Energie im Portfolio - Abrieb im Handel

Unsere Analyse der Handelsspannen bei Energie-ETCs zeigt Vorteile für ETF Securities.

Ali Masarwah 01.06.2012
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Zum Selbstverständnis der ETF-Branche gehört es, Investoren einen günstigen Zugang zu diversen Risikoquellen anzubieten, damit sie entsprechende Prämien vereinnahmen. Die ausgewiesenen Kosten sind bei den Indexprodukten im Vergleich zu denen aktiv verwalteter Fonds günstig. Während bei aktiv verwalteten Aktienfonds im Durchschnitt zuletzt Gesamtkostenquoten (TER) von 1,8 % jährlich angefallen sind, lagen die Kosten bei Aktien-ETFs 2011 im Schnitt bei 0,46% jährlich. Doch das ist nur ein Teil des Bildes. Bei ETFs kommen Handelskosten hinzu, die im Gegensatz zu den Ausgabeaufschlägen von aktiven Fonds je nach Produkt, Zeit und Handelsplatz stark schwanken können. Das ist den meisten Anlegern unbekannt. Insofern gibt die Gesamtkostenquote nicht das gesamte Bild der Kosten eines ETFs wider. Anleger müssen also immer auch die Handelskosten eines ETFs berücksichtigen, von denen der Spread der wichtigste Bestandteil darstellt (Lesen Sie hier mehr zum Thema "Kosten für ETF-Anleger"). 


Der Spread ist die Spanne zwischen An- und Verkauf eines Produkts, die sowohl im börslichen als auch im außerbörslichen Handel entsteht (Lesen Sie hier, wie die Handelsspannen bei ETFs zustande kommen). Um Anlegern ein besseres Bild über die Zusatzkosten von ETFs zu geben, liefern wir Ihnen jede Woche einen Überblick über die Handelskosten einer ausgewählten Produktkategorie. Wie wir vorgehen: Wir prüfen den durchschnittlichen Spread, der in 5 Handelstagen in ETFs einer Morningstar-Kategorie angefallen ist. Der durchschnittliche Spread an den 5 Tagen wird von tausenden von Datenpunkten gebildet, die wir sammeln. Wir nehmen dann den Durchschnitt der 5 Tage, der zugleich das Sortierkriterium unseres wöchentlichen Rankings bildet. Bei der Auswahl entscheiden wir uns für den Börsenplatz in Europa mit den günstigsten Werten.


In dieser Woche haben wir die Spreads von Indexprodukten untersucht, die die Entwicklung von Energiepreisen nachvollziehen. Es handelt sich hierbei um so genannte Exchange Traded Commodities (ETC), die aufgrund der geringen Diversifikation rechtlich nicht die Gestalt eines Fonds haben dürfen und deshalb als Inhaberschuldverschreibungen auf den Markt gebracht werden. Auch wenn die Produkte nicht wie Sondervermögen Insolvenzschutz bieten, sind sie aufgrund der Praxis der Anbieter, Wertpapiere für die Baskets zu hinterlegen, besichert. 


Die Energie-ETCsunserer Auswahl investieren in verschiedene Sorten von Öl und Gas. Allerdings unterscheiden sich die Gewichtungen dieser beiden Energieträger deutlich in den verschiedenen Produkten. Während Erdgas im DJ UBSCI mit 33% sehr hoch gewichtet ist, ist der Erdgas-Anteil am zweiten wichtigen Energie-Index, dem S&P GSCI TR Energy, mit 2,1 % sehr niedrig. Der Rohölanteil – rund 70% beim S&P-Index und 46% beim DJ-UBSCI – besteht aus den beiden Sorten Brent und WTI. Ersterer repräsentiert eher die globale Angebots- und Nachfragedynamik, WTI steht dagegen für den US-Ölmarkt. Zu beachten ist dabei, dass die ETCs nicht den Spot-Preis der Rohstoffe abbilden, sondern den Future-Preis bzw bzw eine Kombination von Preisen auf der Futures-Kurve (lesen Sie hier mehr zur Problematik von Anlagen in Futures)


Die Auswahl in unserer Tabelle umfasst 9 Produkte, denen die beiden oben kurz beschriebenen Indizes zugrunde liegen. An diesem Beispiel zeigt sich, dass Platzhirsche Vorteile haben. Die Produkte des Marktführers für Rohstoff-ETCs, ETF Securities, wiesen an den fünf Handelstagen 18. Bis 24. Mai die engsten Spreads auf. Interessanterweise sind die Verwaltungsgebühren der ETF-Securities-Produkte mit 49 Basispunkten nicht die günstigsten am Markt: Die meisten Produkte von iShares und db x-trackers kosten 0,45 % an Verwaltungsgebühr pro Jahr einen Tick weniger. Blickt man jedoch auf die Handelskosten, relativiert sich jedoch dieser leichte Kostenvorteil deutlich: Mit einem Basispunkt hatte das ETFS Produkt auf den DJ-UBSCI-Index an der Londoner Börse im Betrachtungszeitraum die mit Abstand niedrigsten Handelskosten. Gefolgt von drei weiteren ETFS-Produkten, die in Frankfurt und Mailand gelistet sind. Die günstigsten Handelskosten bei der Konkurrenz waren 25 Basispunkte (iShares) bzw 27 Basispunkten (db x-trackers).


Tabelle: ETF Securites macht bei Energie-Baskets im Handel das Rennen



Die große Spanne zwischen dem engsten und weitesten Spread (1 bis 66) zeigt auch, dass die Replikation von Indizes mittels komplexer Futures-Produkten eine Herausforderung darstellt. Wie auch bei unseren vorherigen Analysen zu den Spannen zwischen An- und Verkauf bei ETFs und anderen Indexprodukten zeigt sich auch hier: Die Kompetenz einzelner Anbieter auf ihrem Spezialgebiet erstreckt sich nicht nur im eigentlich Tracking - die Expertise eines Anbieters auf einem Gebiet zeigt sich auch im Handel. Insofern sollten sich Anleger als einen ersten Anhaltspunkt beim Produktvergleich merken, dass Spezialisten auch oft den besten Deal im Handel ermöglichen. 


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Über den Autor

Ali Masarwah

Ali Masarwah  Ali Masarwah war von 2011 bis Frühjahr 2021 als Chefredakteur für die deutschsprachigen Anleger Websites von Morningstar verantwortlich