Machen Investment-Stile den Unterschied?

AKTIEN SPEZIAL: Teil II der Auswertung globaler Aktienfonds.

Ali Masarwah 05.12.2011
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Im zweiten Schritt unserer quantitativen Analyse international anlegender Aktienfonds (lesen Sie den ersten Teil hier) nehmen wir uns nun die verschiedenen Investment-Stile vor. Taugt die Einteilung nach den Anlagestilen Growth, Value und Blend als Auswahlkriterium für international anlegende Fonds?

Erinnern wir uns: Das Gesamtuniversum unserer Auswertung setzt sich aus den Morningstar-Kategorien Stilrichtungen Value, Growth und Blend zusammen. In Europa dominiert mit 683 Fonds letztere Kategorie. Für unseren Untersuchungszeitraum finden sich 129 Value- und 124 Growth-Fonds.

Die erste Übersicht der Analyse der Performance nach Investment-Stilen fällt ernüchternd aus. Gegenüber dem MSCI-Aktien-Weltindex konnte keine der drei Fondskategorien überzeugen. Noch am besten schnitten Growth-Fonds ab. Mit einem Plus von annualisiert 4,57% waren sie im Schnitt 17 Basispunkte hinter dem Index. Das erscheint auf den ersten Blick nicht signifikant. Allerdings war das Risiko dieser Fonds-Kategorie deutlich höher, so dass der Abstand bei der risikoadjustierten Rendite zum Index deutlich größer ist als die nichtrisikobereinigte Performance vermuten lässt. Risikobereinigt schnitt der Index mit 2,58% deutlich besser ab als durchschnittliche Growth-Fonds, deren annualisierter Morningstar Risk-adjusted Return zwischen 2003 und 2011 bei 1,28% lag.

Angaben zur Rendite und zum Risiko in Prozent; Quelle: Morningstar Direct

Immerhin: Sowohl die Gruppe der Value- als auch der der Growth-Fonds konnten im Schnitt besser abschneiden als der Durchschnitt der Vergleichsgruppe, was uns zum ernüchternden Punkt bringt: Die Qualität der großen Gruppe der Blend-Fonds, die im europäischen Markt der internationalen Aktienfonds zahlenmäßig klar dominiert, fällt nicht nur gegenüber dem Index deutlich ab, sondern auch gegenüber Fonds mit dezidierten Stilen. Der einzige positive Aspekt bei Blend- Fonds ist die auf den Gesamtzeitraum gesehen niedrigere Volatilität im Vergleich zum Index und zur Peer Group (siehe Tabelle oben).

Betrachtet man die einzelnen Marktphasen, fällt auf, dass das Verhalten der nach Stilen sortierten Fondsgruppen ähnlichen Mustern folgt wie bei der Kategorisierung nach den Performance-Dezilen der Gesamtfondsauswahl in Teil I unserer Analyse. Am besten fällt die Bilanz aller drei Investment-Stilrichtungen in der Zeit zwischen 2003 und 2007 aus. Hier wurde die Outperformance erwirtschaftet, die aber seit 2007 von keiner Gruppe fortgeschrieben wurde.

Besonders negativ fällt die Gruppe der Blend-Fonds auf: In drei von vier Phasen konnten sie nicht einmal den Durchschnitt der Aktienfonds erreichen. Bei Value-Fonds sticht die negative Bilanz in Zeiten der Finanzkrise 2008/09 ins Auge.

Das Zwischenfazit lautet also: Eine Differenzierung nach Investmentstilen hilft Anlegern, die einen soliden Langfrist-Outperformer, weniger weiter als die Betrachtung der Performance der einzelnen Marktphasen. Allerdings liefert die Stilanalyse den wichtigen Hinweis, dass eine Fokussierung auf eine dezidierte Stilrichtung (Growth oder Value) möglicherweise mehr Sinn ergibt, als es mit einem Blend-Fonds zu versuchen; diese Fonds sind leider oft genug nicht Fisch und nicht Fleisch.

Zu guter Letzt widmen wir uns nun der Frage, ob die Kosten eines Fonds ein sinnvoller Faktor bei der Fondsselektion darstellt. Lesen Sie hier weiter.

(Dieser Text kommt im Rahmen der Aktienwochen bei Morningstar; in den ersten zwei Dezemberwochen finden Sie unter dem Header "Aktien Spezial" Artikel unserer internationalen Analysten- und Redaktionsteams zu Aktien-Trends weltweit.)

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Über den Autor

Ali Masarwah

Ali Masarwah  Ali Masarwah war von 2011 bis Frühjahr 2021 als Chefredakteur für die deutschsprachigen Anleger Websites von Morningstar verantwortlich