Die Konsolidierung am ETF-Markt findet - vorerst - anderswo statt

Russell Investments tritt in den USA den Rückwärtsgang an. ETF-Konsolidierung in Europa lässt unterdessen auf sich warten. Die Morningstar-ETF-Kolumne.

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Willkommen zur neuen Ausgabe der ETF Times! In unserer wöchentlichen Publikation für Deutschland, Österreich und die Schweiz diskutieren wir die Highlights der ETF-Märkte. Wir stellen die Gewinner und Verlierer unter den in Europa gelisteten ETFs vor und geben einen Überblick über die europaweit neugelisteten Indexprodukte.

ETF Markt

Der Index-Anbieter Stoxx hat sich diese Woche wohl gedacht: jetzt erst Recht und hat insgesamt 19 Indizes auf entwickelte Länder und Schwellenländer aufgelegt! Die Indizes leiten sich vom Stoxx Emerging Markets Total Market, Stoxx Developed Market Total Market, Stoxx East Asia Total Market und Stoxx Africa Total Market Index ab, die allesamt seit Anfang des Jahres berechnet werden. Zur Abwechslung handelt es sich hierbei jedoch nicht um alternativ gewichtete Indizes oder „smart beta“, sondern um „handelsübliche“ Indizes, die anhand der Marktkapitalisierung der Aktien gewichtet wurden. Wir haben bereits verschiedentlich den Strom neuer Indizes bemängelt und haben nachgerechnet: Laut Morningstar-Daten gibt es mittlerweile weltweit über 55.000 investierbare Indizes, von denen fast 13.000 Indizes in Euro berechnet werden. Ich habe mir zwar nicht alle Indizes im Detail angeschaut, bin mir aber relativ sicher, dass es den einen oder anderen Index auf Schwellenländer bereits gibt.

Nachdem Russell Investments 2011 den Sprung vom Index- zum ETF-Anbieter in den US gewagt hat, hat das US-Unternehmen diese Woche bekannt gegeben alle 25 ETFs bis zum 24. Oktober zu schließen. Als Grund wird die fehlende Nachfrage angegeben. Der US-Markt ist im Vergleich zu Europa weitaus weniger fragmentiert und der Wettbewerb dadurch um einiges härter. In Europa ist der Markt aufgrund der vielen verschiedenen Rechtsbereiche und der vielen Börsen wesentlich heterogener.

Dies Spiegelt sich auch bei der Anzahl der Produkte und Anbieter wider. Laut Morningstar-Daten verteilen sich derzeit in den USA 860 Milliarden Euro an verwaltetem Vermögen auf 1.464 ETPs (ETFs, ETCs und andere Indexprodukte). In Europa bringen es dagegen 1.939 Produkte auf gerade einmal 260 Milliarden Euro. Der durchschnittliche ETP in den USA ist mit 560 Millionen Euro also mehr als viermal so groß wie ein ETP in Europa.

Russell Investment ist jedoch nicht der erste Anbieter, der in den USA den Rückzug angetreten hat. In den letzten Monaten haben eine Handvoll Anbieter einen ähnlichen Schritt angekündigt. Diese Entwicklung beflügelt die Diskussion hierzulande, ob wir in Europa eine ähnliche Konsolidierung sehen werden. Ich denke, dass das auch in Europa eine unausweichliche Entwicklung sein wird, dies wird aufgrund der Marktfragmentation jedoch erstens wesentlich langsamer vonstatten gehen und zweitens wahrscheinlich auch erst in ein paar Jahren stattfinden. Noch rollen viele Anbieter ihre Geschäftsmodelle aus, ETF-Anbieter werden also in der Summe zunächst weiter fleißig Produkte auf den Markt werfen.

Was allerdings noch interessant ist bezüglich des Rückzugs von Russell Investment ist die Tatsache, dass das Unternehmen seinen aktiv gemanagten ETF weiter offen lässt. Es ist der Russell Equity ETF, der Asset-Allocation-Lösungen anbieten soll. Spekuliert man also auf einen Boom aktiver ETFs? In den USA sind derzeit lediglich knapp über 6 Milliarden Euro in 51 aktiven Produkten investiert. In Europa verwalten sieben aktive ETFs rund 800 Millionen Euro. Nach dem Erfolg mit PIMCO in den USA gehen wir jedoch davon aus, dass es in Zukunft mehr aktive ETFs gegen wird.

ETF Markt – Neuemissionen

Diese Woche hat db X-trackers insgesamt fünf neue Produkte an der Deutschen Börse gelistet. Vier davon bilden einzelne Länder aus der Region Süd- und Südostasiens ab und bieten Investoren damit erstmals die Möglichkeit an der Wertentwicklung von Unternehmen aus Bangladesch, Pakistan, Philippinen sowie Singapur zu partizipieren. Die Indizes werden in US-Dollar berechnet und haben damit ein zusätzliches Währungsrisiko.

Mit dem db x-trackers MSCI Japan Monthly Euro Hedged Index können Anleger an der Wertentwicklung von japanischen Unternehmen mit hoher und mittlerer Marktkapitalisierung teilnehmen. Im Gegensatz zu den anderen vier ETFs sind Investoren hier gegen Wechselkursschwankungen zwischen Euro und US-Dollar abgesichert.

Mit dem db x-tracker MSCI Philippinen wurde zudem die Marke von 1.000 ETFs auf Xetra überschritten werden.

Der Schweizer Anbieter UBS hat zudem ETFs auf den MSCI Brazil an der Schweizer Börse gelistet. Der UBS (Irl) ETF plc – MSCI Brazil (USD) ist wie immer in den Anlageklasse „A“ für Privatinvestoren und „I“ für institutionelle Investoren erhältlich. Zudem können Investoren die Anlageklasse „A“ in US-Dollar oder Schweizer Franken handeln.

 

ETF Markt – Gewinner und Verlierer

Das Edelmetall Silber hatte eine hervorragende Woche und vereinnahmt fast die gesamt Gewinnerliste von dieser Woche. Negative Arbesmarktdaten aus den USA haben den Silberpreis alleine am Donnerstag um über 3% nach oben getrieben. Zudem wird Silber durch die anhaltenden Spekulationen über Finanzspritzen der Notenbanken gestützt.

Auf der Verliererseite gibt es kaum einen erkennbaren Grund, lediglich spanische Aktien sind in der zweiten Tabelle stark vertreten. Die iberische Halbinsel hat diese Woche unteranderem unter schlechten Einkaufsmanagerdaten gelitten. Der Index für August deutet weiter in Richtung einer schrumpfenden Wirtschaft der Eurozone.

 

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Über den Autor

Gordon Rose, CIIA, CAIA,

Gordon Rose, CIIA, CAIA,  war von 2011 bis 2014 Fondsanalyst bei Morningstar.