ETF-Anbieter machen ihre Fonds sicherer

Die große Morningstar-Studie zum globalen Markt für synthetische ETFs.

Ali Masarwah 11.05.2012
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Sie haben sich gemüht und gestreckt: Die Anbieter von Swap-ETFs haben nach der Verschärfung der Euro-Krise im Herbst 2011 ihre Produkte deutlich transparenter und auch sicherer gemacht. Dies sind die zentralen Ergebnisse der zweiten großen Morningstar-Studie zu Swap-ETFs, die in dieser Woche veröffentlicht wurde (lesen Sie hier die vollständige Studie). Im Gegensatz zur ersten Studie vom Juli 2011 ist unsere aktuelle Untersuchung auch nicht auf Europa beschränkt, sondern hat den globalen Markt für Swap-ETFs zum Gegenstand (hier finden Sie die Studie vom Juli 2011).

Im Europa stehen die Zeichen auf Sicherheit

Im Mittelpunkt des Abschnitts zum europäischen ETF-Markt stehen die Fragen, ob die ETF-Anbieter Anlegern heute sicherere Produkte bieten und wo noch Spielraum für Verbesserungen besteht. Der Hintergrund: Die Anbieter von Swap-ETFs sind im vergangenen Jahr ins Visier der Aufsichtsbehörden geraten, die Bedenken hatten, dass derartige Produkte ein systemisches Risiko darstellen könnten. Als dann im Herbst 2011 im Zuge der Finanzkrise Sorgen um die Solidität des Euro-Banken-Systems die Runde machten, verkauften Anleger in großem Stil Swap-basierte ETFs. Sie hatten - vor allem bei französischen Anbietern - die Befürchtung, dass ihre ETFs durch notleidende französische Swap-Kontrahenten in Mitleidenschaft geraten könnten. Vor allem Lyxor hatte darunter in Gestalt hoher Mittelabflüsse aus seinen ETFs zu leiden (lesen Sie hier mehr).

Wo stehen Swap-ETF-Anbieter heute?

Vorweg gesagt: Die Produkte sind seit unserer letzten Erhebung transparenter geworden. Inzwischen gehört es nicht nur zur Kür, sondern auch zur Pflicht, dass Anbieter täglich auf ihrer Website darüber informieren, was in ihren Fonds tatsächlich steckt. Die Zusammensetzung des Sicherheitenkorbes in den Produkten ist für Anleger heute deutlich besser erkennbar als noch vor einem Jahr.

Doch es gibt noch immer Spielraum für weitere Verbesserungen. Auch wenn die meisten Anbieter täglich über die Zusammensetzung ihrer ETFs berichten, gibt es noch Ausnahmen. Nach wie unterscheidet sich auch nicht nur die Frequenz, sondern auch die Qualität der Berichte über die Zusammensetzung des im ETF verwendeten Sicherheitenkorbes von Anbieter zu Anbieter. Auch die Transparenz, welche Bank bei welchem ETF hinter dem Swap-Deal steht, ist noch nicht optimal. Dies gilt vor allem bei solchen ETFs, die das Kontrahentenrisiko über mehrere Banken verteilen. Auch die Natur der verwendeten Swap-Replikationsmethode (fully funded vs unfunded) ist für Außenstehende nicht so ohne weiteres zu erkennen. Gänzlich unbefriedigend ist nach wie vor die Veröffentlichung der Kosten für den Swap, den der ETF an die Bank entrichtet: die Mehrheit der ETF-Anbieter schweigt sich über diese Kosten aus. Für Anleger ist es allerdings wichtig zu wissen, in welchem Maße ihr Fonds den Index underperformen könnte (jede Kostenposition, und sei sie noch so gut in der Bankbilanz versteckt, ist ein potenzieller oder aktueller Kostenpunkt, und jeder Kostenpunkt ist eine Quelle für Underperformance gegenüber dem Index).

Die wichtigsten Veränderungen bei Swap-ETFs betrifft die Anbieter Lyxor und Amundi. Beide wurden im vierten Quartal 2011 besonders von der Finanzkrise in Mitleidenschaft gezogen. Sie sind heute dazu übergegangen, die Kontrahentenrisiken am Ende jedes Handelstages auf null zu setzen. Bis Sommer 2011 wiesen die ETFs von Lyxor und Amundi ein maximales Kontrahenten-Risiko von 10% des Fondsvermögens auf, eine Besicherung dieses Risikos wurde nicht vorgenommen. Das hat sich seitdem aus Anlegersicht deutlich verbessert.

War es die Mühe Wert? Wie Anleger sich heute verhalten

Ob sich diese Mühen für die Anbieter gelohnt haben, muss sich allerdings erst noch zeigen. Anleger in Europa haben sie bisher jedenfalls nicht erkennbar honoriert. Auch wenn die hohen Abflüsse aus Swap-ETFs gestoppt wurden und einige Anbieter 2012 sogar Zuflüsse verzeichnen, ist die Erholung bescheidener ausgefallen, als man es vielleicht hätte erwarten können. Auch hat das Übergewicht der Anbieter voll replizierender ETFs, vor allem iShares, mit Blick auf Nettomittelzuflüsse in Europa in diesem Jahr unverändert Bestand. Das erstaunt, denn aktuelle Umfragen zeigen, dass sich Investoren heute wesentlich weniger Sorgen um die Risiken in Swap-ETFs machen als noch im vergangenen Jahr. Entsprechend fiel der Tenor bei unserer Umfrage in Großbritannien aus (lesen Sie hier die Ergebnisse).

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Über den Autor

Ali Masarwah

Ali Masarwah  Ali Masarwah war von 2011 bis Frühjahr 2021 als Chefredakteur für die deutschsprachigen Anleger Websites von Morningstar verantwortlich