Zumindest bei den Spreads behautet sich der Lyxor Euro STOXX 50 ETF

Lyxor verliert den Status als größter ETF-Anbieter auf den EURO STOXX 50 Index, behält aber bei den Spreads den Platz an der Sonne. Der wöchentliche ETF-Spread-Bericht. 

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ETFs sind günstig, aber nur dann, wenn man die Feinheiten im Handel beachtet. Zum Selbstverständnis der ETF-Branche gehört es, Investoren einen günstigen Zugang zu Risikoquellen zu verschaffen. Die ausgewiesenen Kosten sind im Vergleich zu denen aktiv verwalteter Fonds günstig. Während bei Aktienfonds im Schnitt Gesamtkostenquoten (TER) von 1,8 % jährlich anfallen, liegen die Kosten von Aktien-ETFs im Schnitt europaweit bei 0,46%.

Allerdings sind die TERs nur ein Teil des Bildes. Bei ETFs kommen Handelskosten hinzu, die im Gegensatz zum Ausgabeaufschlag von aktiven Fonds je nach Produkt, Zeit und Handelsplatz stark schwanken können. Insofern gibt die TER nicht das gesamte Bild der Kosten eines ETFs wider. Vor allem die Handelskosten eines ETFs können ins Kontor schlagen (lesen Sie hier mehr zum Thema "Kosten für ETF-Anleger").

Der Spread ist die Spanne zwischen An- und Verkauf eines Produkts, die sowohl im börslichen als auch im außerbörslichen Handel entsteht (Lesen Sie hier, wie die Handelsspannen bei ETFs zustande kommen). Um Anlegern einen besseren Überblick zu ermöglichen, berichten wir jede Woche über die Handelskosten einer ausgewählten ETF-Kategorie. Dabei prüfen wir den durchschnittlichen Spread, der an den vorangegangenen 30 Handelstagen angefallen ist. Der durchschnittliche Spread an den 30 Tagen setzt sich aus tausenden von Datenpunkten zusammen und bildet das Sortierkriterium unseres wöchentlichen Rankings. Bei der Auswahl entscheiden wir uns für den Börsenplatz in Europa mit den günstigsten Handelskonditionen.

Wir setzen unsere Weltreise von Berlin nach Brüssel fort und schauen uns diese Woche ETFs auf den EURO STOXX 50 Index an. Der Leitindex der Währungsunion hat einen der liquidesten Futures-Märkte und sollte daher sehr enge Spreads aufweisen, da Markt Makers einfach und günstig Hedgen können. Sind die Spreads aber wirklich so eng? Werfen wir einen Blick auf die Auswahl an Euro Stoxx 50-ETFs in der Tabelle.

Tabelle: Lyxor punktet beim Eurozonen-Leitindex

Aus der Übersicht geht hervor, dass der Glanz des ehemaligen Marktführers noch nicht gänzlich verblasst ist. Der einst größte ETF auf den EURO STOXX 50 Index, der Indexfonds von Lyxor, hat seine Marktherrschaft im Zuge der Diskussionen um Swap-basierte Produkte an iShares verloren. Bei den Spreads behält der französische Anbieter Lyxor jedoch weiterhin den Platz an der Sonne. In den 30 Handelstagen vom 5. September bis 16. Oktober weist der Lyxor ETF EURO STOXX 50 einen Spread von 7 Basispunkten, einen Basispunkt weniger als beim iShares-Produkt. Auch bei den Management-Gebühren kann Lyxor punkten.

Insgesamt liegen die ersten vier Produkte eng beieinander bevor eine kleine Lücke aufreißt. Die vier ETFs mit dem engsten Spread trennen lediglich zwei Basispunkte, wohingegen zwischen dem günstigsten Produkt von Lyxor und dem iShares an fünfter Stellte bereits fünf Basispunkte liegen.

Am Ende der Skala befinden sich die beiden ETFs der Commerzbanktochter ComStage. Das Swap-basierte Produkt ist interessanterweise mit einem Spread von 42 Basispunkten wesentlich teurer als die physisch replizierende Version mit einem Spread von 26 Basispunkten. Investoren sollten ComStage jedoch nicht gleich außen vor lassen. Zum einen sind die ETFs vom ComStage im Vergleich zu der Konkurrenz in Bezug auf die Management-Gebühr sehr günstig. Zum anderen weist zum Beispiel der Swap-basierte ETF eine bessere Performance auf als das Produkt von db X-trackers, trotz seiner Management-Gebühr von 0 und einem Spread von 13 Basispunkten. Die Dreijahres-Performance beim Comstage-ETF betrug 0,17% verglichen mit 0,04% pro Jahr beim db x-trackers ETF. 

Sowohl die Schere zwischen dem engsten und dem weitesten Spread, als auch die Schere zwischen dem günstigsten und teuersten Produkt ist beim EURO STOXX 50 Index sehr weit. Und das, obwohl dem Referenzindex ein sehr liquider Futures-Markt zugrunde liegt, was die Kosten eigentlich drücken sollte. Es gibt auch Steuervorteile, die die ETF-Anbieter ausnutzen können, um die Kostenquote weiter zu reduzieren. Ob dies jedoch jeder Anbieter in Gleichen teilen macht, darf bezweifelt werden. Investoren sollten daher bei der Kostenanalyse sich über den genauen Anlagezeitraum Gedanken machen, um das optimale Ergebnis zu erzielen.

Auf Grund des liquiden Referenzwertes ist es wenig verwunderlich, dass zehn der 13 Produkte den Index physisch abbilden. Außerdem scheint der Handel in Paris am günstigen zu sein. In der Schweiz ist es dagegen am teuersten, ETFs auf den EURO STOXX 50 Index zu handeln.

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Über den Autor

Gordon Rose, CIIA, CAIA,

Gordon Rose, CIIA, CAIA,  war von 2011 bis 2014 Fondsanalyst bei Morningstar.