Alle Eier in einen Korb

Life Cycle Fonds versprechen einen altersgerechten Portfoliomix.

Natalia Siklic, 29.04.2005
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Die Erfahrungen aus der Vergangenheit zeigen, dass viele Anleger den Schwankungen des Marktes mehr oder weniger hilflos ausgesetzt sind. Dies liegt meist daran, dass sie ein Depot zusammenstellen, das in seiner Struktur nicht zum Alter oder Anlagehorizont passt. Wer kurz vor der Rente nur Aktien im Depot hat, wird einen plötzlichen Marktrückgang kaum mehr ausgleichen können. Dagegen tun sich Investoren mit einem langen Anlagehorizont keinen Gefallen, wenn sie auf die Chancen einer Aktienanlage verzichten

Daraus folgt aber auch, dass die Vermögensaufteilung nicht statisch sein kann. Doch die wenigsten Anleger schichten ihr Portfolio im Zeitverlauf systematisch um. Das heißt nicht, dass sie keine Veränderungen im Depot vornehmen. Aber oft versuchen sie, auf kurzfristige Marktbewegun

gen zu reagieren, wodurch die Wahrscheinlichkeit steigt, einem heißgelaufenen Markttrend aufzusitzen oder bei stark gefallenen Kursen zu verkaufen.

Als Antwort darauf, aber auch für Neueinsteiger auf dem Gebiet der Fondsanlage, gibt es auf dem amerikanischen Fondsmarkt schon seit geraumer Zeit so genannte Life Cycle oder Target Maturity Fonds. Auch hierzulande existieren mittlerweile Produkte, die sich am Lebenszyklus des Investors orientieren. Sie sind auf eine bestimmte Laufzeit angelegt und bieten alles aus einer Hand: eine altersgerechte Aufteilung des Vermögens auf Aktien, Renten und Geldmarkt sowie periodische Rebalancierungen zum Laufzeitende hin. Dabei sinkt der Aktienanteil im Zeitverlauf, die Ausrichtung wird umso konservativer, je näher das Laufzeitende des Fonds rückt.

Unterschiedliche Umschichtungsmechanismen sind denkbar, angefangen von einer linearen Anpassung bis hin zu komplexeren Lösungen, die anhand der Vergangenheitsperformance und Korrelation von Aktien, Anleihen und Geldmarkt für jeden Zeitpunkt im Lebenszyklus eine Allokation errechnen, an der sich der Portfoliomanager orientieren kann.

Life Cycle Fonds haben viele Vorteile. Ein Anleger, der nicht die Erfahrung oder Neigung mitbringt, sich sein Portfolio selbst zu stricken, kann dies delegieren. Er muss nur noch ein Produkt beobachten, hat seine Risiken aber trotzdem ausreichend diversifiziert. Die disziplinierende Wirkung nicht zu vergessen: Wer auf eine langfristige Strategie baut, hindert sich selbst daran, Investmententscheidungen nach Bauchgefühl zu treffen, was meist in einer prozyklischen Falle endet und zu Lasten der Rendite geht.

Den ein oder anderen Haken gibt es natürlich wie bei jeder anderen Anlage auch: Beispielsweise die Kosten. Sind Life Cycle Fonds als Dachfonds aufgebaut, können diese zweifach anfallen. Neben der üblichen Managementgebühr für die zugrunde liegenden Aktien- und Rentenfonds lässt sich der Anbieter für die Zusammenstellung und Anpassung des Gesamtportfolios bezahlen. Anleger sollten hier auf eine möglichst geringe zusätzliche Belastung achten.

Da sich Life Cycle Fonds meist an den Einzelfonds einer Fondsgesellschaft orientieren, sollte man auf Häuser mit einer guten Fondspalette achten, um im Nachhinein nicht lauter „faule Eier“ im eigenen Depot vorzufinden. Zumal die Leistungskontrolle, sowohl im Vergleich zu einem Referenzindex als auch zur Konkurrenz, durch die laufenden Umschichtungen im Portfolio erschwert wird.

Während durch gute Fonds einiges herauszuholen ist, wird die langfristige Rendite jedoch vor allem durch die Asset Allocation bestimmt. Schon die Startaufstellung kann bei verschiedenen Anbietern voneinander abweichen, obwohl derselbe Anlagezeitraum angepeilt wird. So gehen manchen Fonds mit höheren Aktienquoten ins Rennen als andere. Entsprechend sollte das Ergebnis nach Ablauf der Laufzeit ganz unterschiedlich ausfallen.

Nicht zuletzt kommt es darauf an, wie die Fondsmanager dieser Produkte die großen Anlageklassen Aktien, Anleihen und Geldmarkt befüllen und ob sie ggfs. in der Lage sind, dafür die passenden Fonds auszuwählen und zu kombinieren. Dies ist wichtig, um Klumpenrisiken zu vermeiden und die angestrebte Vermögensaufteilung durch die Fondsauswahl nicht zu konterkarieren.

Nicht jedes Produkt ist für jeden Anleger geeignet, Life Cycle Fonds sind trotz Orientierung am Anlagehorizont des Anlegers standardisierte Massenprodukte, die nicht allen persönlichen Eigenheiten gerecht werden können. Wer sein Portfolio nicht selbst beobachten und laufend anpassen möchte, ist in einem Life Cycle Fonds dennoch gut aufgehoben. Im Zweifel ist der Anleger damit besser dran als ganz ohne langfristige Vermögensplanung.

Dieser Artikel erschien ursprünglich in der Zeitschrift Portfolio International.



In Deutschland erhältliche Fonds mit Life Cycle-Ausrichtung:

Die Fidelity Target Funds kommen den in den angelsächsischen Ländern üblichen Life Cycle Fonds am nächsten. Sie basieren auf den in den USA schon seit längerem erhältlichen Fidelity Freedom Funds. Die Aktienquote wird im Zeitverlauf anhand eines Modells gesenkt, wobei auch aktuelle Marktentwicklungen in die Asset Allocation einfließen. Derzeit gibt es Fonds für das Laufzeitende 2010, 2015 und 2020. Die Managementgebühr beträgt bei der Auflage 1,5% und sinkt im Zeitverlauf mit abnehmendem Aktienanteil. Die Target Funds spiegeln dabei die Portfolios verschiedener Einzelfonds von Fidelity.

Die Fonds der dit-Altervorsorge-Serie sind für sich genommen keine Life Cycle Fonds. Es handelt sich um Mischfonds, die sich an verschiedene Eintrittsaltern orientieren: 35, 45, 55 und 55plus Jahre. Je höher das Alter, desto geringer die Aktienquote. Der Life Cycle-Ansatz wird dadurch realisiert, dass Umschichtungen zwischen den vier Fonds im Rahmen eines Vorsorgeplans und in Anlehnung an das Lebensalter durchgeführt werden.

Die DWS FlexPension-Serie gibt es für die Laufzeitenden 2013-2025. Sie unterscheidet sich von den zuvor genannten Fonds durch ihre Kapitalgarantie inklusive zwischenzeitlicher Höchststandssicherung. Im Rahmen dessen werden die Umschichtungen zwischen den großen Anlageklassen je nach Markteinschätzung vorgenommen. Das Fondsmanagement richtet sich dabei an einem aus DWS-Aktien-, Renten- und Geldmarktfonds bestehenden Index aus. Dabei sollte man nicht vergessen, dass die Kapitalgarantie zu Lasten der Rendite geht. Überdurchschnittliche Renditen können nur erwirtschaftet werden, wenn man bereit ist, entsprechende Risiken einzugehen. Dies sollte bei einem langen Anlagehorizont möglich sein, ohne dabei auf eine Kapitalgarantie angewiesen zu sein.
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