Swap-basierte Produkte weiterhin Böhmische Dörfer?

Die Sorgen um Swap-basierte ETFs sind auch in der Schweiz allgegenwärtig. Darüber hinaus mangelt es vielen Privatinvestoren noch am nötigen Know-how, um selbstbewusst in ETFs zu investieren. Die Ergebnisse der ersten Schweizer Morningstar ETF-Umfrage 2013.

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In der Investorenwelt sind ETFs heute nicht mehr aus der öffentlichen Diskussion wegzudenken. Doch was sind die Einstellungen der Schweizer Anleger gegenüber den Indexvehikeln? Wir wollten es wissen und haben eine Online-Umfrage aufgesetzt. Unsere Leser haben abgestimmt. An unserer ersten Morningstar ETF-Center-Umfrage in der Schweiz nahmen 137 Investoren teil: 93 waren private Anleger, die restlichen 44 professionelle Investoren, zumeist Portfoliomanager. Die Umfrage richtete sich sowohl an Investoren, die bereits in ETFs investiert haben,  als auch an potenzielle Investoren, die sich noch mit dem passiven Investmentsegment auseinandersetzen.

Ein Ergebnis der Befragung: Es besteht immer noch ein großer Informationsbedarf bezüglich ETFs, speziell bei privaten Anlegern. Von den Investoren, die sich noch unsicher sind, ob sie in Zukunft in ETFs investieren werden, gaben 60 % an, dass sie gerne mehr über ETFs wissen würden, bevor sie eine Entscheidung treffen. Professionelle Investoren fühlen sich hingegen bestens informiert.

Interessant ist jedoch zu sehen, dass Privatanleger (40 %) und vor allem institutionelle Anleger (75 %) über die Höhe der Brokergebühren beim Kauf über die Börse unsicher sind. Im Vergleich zu unseren ETF-Umfragen in anderen Ländern scheinen Schweizer Investoren nicht unbedingt aktive Wertpapierselektion zu bevorzugen. Laut unserer Umfrage sind zudem unentschiedene Investoren in der Schweiz ausreichend über die Risiken von Swapbasierten ETFs informiert.

Grafik: Swap-ETF: Risiken sind bekannt, Produkte dennoch unerwünscht

Trotz der Unbekümmertheit der in Sachen ETFs unentschlossenen Investoren über die Risiken von Swapbasierten Produkten, scheinen bei den Investoren die unterschiedliche Replikationsmethode und das Kontrahentenrisiko dennoch entscheidende Faktoren zu sein. Für 75 % der Befragten ist die Unterscheidung zwischen synthetisch und physisch replizierenden Produkten „sehr wichtig” bzw. „eher wichtig”. Auch über das Kontrahentenrisiko zeigen sich 59 % der Anleger besorgt. Ein Ländervergleich zeigt, dass Investoren diesbezüglich in Deutschland etwas offener sind. 54 % der Befragten in Deutschland gaben an, kaum oder überhaupt nicht besorgt bezüglich des Kontrahentenrisikos zu sein. Die Tendenz in der Schweiz sieht man zudem in der bevorzugten Replikationsmethode. 77 % der Befragten bevorzugen die physische Replikation.

Grafiken: Swaps, Kontrahentenrisiken - und was Anleger kaufen 

Kosten sind das A und O

Obwohl sich einige Investoren in Bezug auf die unterschiedlichen Konstruktionsmethoden von ETFs immer noch nicht ausreichend informiert fühlen, bleiben diese Indexprodukte aufgrund ihrer Vorteile bei derzeitigen und potenziellen Investoren sehr beliebt. Besonders die niedrigen Kosten finden Anklang bei Investoren. 92 % der derzeitigen Investoren und sogar 100 % der potenziellen Investoren gaben an, dass die geringen Kosten eine wichtige oder sehr wichtige Eigenschaft sind, die ihre Entscheidung beeinflusst, in ETFs zu investieren. Interessanterweise ist die Möglichkeit von Leerverkäufen, insbesondere für derzeitige Investoren (57 %), sehr wichtig bzw. wichtig. In Deutschland ist das „Shorten” indes für 69 % der Investoren unwichtig.

ETFs und Berater spielen noch untergeordnete Rolle

Geringe Kosten alleine reichen anscheinend nicht. Nahezu 80% der professionellen Anleger investieren weniger als 50% ihrer Portfolios in ETFs. Darüber hinaus halten 15 % überhaupt keine ETFs. Im Vergleich, in Deutschland investieren lediglich 4% der Profis überhaupt nicht in ETFs. Bei den Privatinvestoren sieht das Bild sehr ähnlich aus. Laut unserer Umfrage sind knapp über 70% der Portfolios mit weniger als 50% in ETFs bestückt, wobei 17% überhaupt keine ETFs besitzen. Insgesamt haben aber 64% der Befragten bereits in der Vergangenheit in ETFs investiert.

Ganz interessant ist zudem, dass nur 12% der Privatanleger ihr Geld einem Berater anvertrauen. Gleichzeitig haben jedoch 58% der Befragten ein Portfolio im Wert von über CHF 100,000. Selbst Portfolios mit über CHF 500,000 Millionen werden von manchen Investoren selbst gemanagt. Laut unserer Umfrage managen 78% der Befragten ihr Portfolio selbst. In Deutschland sind Investoren noch selbstbewusster – 92% der Befragten Privatinvestoren verwalten dort ihr Geld selbst. Es scheint, dass nur wenige Anleger der Meinung sind, dass eine professionelle Beratung Mehrwert schafft.

UBS ETF am bekanntesten

Mit Blicka auf die bekanntesten Anbieter haben die meisten der Befragten bereits von UBS ETF gehört. Überraschend ist jedoch, dass der zweite Schweizer Anbieter, Credit Suisse, sich nur auf dem vierten Platz widerfindet und damit „unbekannter“ als ETF Securities und db X-trackers ist. Ungefähr 40 % derer die sich äußerten, haben einen positiven Eindruck von UBS und db X-trackers. Bei ETF Securities hat jedoch nur jeder fünfte Befragte einen positiven Eindruck. Darüber hinaus besitzen 31 % der Investoren db X-trackers, 24 % UBS ETFs und 17 % besitzen Produkte von ETF Securities.

Interessant ist zudem, dass von ETFlab und vor allem iShares weniger Investoren bereits gehört haben. Obwohl sich insgesamt 96 der 137 Befragten zu iShares geäußert, gaben nur 40 an, vom Marktführer bereits gehört zu haben.  

Die ausführliche Fassung der Umfrage finden Sie hier.

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Über den Autor

Gordon Rose, CIIA, CAIA,

Gordon Rose, CIIA, CAIA,  war von 2011 bis 2014 Fondsanalyst bei Morningstar.