Sind die Risiken in Mischfonds in den letzten Jahren gestiegen?

Im zweiten Teil des Artikels zu Mischfonds gehen wir der Frage nach, wie sich das Risiko von ausgewogenen Mischfonds in den vergangenen Jahren entwickelt hat.

Barbara Claus 18.09.2014
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Im ersten Teil des Artikels zu den Risiken von Mischfonds haben wir grundsätzliche Überlegungen über die bekannten und weniger bekannten Risikoquellen angestellt. Für einen Überblick, wie sich das potentielle Risiko in den Fonds in den letzten Jahren tatsächlich entwickelt hat, haben wir uns exemplarisch die Morningstar Kategorie „Mischfonds EUR ausgewogen - Global“ angeschaut.

Für unsere Untersuchung betrachten wir insbesondere die Entwicklung der Aktienquoten und der Kreditqualität, da sie unserer Meinung nach geeignet sind, Änderungen im Risikoprofil der Fonds auf aggregierter Basis zu identifizieren. Als Betrachtungszeitraum dienen uns die letzten drei Jahre, wobei wir für 2014 die Daten per Ende Juni verwenden.

Wie wir bei Morningstar die durchschnittliche Kreditqualität eines Anleiheportfolios berechnen

Neben Angaben zur aktuellen Allokation in Aktien, Renten, Kasse und sonstige Anlagen erhalten wir für viele Mischfonds auch Angaben zur Rating-Allokation auf der Rentenseite. Auf Basis dieser Daten kalkulieren wir bei Morningstar dann ein durchschnittliches Kreditrating für den Rententeil der einzelnen Fonds. Dabei rechnen wir zunächst die einzelnen Ratingstufen in Ausfallwahrscheinlichkeiten um und ordnen diesen wiederum eine Ratingstufe zu. Wir beschränken uns dabei nicht darauf, den Durchschnitt der Ratingstufen heranzuziehen, sondern berücksichtigen bei der Gewichtung den Umstand, dass die Ausfallwahrscheinlichkeiten von Ratingstufe zu Ratingstufe exponentiell und nicht linear ansteigen. Bedingt durch diese nach Ausfallrisiken gewichtete Rating-Zuordnung kann die von Morningstar berechnete durchschnittliche Bonität geringer ausfallen als die von den Fondsgesellschaften auf ihren Fonds-Factsheets veröffentlichten Werte. Wir sind jedoch der Meinung, dass unsere eher konservative Vorgehensweise das tatsächliche Kreditrisiko im Portfolio besser widerspiegelt als die übliche Berechnungsweise (lesen Sie mehr zu unserer Methodologie bei der Gewichtung von Kredit-Ratings hier).

Entwicklung der Aktienquote und der Kreditqualität in den letzten drei Jahren

Schauen wir uns zunächst die Entwicklung der durchschnittlichen Aktienquote in der Morningstar Kategorie „Mischfonds EUR ausgewogen – Global“ an:

(Quelle: Morningstar Direct)

In unserer Tabelle zeigt sich, dass die durchschnittliche Aktienquote in der Kategorie „Mischfonds EUR ausgewogen – Global“ im Zeitraum von Ende September 2011 bis Ende Juni 2014 deutlich von 40,4% auf zuletzt 47,5% gestiegen ist. Dabei fiel der Anstieg in den ersten 12 Monaten von September 2011 bis September 2012 mit einem Plus von 5% besonders signifikant aus. Dies kann sicherlich auch zum Teil damit erklärt werden, dass sich das Umfeld für Aktienanleger im Jahr 2012 nach der schwierigen zweiten Hälfte des Vorjahrs wieder verbessert hat, doch ist auch in den Folgejahren noch eine deutlich positive Tendenz bei den Aktienquoten erkennbar.

Die Entwicklung der durchschnittlichen Kreditqualität in den Portfolios:

(Quelle: Morningstar Direct)

Bei der Entwicklung der durchschnittlichen Kreditqualität, zeigt sich die Zunahme der Risiken in den Portfolios noch deutlicher. Die wenigsten Manager setzen derzeit anscheinend noch in größerem Umfang auf Anleihen von Emittenten mit AAA bzw. AA Ratings. Zwar hat auch die Anzahl der Länder mit hervorragender Kreditwürdigkeit im Laufe der letzten Jahre abgenommen, doch steht Investoren nach wie vor eine Auswahl an bonitätsstarken Ländern wie z.B. USA (AA), Deutschland (AAA) oder Schweiz (AAA) und auch Unternehmen wie Nestle (AA) oder Allianz (AA) als Emittenten zur Verfügung. Dass die Anleihen der genannten Länder/Unternehmen allerdings kaum noch Rendite abwerfen, ist sicherlich der Hauptgrund für die Konzentration auf mittlere bis geringe Bonitäten in den Portfolios.

Legt man die Morningstar-eigene Berechnung zum durchschnittlichen Portfoliorating zugrunde, bewegt sich dieses per Ende Juni 2014 bei mehr als der Hälfte der untersuchten Portfolios noch nicht einmal mehr im Investment-Grade-Bereich. In konkreten Zahlen ausgedrückt ist der Anteil der Fonds mit Rentenportfolios mit einer durchschnittlichen Kreditwürdigkeit im Sub-Investment-Grade-Bereich in den letzten drei Jahren von 42,3% auf 54,1% angestiegen. Zusammen mit den höheren Aktienquoten sind die Portfolios damit nun deutlich offensiver aufgestellt als vor drei Jahren. Anleger sollten dabei auch im Hinterkopf behalten, dass die Korrelation der Wertentwicklung von Aktien und Anleihen mit abnehmender Kreditqualität ansteigt, so dass diese Umschichtung im Portfolio auch einen negativen Einfluss auf dessen Diversifikation haben kann.

Anleger sollte prüfen, ob ihre Mischfonds noch zu ihrem Risikoprofil passen

Es sieht so aus, als ob die Fondsmanager auch weiterhin verstärkt auf Risiko-Assets setzen, was aufgrund magerer Renditen nicht verwundert. Dies mag zwar zunächst eine bessere Performance bedeuten, Anleger sollten sich aber dennoch die Frage stellen, ob die Positionierung ihres Fonds noch mit ihrer Risikoneigung im Einklang steht, um böse Überraschungen in Krisenzeiten zu vermeiden.

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Über den Autor

Barbara Claus

Barbara Claus  war von 2012 bis 2019 Fondsanalystin bei Morningstar.