Physisch replizierende ETFs punkten im Reich der Mitte

Die wöchentliche Morningstar-Spread-Analyse zeigt, dass bei China-ETFs nicht nur Swap-Produkte das Rennen machen.

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Zum Selbstverständnis der ETF-Branche gehört es, Investoren einen günstigen Zugang zu diversen Risikoquellen anzubieten, damit sie entsprechende Prämien vereinnahmen. Die ausgewiesenen Kosten sind bei den Indexprodukten im Vergleich zu denen aktiv verwalteter Fonds günstig. Während bei aktiv verwalteten Aktienfonds im Durchschnitt zuletzt Gesamtkostenquoten von 1,8 % jährlich angefallen sind, lagen die Kosten bei Aktien-ETFs 2011 im Schnitt bei 0,46% jährlich. Doch das ist nur ein Teil des Bildes. Bei ETFs kommen Handelskosten hinzu, die im Gegensatz zu den Ausgabeaufschlägen von aktiven Fonds stark schwanken können. Das ist den meisten Anlegern unbekannt. Insofern gibt die Gesamtkostenquote nicht das gesamte Bild der Kosten eines ETFs wider. (Lesen Sie hier mehr zum Thema "Kosten für ETF-Anleger").

Der Spread ist die Spanne zwischen An- und Verkauf eines Produkts, die sowohl im börslichen als auch im außerbörslichen Handel entsteht (Lesen Sie hier, wie die Handelsspannen bei ETFs zustande kommen). Um Anlegern ein besseres Bild über die Zusatzkosten von ETFs zu geben, liefern wir Ihnen jede Woche einen Überblick über die Handelskosten einer ausgewählten Produktkategorie. Wie wir vorgehen: Wir prüfen den durchschnittlichen Spread, der in den vergangenen 5 Handelstagen in ETFs einer Morningstar-Kategorie angefallen ist. Der durchschnittliche Spread an den 5 Tagen wird von tausenden von Datenpunkten gebildet, die wir sammeln. Wir nehmen dann den Durchschnitt der 5 Tage, der zugleich das Sortierkriterium unseres wöchentlichen Rankings bildet. Bei der Auswahl entscheiden wir uns für den Börsenplatz in Europa mit den günstigsten Werten.


In dieser Woche haben wir uns die Spreads von ETFs für China-Aktien vorgenommen. Sie enthalten typischerweise so genannte B-Aktien, die in Shanghai (in US-Dollar) oder Shenzhen (Hongkong-Dollar) notieren, aber auch so genannte H-Aktien, die in Hongkong gelistet sind. Die überwiegende Mehrzahl der 16 ETFs in unseren Rankings bildet die Indizes MSCI China und FTSE China 25 ab, die eng miteinander korreliert sind und deren Top-Bestandteile die Aktien von China Mobile, China Construction Bank oder CNOOC sind. 


Die untere Tabelle zeigt ein auf den ersten Blick überraschendes Bild: Entgegen der gängigen Logik haben sich etliche Produkte, die Indizes physisch replizieren, sehr beachtlich in einem Bereich geschlagen haben, in dem es immer heißt, dass synthetische Replikation die einzig wahre Lösung ist: in relativ illiquiden Märkten. Nicht nur bietet der HSBC-ETF auf den MSCI China mit die günstigsten Gebühren an, sondern hat auch die geringsten Spreads. Dies liegt unter anderem daran, dass HSBC  von seinem globalen Broker-Netzwerk profitiert und in diesen Märkten Aktien zu teilweise besseren Konditionen erwerben kann als die Wettbewerber. Aber auch die Deka-Tochter ETFlab steht mit ihrem voll replizierendem Produkt sehr gut da. Das zeigt, dass physisch replizierende ETFs auch in exotischen Märkten nicht zwangsweise die schlechtere Wahl darstellen müssen. Investoren sollten nirgendwo eine Replikationsmethode kategorisch ausschließen, sondern zunächst die Asset-Allokations-Entscheidungen  treffen und dann die individuellen Produkte bzw. Anbieter zu evaluieren, um die beste Lösung für die einzelnen Märkte zu finden.


Unter den Anbieter Swap-basierter ETFs machen db X-trackers und Comstage eine sehr gute Figur und belegen mit ihren Produkten die Plätze nach HSBC. MIt einigem Abstand folgen Source und und Lyxor, weit abgeschlagen finden sich indes die Swap-ETFs von Amundi, Credit Suisse und EasyETF.


Tabelle: Physisch replizierende ETFs schlagen sich beachtlich bei China-ETFs





Allerdings zeigt sich am Beispiel der China-ETFs auch, dass die Spreads bei illiquideren Märkten im Schnitt höher sind als in liquiden. Auch die Spanne zwischen  den günstigsten Spreads und den höchsten Spreads ist sehr weit.


Darüber hinaus zeigt das Beispiel iShares FTSE China 25 einmal mehr, dass dieselben Produkte mit unterschiedlichem Domizil an verschiedenen Börsen sehr unterschiedliche Spreads aufweisen können.

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Über den Autor

Gordon Rose, CIIA, CAIA,

Gordon Rose, CIIA, CAIA,  war von 2011 bis 2014 Fondsanalyst bei Morningstar.