Ein Neuemissionsfonds in der Bredouille

Das Geschäft mit Neuemissionen liegt im Vergleich mit dem vergangenen Jahr immer noch am Boden. Damals war die Euphorie der Anleger kaum zu bremsen. Der Fonds Adig Global New Stocks startete im April 2000, also schon nach dem Höhepunkt an den Börsen. Trotzdem wurde er damals mit der Neuemissionswelle beworben. Morningstar sprach mit Fondsmanager Ralf Walter.

Adriaan Bonauer, 30.07.2001
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Im Moment gibt es kaum IPOs. In welche Werte könnten Sie bei Mittelzuflüssen investieren?

Der Global New Stocks ist ein auf junge Aktien wachstumsorientierter, innovativer Unternehmen ausgerichteter Aktienfonds. Dabei versucht das Fondsmanagement, besonders auch Neuemissionen sowie andere junge Aktien bei der Anlagepolitik zu berücksichtigen. Bei wenigen IPOs liegen die Alternativen in anderen jungen Aktien und Aktien wachstumsorientierter, innovativer Unternehmen insbesondere des Neuen Markts, der NASDAQ und anderer Wachstumbörsen.

Wieviel Gelder haben die Anleger sei

t dem Höchststand der Börsen wieder abgezogen? Wieviel Geld steckt derzeit noch im Fonds?

Die hochfliegenden Erwartungen bei der Kursentwicklung der Neuen Märkte haben einen deutlichen Dämpfer erhalten. Die Mittelrückgaben bewegten sich im marktüblichen Rahmen. Der Global New Stocks hat per 31.5.01 ein Fondsvermögen von 171,3 Millionen Euro.

Spüren Sie die Unlust der Anleger und des IPO-Marktes? Führen Sie darauf die schlechte Performance des Fonds zurück?

Die Neuen Märkte werden heute deutlich defensiver gesehen. Von Euphorie ist nichts mehr zu spüren. Das Anlegerinteresse in den Global New Stocks hat deswegen deutlich abgenommen. Diese Abflachung war zunächst Ausdruck einer realistischen Betrachtung der Neuen Märkte. Dann kam es zu einer Ausverkaufsstimmung und negativer Übertreibung. Die Performance des Global New Stocks ist im Zusammenhang mit den Neuen Märkten und der NASDAQ zu sehen. Interessante Neuemissionen sind derzeit Fraport, Kraft, Carnegie, Inditex sowie Wedeco (Kapitalerhöhung).

Was sagen Sie gegen das Argument, IPO-Fonds seien nur marketingorientiert, das heißt, sie wollen schnell Geld einsammeln, bevor die (Spekulations-) Blase zerplatzt?

Das wäre nicht marketingorientiert. Die Bemühungen des Marketing richten sich auf den Aufbau und die Pflege langfristiger Kundenbeziehungen. Der Global New Stocks ist auch kein IPO-Fonds (vgl. oben). Die meisten Investmentgesellschaften hätten in der Phase der Übertreibung lieber nicht das passende Produkt gehabt, weil die Enttäuschung der Anleger bereits vorgezeichnet war.

Jeder "normale" Fonds kann in Neuemissionen investieren. Worin könnten die Vorteile eines reinen IPO-Fonds liegen?

Von einem reinen IPO-Fonds halten wir nichts. Die Abhängigkeit zur IPO-Tätigkeit ist nicht sinnvoll. Eine IPO-Orientierung eines Aktienfonds bedient dagegen Anlegerbedürfnisse.

Geben Sie eine Prognose für die weitere Entwicklung Ihres Fonds ab?

Der Global New Stocks ist als offensive Abrundung eines chancenorientierten Depots gedacht. Das Risikoprofil des Global New Stocks ist sehr hoch. Wir erwarten ausgehend von den USA einen weltweiten Konjunkturaufschwung. Die Stimmungslage bei den Technologietiteln ist derzeit noch anfällig, es zeichnen sich aber bereits Stabilisierungstendenzen ab. Deutliche Rückschläge erwarten wir nicht mehr, wohl aber weitere Störeinflüsse. Ein zweistelliges Plus in diesem Jahr halten wir für gut möglich.

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