4. Was Wertentwicklung, Performance und Rendite bedeuten

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Wer seine Fondsanteile eine Zeit lang besitzt, wird sich fragen, wie sich ihr Wert entwickelt hat. Die Antwort fällt leicht, wenn der Fonds die erwirtschafteten Erträge aus Zinsen, Dividenden und bei offenen Immobilienfonds Mieteinnahmen nicht ausschüttet, sondern einbehält (thesauriert).

Die Wertentwicklung berechnet sich in diesem Fall nach der einfachen Formel:


Aktueller Preis – Preis beim Kauf
  * 100 =

ass="normal">Wertentwicklung

Preis beim Kauf  

Ein Beispiel: Sie haben zehn Anteile zum Preis von 100 Euro pro Anteil gekauft. Nach einem Jahr ist jeder Anteil 120 Euro wert. Die Wertentwicklung war folglich:


120 € – 100 €
  * 100 = 20% Wertentwicklung
100 €  


Wenn Sie jetzt in einer Statistik mit Daten über die Wertentwicklung von Fonds nachschauen, werden sie vermutlich ein anderes Ergebnis finden. Warum? Die Statistiken sollen möglichst vielen Lesern nutzen. Deshalb sind sie allgemein gehalten und berücksichtigen den Ausgabeaufschlag nicht.

Während die Brutto-Wertentwicklung (ohne Berücksichtigung des Ausgabeaufschlages) für alle Anleger gleich ist, hängt die individuelle Netto-Wertentwicklung (mit Berücksichtigung des Ausgabeaufschlages) von der Höhe des gezahlten Ausgabeaufschlages ab.

Ein Beispiel: Ihr Cousin kauft denselben Fonds zum selben Zeitpunkt bei einer Direktbank, erhält dort aber einen Rabatt von 50 Prozent auf den Ausgabeaufschlag von 5,26 Prozent, weil er auf Beratung verzichtet. Sein Kaufpreis beträgt deshalb nicht 100 Euro, sondern nur 97,50 Euro. Er kommt deshalb auf eine Wertentwicklung von 23,1 Prozent.

Auch die Anlagedauer spielt eine Rolle. Über ein Jahr betrachtet macht sich ein Ausgabeaufschlag von zum Beispiel 5,26 Prozent deutlich bemerkbar. Über 20 Jahre betrachtet verringert er die Wertentwicklung dagegen kaum noch: Umgelegt auf die einzelnen Jahre ergibt sich dann nur noch eine Kostenbelastung von 0,26 Prozent pro Jahr.

Um den allgemeinen Vergleich durch diese individuellen Umstände nicht zu verzerren, berechnen fast alle Fondsdatenbanken die Wertentwicklung auf diese Weise:


Akt. Rücknahmepreis – Rücknahmepreis z. Kaufzeitpunkt
Wertentwicklung=
  Rücknahmepreis z. Kaufzeitpunkt


Es gibt noch einen zweiten Fall, wo individuelle errechnete Wertentwicklung von der veröffentlichten abweichen kann: Viele Fonds schütten die Erträge oder einen Teil von ihnen an die Anleger aus. Auf den Investmentkonten bei den Fondsgesellschaften werden diese Ausschüttungen sofort wieder gebührenfrei angelegt, sofern der Kontoinhaber nichts anderes bestimmt. Die Gesellschaft kauft mit der Ausschüttung umgehend wieder neue Anteile des entsprechenden Fonds für den Anleger.

Weil dies automatisch geschieht, bemerken manche Anleger dies nicht. Wenn sie dann nach einigen Jahren den aktuellen Rücknahmepreis mit dem Rücknahmepreis zum Zeitpunkt des Fondskaufes vergleichen, ohne die gestiegene Zahl der Fondsanteile anzurechnen, kommen sie auf eine niedrigere Wertentwicklung als die Datenbanken, weil sie die Ausschüttungen nicht berücksichtigt haben.

Nach der in Deutschland gebräuchlichen Berechnungsart, der Methode des Bundesverbandes Deutscher Investment-Gesellschaften (BVI), müssen aber bei der Ermittlung der Wertentwicklung die Ausschüttungen sofort wieder angelegt und mitgerechnet werden.

Zu Missverständnissen kann auch ein anderer Begriff führen: die Rendite. Sie taucht in zwei ganz unterschiedlichen Zusammenhängen auf.

Zum einen gibt die Rendite die exakte Verzinsung des Kapitals pro Jahr an. Wer einen Fonds über mehrere Jahre besitzt, möchte möglicherweise dessen Wertentwicklung mit einer festverzinslichen Anlage vergleichen. Wenn er nun die Wertentwicklung durch die Zahl der Jahre teilt, ist das Ergebnis nicht mit der Zinsanlage zu vergleichen, weil der Zinseszins-Effekt fehlt.

Ein Beispiel verdeutlicht den Unterschied. Ein Fonds hat seinen Wert über zehn Jahre verdoppelt. Die Alternative zum Fondskauf war der Erwerb einer Anleihe mit zehn Jahren Laufzeit und acht Prozent Verzinsung im Jahr.

Der Fonds kommt insgesamt auf eine Wertentwicklung von 100 Prozent. Die durchschnittliche jährliche Wertentwicklung beträgt also zehn Prozent (100 Prozent geteilt durch zehn Jahre). Hat sich also der Fondskauf gelohnt?

Nein! Die Rendite des Fonds beträgt nur 7,18 Prozent pro Jahr (die Berechnung ist nur mit einem speziellen Taschenrechner oder einem guten Kalkulationsprogramm möglich). Die Differenz zur durchschnittlichen jährlichen Wertentwicklung ist durch den Zinseszins entstanden. Die Zinsanlage wäre also mit ihren acht Prozent im Jahr die bessere Alternative gewesen.

In diesem Zusammenhang wird der Begriff Rendite meistens benutzt. In manchen Fondsinformationen taucht er jedoch auch in einer anderen Bedeutung auf. Einige Gesellschaften geben für ihre Rentenfonds die durchschnittliche Rendite der enthaltenen Zinspapiere an. In Großbritannien ist dies zum Teil auch für Aktienfonds üblich. Dies bezieht sich dann auf die erwarteten Dividenden. Beide Male meint dieser Rendite-Begriff jedoch nicht die auf ein Jahr exakt umgerechnete Wertentwicklung im obigen Sinne.

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