Neuemissionen

Lyxor hat diese Woche vier neue Produkte an der Deutsche Börse gelistet. Der Lyxor ETF Broad Commodities Momentum TR bildet einen Strategieindex ab, der Abhängig von der Marktsituation Rohstoffe unterschiedlich gewichtet. Rohstoffe in Backwardation werden stärker gewichtet, um Rollgewinne zu realisieren. Auch der Lyxor ETF Broad Commodities Optimix TR ist ein Strategieindex, der versucht den Rollmechanismus zu optimieren. Für 24 zugrunde liegenden Rohstoffe wir anhand von verschiedenen Kriterien der beste Zeitpunkt für das Rollen bestimmt. Beim dritten ETF, dem Lyxor ETF S&P GSCI Aggregate 3 Months Forward, bietet sich die Möglichkeit für Investoren an der Wertentwicklung der drei gleichgewichteten Rohstoffsektoren Agrar und Lebendvieh, Energie sowie Metalle zu partizipieren. Der letzte ETF, der Lyxor ETF S&P GSCi Aggregate Inverse 1 Month Forward, bietet Investoren Zugriff auf die inverse Wertentwicklung der drei gleichgewichteten Rohstoffsektoren Agrar und Lebendvieh, Energie sowie Metalle zu partizipieren.

Die Commerzbank hat 12 ETNs an die Deutsche Börse gebracht. Die Notes geben Investoren Zugriff auf die positive und die  inverse Wertentwicklung der Nikkei 225 Index Future, Hang Seng Index Future und HSCEI Future (H-shares) mit jeweils drei- oder vierfachem Hebel abgebildet.

Source hat zudem seinen MSCI Europe Value Source ETF auch an der Deutschen Börse gelisted. Der ETF bietet Anlegern Zugriff auf die Wertentwicklung von europäischen Unternehmen, welche angesichts ihres Aktienkurses im Vergleich zu ihrem Unternehmenswert als unterbewertet eingestuft werden. Man spricht in diesem Zusammenhang von „Substanztiteln“. Dabei werden folgende Kennzahlen betrachtet: Kurs/Buchwert, Gewinnschätzung auf 12-Monats-Sicht im Verhältnis zum Kurs sowie mit die Kurs/Dividendenrendite.


 

 

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Über den Autor

Gordon Rose, CIIA, CAIA,

Gordon Rose, CIIA, CAIA,  war von 2011 bis 2014 Fondsanalyst bei Morningstar.