USA – Das Land der unbegrenzten Auswahl

Investoren bietet sich eine große Auswahl an ETFs, um in US-Standardwerte zu investieren. Jedoch sind nicht alle Produkte gleich und auch die Kosten unterscheiden sich spürbar. Der Morningstar ETF-Spread-Bericht.

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Der amerikanische Aktienmarkt durchlebte in den letzten Wochen eine eher volatile Phase, vor allem im Juni haben Aktien starke Verluste verbucht. Grund hierfür war die Ankündigung von Fed-Chef Ben Bernanke, möglicherweise die Liquiditätsspritzen einzudämmen und weniger Anleihen zu kaufen. Die Verluste am Aktien- und Anleihenmarkt waren so stark, dass Ben Bernanke seine Äußerungen konkretisierte und betonte, dass die Zinsen noch eine Weile auf dem historischen Tief von knapp über 0% bleiben, im Gegensatz zur generellen Markterwartung. Auch die Anleihenkäufe sollen fortgeführt werden.

Sollten sich die Äußerungen von Ben Bernanke längerfristig positiv auf die Märkte auswirken und die US-Wirtschaft sich weiter erholen, könnte sich ein US-Investment durchaus lohnen. Unser wöchentlicher Bericht zu Eigenschaften und Kosten von ETFs auf ausgewählte Morningstar-Kategorien hilft Ihnen dabei, die Kosten zu minimieren, um die Rendite zu maximieren.

Zum Hintergrund: Bei ETFs fallen vielfältige Gebühren an. Die Management-Gebühren sind bei den ETF-Kosten das Eine. Das andere sind die Gebühren, die beim An- und Verkauf anfallen, die Spreads. Gerade in illiquiden Märkten fallen häufig relativ hohe Kosten an. Wir haben schon häufiger darauf hingewiesen, dass Anleger neben der Management-Gebühr diese häufig übersehene Kostenkomponente beachten sollten (lesen Sie hier mehr).

Insgesamt gibt es über 40 Produkte auf den amerikanischen Aktienmarkt. Um die Übersicht jedoch zu behalten, haben wir uns lediglich auf die 15 größten Produkte in Europa konzentriert. Zunächst möchte ich auf die Besonderheiten der wichtigsten US-Aktienindizes für Standardwerte eingehen, die die Underlyings der ETFs unserer Tabelle darstellen.

Um US-Aktien abzubilden, greifen die Anbieter auf die verschiedensten Indizes zurück, wobei sich die Unterschiede bei der Indexkonstruktion meist in Grenzen halten. Der wohl prominenteste Index ist der S&P 500. Der Index besteht aus den Aktien der 500 größten Unternehmen mit Hauptsitz in den USA (mit der Ausnahme von einer Handvoll ausländischer Unternehmen). Gewichtet wird der Index anhand der Streubesitz-Marktkapitalisierung. Dabei repräsentiert der S&P 500 75% der Marktkapitalisierung.

Der MSCI USA Index gewichtet zwar auch anhand der Marktkapitalisierung, deckt aber insgesamt 85% des US-Aktienmarktes ab. Lediglich der DJ Industrial Average Index ist etwas anders zusammengesetzt und beinhaltet 30 US-Aktien, die außer Transport und Versorgern, die gesamte Industriepalette abdeckt. Die Unternehmen werden hierbei durch die Redaktion des Wall Street Journals ausgewählt und unterliegen daher keinen quantitativen Auswahlkriterien. Im Vergleich zu marktüblichen Indizes, die anhand der Marktkapitalisierung gewichtet sind, ist der DJ Industrial Average Index Preisgewichtet. Diese Methode ist relativ einfach, da die Gewichtung der einzelnen Wertpapiere bestimmt wird indem der jeweilige Preis durch die Summe der Preise aller Indexbestandteile dividiert wird. Wertpapiere mit dem höchsten Preis werden also am stärksten gewichtet und haben daher den größten Einfluss auf den Indexwert.

Aber nun wieder zurück zu den Spreads. In den 30 Handelstagen vom 6. Juni bis 17. Juli weist der iShares S&P 500 USD (DE) mit lediglich einem Basispunkt den engsten Spreads auf. Das in Ireland ansässige Pendant von iShares folgt mit einem Spread von 4 Basispunkten auf dem zweiten Platz. Auch der Amundi ETF S&P 500 ETF EUR auf dem dritten Platz weist ein Spread von 4 Basispunkten auf. Ab dem vierten Platz geht es dann in kleinen Schritten vom db x-trackers MSCI USA TRN mit 6 Basispunkten bis zum UBS-ETF MSCI USA I mit 17 Basispunkten. Lediglich der db x-trackers S&P 500 GBP Hedged TR fällt etwas aus der Reihe und liegt mit einem Spread von 73 Basispunkten weit abgeschlagen auf dem letzten Platz.

 

 

 

Einmal mehr ist es interessant zu sehen, dass die Größe der Produkte nicht unbedingt mit den Spreads positiv korreliert. So weisen zwar die zwei größten Produkte die engsten Spreads auf, jedoch gibt es mit dem UBS-ETF MSCI USA auch relativ große Produkte mit wesentlich weiteren Spreads.

Das Beispiel vom db x-trackers S&P 500 zeigt zudem, dass die Währungsabsicherung recht teuer sein kann. Die währungsbesicherten Produkte weisen einen weitaus größeren Spread auf als der ETF mit Währungsrisiko; insbesondere scheint die Absicherung gegen das britische Pfund sehr teuer gewesen zu sein. Interessant hierbei ist jedoch, dass dieses Produkt eine geringere Management-Gebühr aufweist als das Produkt ohne Hedge.

Bei den ETFs auf US-Standardwerte gibt es nicht nur bei den Spreads, sondern auch bei den Management-Gebühren erhebliche Unterscheide. Zwischen den günstigsten ETFs von Amundi, db X-trackers und HSBC und dem teuersten von iShares liegen 25 Basispunkte. Investoren sollten daher bei der Kostenanalyse genau hinschauen und vor allem ihr Anlagezeitrum berücksichtigen.

Da es hier primär um Kosten geht, ist noch eine Randbemerkung zu Vanguard angebracht. Zwar gehört der Vanguard S&P 500 ETF nicht zu den 15 größten Produkten, hat aber in den letzten Monaten sehr hohe Mittelzuflüsse erhalten. Im Januar stand das verwaltete Vermögen noch bei knapp €70 Millionen. Mittlerweile verwaltet der US-Anbieter in diesem Produkt fast €420 Millionen und ist damit nicht mehr sehr viel kleiner als die Nummer 15 in unserem Ranking, der Lyxor ETF Dow Jones Industrial Average. Interessant ist zudem, dass fast die gesamten Zuflüsse laut Vanguard von Privatinvestoren stammen. Für institutionelle Anleger hat Vanguard in Europa erstens noch nicht den Bekanntheitsgrad und, noch viel entscheidender, keinen ausreichenden Track-Record. Dies wird sich jedoch im Laufe der Zeit ändern und dann dürfte Vanguard eine erstzunehmende Konkurrenz sein.

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Über den Autor

Gordon Rose, CIIA, CAIA,

Gordon Rose, CIIA, CAIA,  war von 2011 bis 2014 Fondsanalyst bei Morningstar.