Performance-Power und Volatilität fürs Portfolio

AKTIEN SPEZIAL Der Energiesektor hat im vergangenen Jahrzehnt Furore an der Börse gemacht. Das könnte so bleiben.

Thomas Furuseth 19.12.2011
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Die Welt verschlingt Unmengen von Energie. Das legt den Schluss nahe, dass es Sinn machen könnte, in Energieunternehmen zu investieren. Das letzte Jahrzehnt war in der Tat sehr lukrativ für Anleger, die in diesen Sektor investiert haben. Allerdings sollte man als Investor die Risiken verstehen, die mit einem Investment in diesem Bereich verbunden sind. Wir möchten hier auf einige Punkte aufmerksam machen. Wie beeinflussen zum Beispiel hohe Energiepreise die unkonventionelle Energiegewinnung? Wie wahrscheinlich ist ein nachhaltiger Rückgang der Öl- und Gaspreise? Wo liegt Kurspotenzial?

Langjährige Verbindung zwischen Öl- und Gaspreis abgebrochen

Die Rohstoffmenge ist zwar begrenzt, aber menschlicher Erfindergeist und technologischer Fortschritt haben immer wieder die Gewinnung von Öl und Gas aus Lagerstätten möglich gemacht, die zuvor als nicht erschließbar galten. Ein aktuelles Beispiel ist die Gewinnung von Gas aus Schiefer in Amerika. Das vermehrte Angebot hat den Gaspreis sogar deutlich sinken lassen. Die lange bestehende hohe Korrelation zwischen dem Öl- und dem Gaspreis wurde durch die Erschließung des Schiefergases unterbrochen, die der Chart, der indexierte Preise für Öl und Gas zeigt, verdeutlicht.

Der niedrigere Gaspreis mag für die Verbraucher und für die globale Wirtschaft langfristig von Nutzen sein, allerdings nicht für die Unternehmen, die in der Produktion und Erkundung herkömmlicher Gasfelder tätig sind, oder solchen, die in den Seetransport von Flüssiggas investieren. Hier gilt es also vorsichtig zu sein.

Saudi Arabien hat bald den Produktionszenit erreicht

Das Angebot von Öl hat sich seit 2005 nicht erhöht. Die wachsende Förderung von Brasilien, den USA und Kanada haben die geringeren Förderquoten aus der Nordsee und Mexiko wettgemacht. 50% der nachgewiesenen Vorkommen befinden sich im Mittleren Osten, 20% in Venezuela. Förderländer wie wie der Irak und Libyen sind politisch instabil, was sich auch künftig auf die Fördermenge bemerkbar machen kann. Oft wird auch nicht nachhaltig gewirtschaftet. Matthew Simmons schrieb in seinem Buch “Twilight in the Desert: The Coming of Saudi Oil Shock and the World Economy” (2005), dass Saudi Arabien bald das maximale Produktionsniveau erreicht haben könnte. Er stellte auch fest, dass das Königreich seine Ölreserven durch die Zuführung von Salzwasser verunreinigt hat, um kurzfristige Produktionssteigerungen zu ermöglichen. Das ist eine Hypothek für die Zukunft.

Leider sind die Informationen über die globalen Energiereserven und Produktionskapazitäten nicht transparent genug. Viele Länder halten Informationen über ihre Bohrungen und die Qualität ihrer Reserven zurück.

Die Welt verfügt auch über andere Methoden zur Energiegewinnung. In Europa tut man sich aufgrund von Umweltbedenken noch schwer, Öl mit unkonventionellen Methoden zu fördern, etwa aus Ölsanden wie sie in Kanada vorkommen. Die Erschließung neuer Ölvorkommen ist aber für die betreffenden Länder attraktiv, so lange der Ölpreis auf dem derzeitigen Niveau verharrt. Obwohl die Europäische Union umweltpolitische Bedenken bei der Gewinnung von Öl aus den Ölsanden hat, gibt es Käufer für das Produkt. Auch in Europa. Das zusätzliche Angebot an Öl bildet somit eine Ergänzung zu den konventionellen Bezugsquellen.

Die Nachfrage nach Öl ist nicht zuletzt abhängig von der Lage der Weltwirtschaft. In den vergangenen zehn Jahren war die Nachfrage insbesondere aus China, dem mittleren Osten und anderen Schwellenländern hoch, deren Bevölkerung schnell wächst und deren Wohlstand steigt. Die Nachfrage nach Energie von den reichen Industrieländern hat sich dagegen seit dem Jahr 2000 um 5,5% verringert. Unsere Aktienanalysten erwarten, dass sich dieser Trend fortsetzen wird. Das zukünftige Wachstum im Energiesektor wird weiter von den Schwellenländern bestimmt. Hier kommt insbesondere China eine hohe Bedeutung zu, da es sich von einer exportorientierten Nation zu einer Konsumgesellschaft entwickeln wird. Morningstar-Analysten erwarten langfristig eine stärkere Nachfrage für Öl bei einem verringerten Angebot. Für Investoren ist es aber wichtig zu verstehen, ob diese Annahmen schon in der Bewertung der Unternehmen ihren Niederschlag gefunden haben.

Die Volatilität ist hoch - die Chancen aber auch

Auch wenn die Nachfrage hoch und das Angebot begrenzt ist, erfordert Investment in Energieunternehmen und Rohstoffen detailliertes Research. Das wichtigste Kriterium, das bei Energie-Investments zu beachten ist, ist die hohe Volatilität der Aktienkurse und der Rohstoffpreise. In den 1990-iger Jahren bewegte sich der Ölpreis zwischen 20 und 30 Dollar pro Barrel für die Sorte WTI. 2008 erreichte der Ölpreis über 140 US-Dollar, um im selben Jahr auf 40 Dollar abzustürzen. Momentan pendelt der Ölpreis um die 100-Dollar-Marke. Für Unternehmen, die Öl gewinnen oder es verwenden, bleiben diese Preisschwankungen nicht ohne Auswirkungen. Investoren sollten auch die unterschiedlichen Steuergesetze der ölfördernden Länder im Auge haben. Norwegen besteuert beispielsweise die Einnahmen aus der inländischen Gasgewinnung von Schiefer mit 78%!

In der folgenden Grafik ist die rollierende Fünfjahresvolatilität von drei Energie-Indizes dargestellt. Der S&P 500 Index/ Energy Equipment & Service illustriert die Volatilität eines spezifischen Subsektors. Die Volatilität des breit aufgestellten MSCI World ist für Vergleichszwecke abgebildet.

Für Investoren ist es wichtig zu beachten, dass das Risiko der Vergangenheit wenig Aussagekraft für die Zukunft hat. Die Volatilität der Energiewerte sank Anfang 2008, was sich aber rasch wieder änderte. Das Jahr 2008 war eines der volatilsten in der Geschichte der Aktienmärkte. Die Grafik zeigt aber auch, dass der Energiesektor nicht immer dem Trend des breiten Markts folgen muss. Anfang 2004 verlief die Volatilität des Energiesektors gegenläufig zur Volatilität des globalen Aktienmarkts. Um es auf einen Punkt zu bringen: Die Volatilität des Energiesektors ist höher als die des breiter aufgestellten globalen Aktienmarkts, und die Korrelationen sind nicht immer hoch.

Ideen für ein Investment

Unsere Energie-Analysten haben momentan einige Energieunternehmen auf ihrer Empfehlungsliste. Der Sektor als solcher ist nach unseren Berechnungen um 14% auf Basis der Discounted-Cash-Flows unterbewertet. Allerdings gilt das nicht für alle Subsektoren. Alternative Energieunternehmen waren per 1. November um 19% überbewertet. Potentielle Kandidaten für eine Investition sind beispielsweise Baker Hughes, ein in den USA ansässiges Unternehmen, dessen Verhältnis von Kurs und fairem Wert bei 0,51 liegt. Die Kennzahl für Petroleo Brasileiro SA Petrobras ist mit 0,57 ebenfalls günstig. Auch große, hierzulande bekanntere Unternehmen wie Royal Dutch Shell, ConocoPhillips und Exxon Mobile sind heute günstig bewertet.

Weitere Kaufkandidaten machen unsere Analysten bei den großen integrierten Unternehmen aus. Viele Sub-Sektoren des Energiesektors, etwa Bohrunternehmen, Explorations- und Produktionsfirmen, Raffineriebetreiber sowie Dienstleister sind ebenfalls relativ günstig. Der sogenannte Midstream-Sektor, der die Verarbeitung, Lagerung, das Marketing und den Transport von Öl und Gas umfasst, ist indes fair bewertet.

Investoren können ihre Geldanlagen allerdings auch breit streuen, indem sie in bestimmte ETF oder Sektorfonds investieren. Es gibt eine große Auswahl, die mit Hilfe von Morningstar Quickrank für ETFs oder Aktienfonds eingegrenzt werden kann. Wenn Sie breit aufgestellte Aktienfonds oder -ETF besitzen, sollten Sie allerdings zunächst überprüfen, wie hoch Sie bereits in Energieunternehmen investiert sind. Dafür können Sie Morningstar Instant X-Ray verwenden, der Fonds bis auf die letzte Position erfasst und Klumpenrisiken identifiziert. Investoren, die stark in rohstoffreichen Ländern, wie Norwegen, Kanada und Russland, engagiert sind, haben wahrscheinlich ebenfalls einen hohen Anteil an Energieunternehmen in ihrem Portfolio.

Im letzten Jahrzehnt konnte der Energiesektor an der Börse besser abschneiden als der MSCI World. Ob das wieder der Fall in der Zukunft sein wird, hängt von einer Vielzahl von Faktoren ab. Dazu zählen der technologische Fortschritt, die Verfassung der Weltwirtschaft, die Nachfrage aus den Schwellenländern, die politisch-gesellschaftliche Stabilität der Förderländer sowie die Nutzung von unkonventionellen Quellen zur Energiegewinnung. Unsere Analysten finden in fast allen Sub-Sektoren attraktive Investmentkandidaten - außer im Bereich der alternativen Energie, wo die Bewertungen heute sehr ambitioniert erscheinen. Die Pleite des deutschen Solarunternehmens Solon zeigt, dass Anleger hier Vorsicht walten lassen müssen.

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Über den Autor

Thomas Furuseth

Thomas Furuseth  var analytiker og redaktør på Morningstar.no i perioden 2006 til og med mai 2020. Han jobber nå i DNB. Han har en mastergrad i økonomi fra Handelshøyskolen BI med spesialisering i finans.