Eine fragmentierte Branche wird bereinigt

Zählt man alle luxemburgischen und sonstigen Tochtergesellschaften mit, so sind in hierzulande um die 100 Fondsgesellschaften deutscher Herkunft tätig. Hinzu kommen Dutzende ausländische Fondsanbieter, die den Platzhirschen mit steigendem Erfolg Marktanteile abzujagen versuchen. Überleben werden längst nicht alle.

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Eine erfolgreiche Tradition haben die meisten deutschen Kapitalanlagegesellschaften eher im Bereich Anleihenfonds. In diesem Bereich sind jedoch die Margen weniger attraktiv als bei Aktienfonds, und die Mittelzuflüsse halten sich seit Jahren in Grenzen. Auf Seiten der Aktienfonds sind fast alle deutschen Fondsanbieter eher internationales Mittelmaß.

Dennoch konnten sie in den Boomjahren 1998 bis Anfang 2001 erhebliche Gelder für ihre Aktienprodukte einsammeln, nicht zuletzt ob der Vertriebsmacht der deutschen Großbanken, Genossenschaftsbanken und Sparkassen. Dieser Strom ist – trotz der im vergangenen Frühjahr erfolgten Wende an den Börsen – weitgehend zum Versiegen gekommen. Darüber hinaus wird immer mehr deutschen Fondssparern bewusst, dass die wirklich guten Aktienfonds, vor al

lem Nicht-Standardprodukte wie Nebenwertefonds und Schwellenmarktfonds, oft von ausländischen Asset Managern angeboten werden.

Und von einer weiteren Seite droht den heimischen Fondsgesellschaften Gefahr: passiv verwaltete Produkte wie etwa Indexfonds oder -zertifikate finden zunehmend Abnehmer. Gut möglich, dass mancher Anleger sich ob oft mutlosen, pseudo-aktiven Managements mit hohen Kosten von traditionellen Fonds abwenden wird.

Fest steht, dass eine eigene Kapitalanlagegesellschaft, komplett mit Fondsmanagern, Analysten, Vertriebs- und Marketingpersonal und dem hohen Verwaltungsaufwand für viele Anbieter angesichts magerer Volumina nicht rentabel ist. Früher oder später werden die Konzernmütter aus dem Banken- oder Versicherungsbereich nicht mehr ihre schützende Hand über ihre verlustbringenden Fondstöchter halten. Dann gibt es mehrere Möglichkeiten: Verlaufen, fusionieren, oder auslagern. Letzteres wird bereits von einigen Häusern praktiziert. Die Verwaltungsmandate werden an externe Spezialisten vergeben, auch das Berichtswesen kann von anderen übernommen werden.

Einigen wird diese Variante das Überleben ermöglichen, aber Opfer wird es zweifelsohne geben. Wer keine komplette Fondspalette mit rentablen Volumina und guten Ergebnissen vorweisen kann, wird sich schwer tun. Höchstens einige kleinere Nischenanbieter mit scharfen Profil könnten daneben profitabel existieren. Lupus Alpha etwa, mit der Fokussierung auf europäischen Nebenwerte, könnte solch eine Rolle einnehmen.

Weder Fisch noch Fleisch

Alles was dazwischen liegt ist potenziell gefährdet. Die Adig etwa, älteste deutsche Fondsgesellschaft und einstiger Stolz der Commerzbank, ist mittelfristig ein Kandidat für eine Übernahme durch mächtigere Konkurrenten. Kaum überragende Fonds, hohe Fluktuation bei den Mitarbeitern, Fokussierung auf Drittfondsvertrieb bei der Bankmutter: alles nicht gerade ermutigende Entwicklungen für die Zukunft dieser Traditionsmarke. Die Activest ist ein ähnlicher Wackelkandidat, könnte aber in Kombination mit Nordinvest und Capital Invest aus dem Konzernverbund überleben.

Dieses Interview erschien zuerst im Magazin Going Public

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Über den Autor

Morningstar Europe Editor  .