Der europäische Aktienmarkt befindet sich derzeit in einer Art Schwebezustand: Die historischen Höchstmarken sind nicht allzuweit entfernt – und scheinen dennoch derzeit schwer erreichbar – DAX und Euro Stoxx 50 treten seit Anfang des Jahres auf der Schwelle, ganz so, als trauten Anleger dem Braten nicht recht. Möglicherweise sieht es nur scheinbar anders in der Schweiz aus, wo der SMI von Höchststand zu Höchststand eilt; man könnte argumentieren, dass in konjunkturell schwierigen Zeiten Anleger den SMI wegen der defensiven Natur des Schweizer Aktienmarktes hochkaufen. (Alle Fondsmanager lieben heute Nestlé, wie sehr, zeigt, dass sogar Emerging Markets-Fonds sich mit der Aktie des Nahrungsmittelkonzerns vollgeladen haben, mit dem Argument, dass Nestlé einen großen Teil seines Umsatzes in den Schwellenländern erzielt!)
Die vorsichtigen Investoren könnten Recht haben. Seitdem die Europäische Zentralbank dem Euro im vergangenen Sommer eine Art Blankoscheck ausgestellt hat, sind die Aktienkurse weit vorausgeeilt. Zu weit, könnte sagen, wer die Entwicklung der Konjunktur im Blick hat. Denn der Ausblick für Europa ist trübe; die Eurokrise ist längst nicht gelöst, und die chronische Wachstumsschwäche des Euro-Südens dehnt sich unaufhaltsam in Richtung Norden aus und macht sich auch in den Kernstaaten der Eurozone bemerkbar (von Großbritannien brauchen wir gar nicht erst zu reden!).

Der Blankoscheck der EZB für den Euro im vergangenen Sommer hat die Aktienkurse in ungeahnte Höhen katapultiert