Europäische Value-Aktien erstmals in diesem Jahr vor Growth-Titeln

Morningstar Market Barometer für November zeigt stärkste Performance bei europäischen Small Caps.

Fernando Luque 08.12.2016
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Auch im November ist ein wohltuender Schauer auf ein nahezu ausgetrocknetes Feld niedergegangen: Value-Aktien haben zum zweiten Monat in Folge Growth-Aktien hinter sich gelassen. Besonders markant war die Outperformance im Standardwerte-Bereich. Wie aus unserem monatlich berechneten Morningstar Marktbarometer für europäische Aktien hervorgeht, legten grosskapitalisierte Value-Titel (auf Euro-Basis) um 2,9 Prozent zu. Dagegen mussten ihre Growth-Pendants im November einen leichten Verlust von 0,7 Prozent hinnehmen. 

Deutlich, wenn auch nicht ganz so ausgeprägt, war auch der Abstand im November bei den Nebenwertesegmenten. Mid Cap Value-Aktien stiegen ebenfalls um 2,9 Prozent gegenüber 1,3 Prozent bei Mid Cap Growth. Small Cap Value-Aktien legten sogar um 3,1 Prozent zu gegenüber einem ebenfalls ordentlichen Plus von 2,6 Prozent bei den Growth-Pendants. Damit haben sich erstmals in diesem Jahr die Vorzeichen umgekehrt: Erstmals liegen grosskapitalisierte Value-Aktien vor ihren Growth-Pendants. Anders hingegen das Bild bei Mid und Small Caps: hier besitzen nach elf Monaten Growth-Titel noch immer einen recht klaren Vorsprung vor Value. 

In unserem monatlichen Format zerlegen wir den Morningstar Europe Developed Markets Index kapitalgewichtet in die Bestandteile unserer Aktien-Style Box, eine Neun-Felder-Matrix, die Aktien nach Grösse und nach Stil gliedert. Die untere Grafik lesen Sie jeweils von links nach rechts: Die oberen beiden Quadrate zeigen die Style Box Performance für den vergangenen Monat und das laufende Jahr, die untere Reihe zeigt die Performance für die abgelaufene Zwölfmonats-Periode sowie die Dreijahres-Performance (kumuliert). 

European Market Barometer Nov 2016 a

 

Interessanterweise stachen bei Standardwerte britische Aktien heraus, im positiven wie im negativen Sinne. Auf der Value-Seite stachen HSBC Holdings PLC, Prudential PLC und Barclays PLC hervor. Sie legten (kapitalgewichtet und auf Euro-Basis) um 9,0 Prozent, 22,7 Prozent und 20,0 Prozent zu. Angetrieben war die Performance von einem starken Pfund, das im November gegenüber dem Euro um 5,8 Prozent zulegte. Im Growth-Bereich lieferten Vodafone Group und National Grid mit einem Minus von 6,9 Prozent bzw. 7,8 Prozent die schwächsten Performance-Beiträge. 

Blicken wir auf die Sektoren-Ebene. Hier schlugen sich Rohstoff-Aktien mit einem Plus von 5,7 Prozent am besten, gefolgt von Energie-Aktien, die von steigenden Rohölnotierungen profitierten. Sie legten um 5,2 Prozent zu. Finanz-Aktien konnten ebenfalls mit einem Plus von 4,5 Prozent kräftig zulegen. Auf der Negativseite stachen Versorger (minus 6,7 Prozent), Telecoms (minus 4,1 Prozent) und defensive Konsumwerte (minus 3,1 Prozent) hervor.

European Market Barometer Nov 2016 d

 

Unser Marktbarometer misst auch die Bewertung der Aktien. Dabei verwenden wir unsere hauseigene Bewertungskennziffer Price/Fair Value, P/FV (auf Deutsch Kurs/Fair Value Verhältnis, K/FVV). Ein Wert von unter 1,0 signalisiert eine Unterbewertung, ein Wert grösser Null zeigt an, dass eine Aktie überbewertet ist, und K/FVV von 1,0 besagt, dass ein Unternehmen fair bewertet ist (lesen Sie hier mehr zu unserer Aktien-Research-Methodologie).

Die untere „Heatmap“ zeigt die Bewertung nach Ländern. Auffällig ist dabei, dass neben in Belgien notierten Aktien vor allem Schweizer Aktien günstig bewertet sind. Vor allem die drei Schwergewichte Nestlé, Novartis und Roche notieren deutlich unter der 1,0-Marke. Das ist ein ungewöhnliches Bild, das allerdings wegen des schwachen Euro nicht überall ausserhalb der Schweiz auch so wahrgenommen wird. Richtig teuer wird es in den nordischen Ländern, wo insbesondere norwegische Aktien überbewertet sind.

Grafik: Im Norden ist es bewertungsseitig im Winter regelrecht heiss

Altas Valuation Nov 2016

 

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Über den Autor

Fernando Luque

Fernando Luque  ist Chefredakteur morningstar.es, Morningstar Spanien