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Globale Aktien fallen und Öl steigt nach Israels Schlag gegen den Iran

Die israelischen Luftangriffe auf den Iran haben am Freitag die Märkte erschüttert, da die Lage im Nahen Osten weiter eskaliert.

Johanna Englundh 13.06.2025
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Collage-Illustration mit einer Ein-Dollar-Münze, einer Tickertafel, die einen negativen Markttrend anzeigt, und einem Bürogebäude.

Wichtigste Erkenntnisse

  • Nach den israelischen Luftangriffen auf den Iran fielen die Aktienkurse weltweit und Ölpreise stiegen an.
  • Sichere Anlagen stiegen, während Aktien von Fluggesellschaften angesichts steigender Treibstoffkosten und Flugausfällen deutlich nachgeben.
  • Rüstungsaktien legten zu, weil Anleger auf die zunehmenden geopolitischen Spannungen reagieren.

Nachdem Israel am frühen Freitagmorgen (Ortszeit) eine Reihe von Luftangriffen gegen den Iran gestartet hatte, die den Angaben zufolge mit dem iranischen Atomprogramm in Zusammenhang stehen, fielen die Aktienkurse weltweit stark. Die Ölpreise legen zu.

Der Morningstar Eurozone Index fiel deutlich, wobei der Morningstar Spain Index und der Morningstar Italy Index mit Verlusten von rund 1,3% am stärksten betroffen waren. Auch die US-Aktienfutures gaben am Freitag nach.

Der israelische Premierminister Benjamin Netanjahu erklärte, das Land habe die Operation “Rising Lion” oder aufsteigender Löwe eingeleitet. Dies sei eine “gezielte Operation, um die iranische Bedrohung für Israels Überleben zurückzudrängen”.

Netanjahu zufolge war eines der Ziele die Nuklearanlage in Natanz, in der Uran angereichert wird. Darüber hinaus wurden in Teheran und anderen Teilen des Landes mehrere Wissenschaftler und führende Militärs, darunter der Kommandeur der iranischen Revolutionsgarde, Hossein Salami, getötet.

“Die israelischen Angriffe auf den Iran stellen eine ernsthafte Eskalation des Konflikts zwischen den beiden Ländern dar, aber es ist sehr wahrscheinlich, dass Israel nicht in der Lage war, iranische Atomanlagen zu zerstören”, schreiben die Analysten von Panmure Liberum, Joachim Klement und Susana Cruz, in einem Kommentar. Da die USA nicht in die Angriffe verwickelt waren, rechnen sie nicht damit, dass der Iran Vergeltungsmaßnahmen gegen US-Einrichtungen im Nahen Osten ergreift. Aber sie erwarten in den kommenden Wochen wiederholte Angriffe und Vergeltungsmaßnahmen zwischen Israel und dem Iran.

“Es ist die iranische Reaktion, die zu einer Eskalation des Konflikts führen und die USA mit hineinziehen kann. In diesem Fall würden wir erwarten, dass die weltweite Öl- und Gasversorgung für längere Zeit unterbrochen wird, was zu einem weiteren Stagflationsimpuls in Europa, Großbritannien und den USA führen würde, ähnlich wie im Jahr 2022 nach dem Einmarsch Russlands in die Ukraine”, so die Analysten weiter.

Ölpreis und Ölaktien steigen

Die Rohöl-Futures stiegen nach dem Angriff sprunghaft an, wobei die Rohölsorte Brent über Nacht um 13 % zulegte, bevor sie ihre Gewinne auf etwa 73,32 USD pro Barrel einbüßte. Damit lag der Preis noch immer über dem Schlusskurs von 69,40 USD/bbl des Vortags.

“Wir erwarten, dass der heutige Preisanstieg – sofern sich der Konflikt nicht ausweitet – wahrscheinlich ein „Sell-the-News“-Ereignis sein wird. Die Ölmärkte sind weiterhin gut versorgt, da die OPEC ihre Produktion ausweiten will und die Nachfrage schwach bleibt. Das Produktionswachstum in den USA hat sich zwar verlangsamt, könnte aber bei anhaltend höheren Preisen wieder anziehen”, sagt Morningstar Research Director Allen Good.

“In der Zwischenzeit ist ein größerer Krieg unwahrscheinlich. Die Trump-Administration hat bereits erklärt, dass sie sich weiterhin für Gespräche mit dem Iran einsetzt. Wir erwarten eine Antwort des Irans, aber sie wird wahrscheinlich bescheiden ausfallen, wie frühere Vergeltungsschläge, und keinen größeren Krieg auslösen”, fügt Good hinzu.

Europäische Energietitel führten die Kursgewinne an, darunter Shell SHEL, Var Energi VAR, BP BP, TotalEnergies TTE, Repsol REP, Aker BP AKER und Equinor EQNR. Laut Michael Field, Chefstrategem für europäische Märkte bei Morningstar, könnten die Präventivschläge Israels die Ölversorgung in der Region zu einem Zeitpunkt unterbrechen, zu dem die Märkte ein Überangebot aufweisen. Er schätzt das Risiko einer Ansteckung in der Region als gering ein, da der Markt die Möglichkeit eines totalen Krieges im Nahen Osten praktisch ausschließt.

“Trotz des heutigen deutlichen Anstiegs des Ölpreises waren die Auswirkungen auf die Aktienkurse der europäischen Erdöltitel eher gedämpft. BP ist heute Morgen um weniger als 3 % gestiegen, Shell um weniger als 2 %. Angesichts der negativen Stimmung gegenüber dem Sektor ist der Energiesektor derzeit der billigste Sektor in Europa. Wir sehen ein erhebliches Kurspotenzial für Namen wie BP, ConocoPhillips COP und Exxon XOM“, sagt Morningstar’s Field.

Aktien aus dem Verteidigungssektor steigen an

Zu den Kursgewinnern gehörten auch Titel aus dem Verteidigungsbereich, wie Rheinmetall RHM und BAE Systems BA., Lockheed Martin LMT, Thales und Saab SAAB B.

Der Goldpreis erreichte aufgrund dieser Nachricht fast ein Zweimonatshoch, obwohl er im Laufe des Vormittags wieder etwas an Wert verlor. Das Edelmetall wurde in den frühen Morgenstunden in Europa um 3.430 USD die Unze gehandelt, nachdem er in der Nacht einen Höchststand von 3.443 USD erreicht hatte.

Andere traditionelle sichere Häfen wie der Schweizer Franken, der japanische Yen und der US-Dollar legten über Nacht zu.

Unter den Aktien, die am schlechtesten abschnitten, waren vor allem Fluggesellschaften zu finden. EasyJet EZJ, IAG IAG, Deutsche Lufthansa LHA, Ryanair RYA und Tui TUI verlieren alle an Boden. Der Sektor sah sich in den letzten Tagen mit schwachen Flugpreisdaten in den Vereinigten Staaten, steigenden Treibstoffkosten und einem tödlichen Flugzeugabsturz der Air India konfrontiert.

Darüber hinaus haben die Angriffe Israels auf den Iran mehrere Fluggesellschaften dazu veranlasst, ihre Flugrouten zu ändern, um den Luftraum Israels, des Irans, Iraks oder Jordaniens tagsüber nicht zu überfliegen.


Der Autor/Autorin oder die Autoren besitzen keine Aktien der in diesem Artikel erwähnten Wertpapiere. Informieren Sie sich über die Redaktions-Richtlinien von Morningstar.

Correction: Eine frühere Version des Artikels hat die Analysten Joachim Klement und Susana Cruz von Panmure Liberum fälschlicherweise als Angestellte eines anderen Brokers bezeichnet.

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Über den Autor

Johanna Englundh  Johanna Englundh ist Redakteurin für Morningstar in Schweden