Holcim krempelt Konzern mit Abspaltung von Nordamerikageschäft um

Der grösste Zement- und Baustoffhersteller der Welt will das Nordamerikageschäft als vollständig unabhängiges Unternehmen in den USA an der Börse kotieren. 

awp 29.01.2024
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pfeilDer Baustoffhersteller Holcim (HOLN) holt zum Paukenschlag aus: Er will sein rasant gewachsenes Nordamerikageschäft abspalten und als eigenes Unternehmen an die Börse bringen. Gleichzeitig hat Holcim einen neuen Konzernchef ernannt.

Damit führt das Traditionsunternehmen den grössten Wandel durch seit der Übernahme des französischen Konkurrenten Lafarge im Jahr 2015, wodurch Holcim zum mit Abstand grössten Zement- und Baustoffhersteller der Welt geworden war.

Nun soll das Nordamerikageschäft als vollständig unabhängiges Unternehmen in den USA an der Börse kotiert werden, wie Holcim am Sonntag mitteilte. Es entstehe "der führende Anbieter von Baulösungen in der Region".

Trennung von Grossteil des Geschäfts


Damit trennt Holcim einen Grossteil des Geschäfts ab, das der Konzern in den vergangenen Jahren mit einer Serie von Firmenübernahmen massiv ausgebaut hat. Vor allem im hochprofitablen Dach- und Dämmstoffgeschäft war Holcim mit Milliardenübernahmen expandiert, aber auch mit dem Zukauf von zahlreichen kleineren Firmen.

Auf der anderen Seite fuhr der Schweizer Konzern seine Abhängigkeit vom traditionellen Zementgeschäft zurück. So hat Holcim seine Gesellschaften in Schwellenländern wie beispielsweise Indien oder Brasilien in den vergangenen Jahren verkauft.

Das Nordamerika-Geschäft sei mittlerweile auf einen Umsatz von über 11 Milliarden US-Dollar (9,5 Mrd Fr.) im vergangenen Jahr angewachsen, sagte Konzernchef und Verwaltungsratspräsident Jan Jenisch an einer Telefonkonferenz. Der Betriebsgewinn EBIT habe über 2 Milliarden Dollar erreicht. Die EBIT-Marge belaufe sich auf über 19 Prozent.

Auch restliche Holcim will wachsen


Ohne das Nordamerika-Geschäft habe Holcim 2023 noch einen Umsatz von rund 17 Milliarden Franken erzielt. Die EBIT-Marge belaufe sich auf über 16 Prozent. Er erwarte, dass Holcim damit im Leitindex der Schweizer Börse SMI verbleiben werde, sagte Jenisch weiter. Mehr als die Hälfte des Geschäfts werde in Europa erzielt.

Bis 2030 will der Schweizer Konzern den Nettoumsatz auf ungefähr 22 Milliarden Franken und den EBIT auf über 4 Milliarden steigern. Der freie Cashflow soll mehr als 3 Milliarden Franken erreichen.

Holcim habe sowohl finanziell als auch operativ eine noch nie dagewesene Stärke erreicht. Die Börsenkotierung in den USA werde es dem neu geschaffenen Unternehmen ermöglichen, sein volles Potenzial auszuschöpfen.

Abspaltung nächstes Jahr


Das zugekaufte Geschäft im Dach-, Fassaden und Dämmstoffbereich mache 35 Prozent des Nordamerika-Umsatzes von über 11 Milliarden Dollar aus. Das traditionelle Zementgeschäft kommt noch auf ein Drittel, das Transportbeton- und Zuschlagstoff-Geschäft beläuft sich noch auf 32 Prozent des Umsatzes.

Die Abspaltung ist für die erste Jahreshälfte 2025 vorgesehen. Im zweiten Halbjahr 2024 werde es zunächst Investorentage geben, dann werde auch über die endgültige Struktur der Abspaltung informiert. An einer ausserordentlichen Generalversammlung voraussichtlich im ersten Quartal 2025 würden die Aktionären daraufhin über die US-Kotierung abstimmen.

Für die neue Firma sieht Jenisch eine strahlende Zukunft: "Ich denke, die Aktionäre werden begeistert sein." Das abgespaltene Nordamerika-Geschäft soll bis 2030 mehr als 20 Milliarden Dollar Umsatz und über 5 Milliarden Dollar EBIT erzielen.

Das Marktpotenzial in Nordamerika betrage über 175 Milliarden Dollar, hiess es. Die neue Firma hat also noch viel Raum für Wachstum.

Europa-Chef wird neuer CEO


Gleichzeitig wurde Miljan Gutovic per 1. Mai 2024 zum neuen CEO ernannt. Der derzeitige CEO und Verwaltungsratspräsident Jan Jenisch werde sich auf seine Rolle als VRP konzentrieren sowie die Ausgliederung und Kotierung des Nordamerikageschäfts in den USA leiten.

Die Ernennung von Gutovic ist keine Überraschung. In Medien war er schon als Nachfolger von Jenisch als Konzernchef gehandelt worden.

Gutovic ist den Angaben zufolge seit 2018 Mitglied der Konzernleitung. Er war Leiter der Region "Middle East and Africa" und ist derzeit Leiter der Region Europa.

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