ETFs: Gewinner und Verlierer im März

Kryptowährungen, Nickel und Erdgas standen im vergangenen Monat an der Spitze der Performance-Liste. Europäische Einzelhandelsaktien haben hingegen gelittten. Auch chinesische Aktien stürzten ab.

Valerio Baselli 12.04.2022
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Valerio Baselli

 

Laut Morningstar-Daten lagen im März rund 139 Prozentpunkte zwischen den besten und den schlechtesten börsengehandelten Produkten (ETPs) Europas, wobei die Renditen zwischen 57,2 % und -16 % lagen.

Wir haben uns die wichtigsten Trends im dritten Monat des Jahres angeschaut und dabei inverse und gehebelte Fonds ausgeklammert. Da es sich bei diesen Instrumenten um rein passive Produkte handelt, spiegeln sie die Entwicklung der Märkte ohne die (gute oder schlechte) Voreingenommenheit eines aktiven Managers wider.


Die Spitzenreiter

Die Top 20 werden im März von zwei Krypto-ETPs von 21Shares angeführt, die auf Aave (einer open-source, dezentralen Darlehens-Plattform, die auf der Ethereum-Blockchain basiert) und Solana setzen.

Außerdem gibt es vier Tracker, die in Nickel engagiert sind. Das Industriemetall wird hauptsächlich zur Herstellung von Edelstahl sowie von Batterien verwendet, einschließlich wiederaufladbarer Nickel-Cadmium-Batterien und Nickel-Metallhydrid-Batterien, die in Hybridfahrzeugen Anwendung finden. Der Nickel-Markt erlebte im vergangenen Monat das, was im Fachjargon als Short Squeeze bezeichnet wird. Das bedeutet, Short-Investoren - d. h. diejenigen, die auf einen Rückgang des Assetpreises gesetzt hatten – durch einen starken Anstieg dieses Vermögenswerts gezwungen werden, das Asset zu kaufen, um nicht alles zu verlieren - was den Preis natürlich noch weiter in die Höhe treibt.

Am 8. März erreichten Nickel-Futures nach einem Tagesanstieg von 90 % ein Allzeithoch von über 100.000 $ pro Tonne. Das zwang die London Metal Exchange, den Handel für eine Woche auszusetzen und nach der Wiedereröffnung eine Reihe von Handelsbeschränkungen einzuführen.

Auf Russland entfallen rund 10 % der weltweiten Nickelproduktion, und Marktteilnehmer befürchten, dass die Verfügbarkeit durch westliche Sanktionen gegen Moskau stark eingeschränkt werden könnte.

"Das Risiko, dass es kurzfristig zu einem weiteren Short Squeeze kommen könnte, ist auf dem Nickelmarkt nach wie vor hoch", heißt es in einer kürzlich von S&P Global Commodity Insight veröffentlichten Mitteilung. Deshalb haben die Analysten die Prognose für den Nickelpreis im Jahr 2022 um 46 % auf 32.868 USD/t erhöht, heißt es im “Nickel Commodity Briefing Service” vom 31. März.

Auch der Erdgaspreis wird weiterhin durch den Krieg in der Ukraine und die geopolitischen Spannungen beeinflusst. Händler befürchten, dass die russischen Gaslieferungen (die größtenteils durch die Ukraine verlaufen) im Zuge der Eskalation unterbrochen werden könnten oder dass russisches Gas, das über Pipelines unter Umgehung der Ukraine geliefert wird, durch westliche Sanktionen gestoppt werden könnte.

Nach Ansicht vieler Experten würden Alternativen wie zum Beispiel Flüssigerdgas (LNG) aus den USA nur schwer die Lücke füllen können, die ein Ausfall der russischen Exporte hinterlassen würde, und die Preise würden in der Folge drastisch steigen.

Die generelle Hausse an den Rohstoffmärkten kommt den Exportländern zugute, insbesondere Brasilien, dessen Landeswährung Real sich gegenüber dem US-Dollar erholt hat und den höchsten Stand seit zwei Jahren erreichen konnte. Der brasilianische Aktienmarkt übertrifft zudem die Schwellenländer in ihrer Gesamtheit (ETFs, die brasilianische Aktien halten, sind in der Tabelle nicht enthalten, da sie mit Renditen zwischen 15,2 % und 16 % im März erst auf Platz 15 liegen).

ETF Top 15

Die Nachzügler

Am 4. März setzten Euronext, Borsa Italiana, Deutsche Börse und London Stock Exchange den Handel mit mehreren Russland-ETFs bis auf Weiteres aus. Dieser Schritt erfolgte, nachdem alle ETF-Emittenten mit Engagement in Russland gezwungen waren, den Handel am Primärmarkt einzustellen, nachdem die Liquidität ausgetrocknet war.

Die Moskauer Börse ist seit dem 28. Februar geschlossen (sie wurde am 24. März teilweise wieder geöffnet), nachdem Russlands Einmarsch in der Ukraine und die daraufhin vom Westen verhängten Sanktionen die Märkte in den freien Fall geschickt hatten. Diese ETFs wurden daher in unserem Ranking für diesen Monat nicht berücksichtigt.

Auf dem Podium der “Flop 15” befinden sich drei Tracker des STOXX Europe 600 Retail Index (von Invesco, iShares und Lyxor). Aktien des Einzelhandelssektors wurden extrem durch das weitgehende Scheitern der Friedensverhandlungen zwischen Moskau und Kiew und die Ungewissheit über die weitere Entwicklung des Konflikts in Mitleidenschaft gezogen. Es wird befürchtet, dass die wirtschaftlichen Folgen westlicher Sanktionen die europäischen Volkswirtschaften stark in Mitleidenschaft ziehen werden.

Auch am chinesischen Aktienmarkt lief es nicht rund. Aktien erlebten dort einen der volatilsten Monate überhaupt. Der Markt litt unter einer neuen Welle von Coronavirus-Fällen, die zu neuen Lockdowns führten.

Laut Morningstar-Research werden chinesische Aktien im Durchschnitt mit einem Abschlag von 32 % auf den fairen Wert gehandelt (in Euro, Stand: 7. April), wobei solche Bewertungen nicht allein als Kaufempfehlung interpretiert werden sollten.

In den letzten 20 Jahren haben chinesische Aktien in etwa die gleiche Rendite wie die stärkeren Industrieländer nach Inflation erzielt und übertrafen die Renditen von schwächeren Märkten wie Japan, Spanien und Italien. Angesichts der hohen Volatilität chinesischer Aktien war ihr Risiko-Ertrags-Profil jedoch weniger attraktiv.

Flop 15 ETF

 

Die größten ETFs im März 

Die monatlichen Top- und Flop-Performer sind oft sehr volatile und daher riskante Produkte, die in Ihrem Portfolio nur eine Beimischung sein sollten. Nachstehend erhalten Sie einen Überblick über die größten – in Bezug auf das Vermögen - in Europa domizilierten ETPs, die schon eher zum Kernbestand Ihres Portfolios gehören sollten. Die Wertentwicklung im März 2022 reicht von 4,67 % beim iShares Core S&P 500 ETF (CSP1) und Vanguard S&P 500 UCITS ETF (VUSD) bis hin zum iShares Core € Corp Bond ETF (IEAC), der im vergangenen Monat 1,22 % verlor. Hier die 15 größten Fonds nach Performance (ohne geheblte oder inverse Produkte):

ETF groß

 

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Über den Autor

Valerio Baselli

Valerio Baselli  ist Redakteur bei Morningstar.