Können Kurzläufer grosse Schritte machen?

Anleger, die auf kurzlaufende Obligationenfonds setzen, wollen vor allem Sicherheit. Sie könnten allerdings angesichts der Minizinsen mehr Risiken eingehen, als ihnen vielleicht lieb ist.

Shannon Kirwin 25.11.2014
Facebook Twitter LinkedIn

Kurzläuferfonds fokussieren sich meistens auf Obligationen mit Laufzeiten von bis zu drei Jahren. Durch ihre relativ niedrigere Sensitivität in Bezug auf Zinsänderungen eignen sie sich eher für kurzfristige Investitionen, zum Beispiel für Anleger, die ihr Geld innerhalb der nächsten zwei bis drei Jahren wieder benötigen. Trotzdem streben Fondsmanager in dieser Kategorie an, eine attraktive Rendite anzubieten.

Vorsicht, Negativrenditen bei Cash-Konten

Die schwierige Entwicklung in der Eurozone und die Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) in den letzten fünf Jahren haben diese Aufgabe allerdings deutlich erschwert. Seit 2008 wurde der Leitzins im Euroraum von der EZB sukzessive (mit einer kurzen Verschnaufpause im Jahr 2011) heruntergesetzt. Seit September dieses Jahres beträgt er nominal 0,05%. Das Ziel ist natürlich, die europäische Konjunktur anzukurbeln indem Kasse und andere als sicher geltende Produkte an Attraktivität verlieren und Investoren in risikoreichere Wertpapiere wie Unternehmensanleihen und Aktien umschichten. Für Manager, die durch ihre Anlagerichtlinien auf das kurzlaufende Segment beschränkt sind, ist es immer schwieriger geworden, Wertpapiere zu finden, die sich für ihr Mandat eignen und gleichzeitig einen Mehrwert bieten.

Das schwierige Marktumfeld macht sich auch in den Kennzahlen bemerkbar. Vor der Finanzkrise 2008 konnten Anleger in der Morningstar Kategorie ‚ Anleihen EUR diversifiziert Kurzläufer ‘ mit einer Rendite von mindestens 3% bis 5% rechnen. Heutzutage liegt die Rendite mancher Vertreter der Kategorie unter 1%. Daher mag es auf dem ersten Blick vielleicht überraschen, dass in den letzten drei Jahren insgesamt 9,4 Mrd. EUR in die Morningstar Kategorie ‚Anleihen EUR diversifiziert Kurzläufer‘ und 8,4 Mrd. EUR in die Kategorie ‚Unternehmensanleihen EUR Kurzläufer‘ geflossen sind. Zieht man allerdings in Betracht, dass die konservativeren Vertreter des kurzlaufenden Bereichs noch geringer rentieren, lassen sich die Mittelbewegungen nachvollziehen. Die Kategorien ‚Staatsanleihen EUR Kurzläufer‘ und ‚Anleihen EUR ultra-short‘ haben in demselben Zeitraum nämlich 6,7 Mrd. EUR bzw. 8,9 Mrd. EUR durch Abflüsse verloren.

Das liegt zum Teil daran, dass die als am sichersten geltenden Wertpapiere in diesem Laufzeitenbereich negativ rentieren und damit etwas kosten statt Zinsen abzuwerfen; die zweijährige Schatzanleihe etwa bietet zurzeit eine Rendite von -0,05%. Einige Manager ziehen es daher vor, Cash zu halten anstelle von Staatsanleihen kerneuropäischer Länder. Diese Entscheidung ist aber auch keine Lösung. Nach Pressemeldungen erheben seit neuestem auch vier der größten fünf Depotbanken, bei denen Fondsmanager ihre Kasse halten, ebenfalls negative Zinsen.

Risikoprofil vieler Fonds hat sich in den vergangenen Jahren verändert

Dies erklärt warum so viele Anleger ihr Geld lieber in Kurzläuferfonds investieren, die mehr Rendite erwirtschaften können, indem sie Kreditrisiken eingehen. Anleger sollten sich dieser Risiken bewusst sein und beachten, aus welchen Quellen sich die Rendite ihrer Fonds speist. Viele Kurzläuferfonds sehen heute ganz anders aus als vor einigen Jahren.

Die folgenden Vertreter der Kategorie ‚Anleihen EUR diversifiziert Kurzläufer‘ sind mit positiven Ratings unserer Fondsanalysten versehen, weil wir in beiden Fällen Vertrauen in das Management und den Ansatz haben. Ihr Exposure zu risikoreichen Marktsegmenten wie High-Yield-, Schwellenländer- oder Peripherieanleihen ist jedoch nicht zu vernachlässigen.

Deutsche Invest I Euro Bonds (Short)

Dieser Fonds verfügt über ein Morningstar Analyst Rating von ‚Bronze‘. Wir schätzen die langjährige Erfahrung des Managers Claus Meyer-Coding sowie die umfangreichen Ressourcen, die hinter ihm stehen. Portfoliorestriktionen halten das Kreditrisiko in Grenzen—der Manager darf maximal 30% in Unternehmensanleihen investieren und High-Yield-Anleihen nicht aktiv kaufen. Trotzdem sollten Anleger beachten, dass der Fonds aktuell zu rund 70% in Anleihen aus der europäischen Peripherie investiert ist, was ein Übergewicht von rund 40% gegenüber der Benchmark (dem iBoxx € Overall Index) ausmacht. Das könnte den Fonds zurückhalten, falls sich das Sentiment am Markt gegenüber Spanien oder Italien wieder eintrübt. Ähnliches gilt für die Allokation von rund 10% in Schwellenländeranleihen, inkl. einiger russischen Unternehmen.

Carmignac Sécurité

Wir bewerten den Carmignac Sécurité ebenfalls mit ‚Bronze‘. Der Fonds bietet ein solides Managementteam mit einem bewährten Ansatz. Manager Keith Naye ist zwar erst seit April 2014 am Ruder, gehört aber seit acht Jahren dem stabilen und talentierten Anleihenteam von Carmignac an. Dessen Makroeinschätzungen spielen eine erhebliche Rolle für die Ausrichtung des Fonds und er kann teilweisedeutlich mehr Zinsänderungsrisiko aufweisen als seine Wettbewerber; die Duration kann sich zwischen 4 Jahren und -3 Jahren bewegen. Das Kreditrisiko ist auch hier eine wichtige Stellschraube; das Engagement in High-Yield-Anleihen macht seit geraumer Zeit rund 10% des Portfolios aus. Seit Anfang 2014 ist der Fonds zu rund 45% in Unternehmensanleihen investiert, was einer deutlichen Übergewichtung gegenüber der Benchmark und der Kategorie entspricht. Der Investmentansatz erfordert ein erfahrenes und gutes Management; wir halten das Carmignac-Team für gut geeignet, die Anlagestrategie umzusetzen, doch ohne Risiken ist sie nicht.

Facebook Twitter LinkedIn

Über den Autor

Shannon Kirwin  is a fund analyst with Morningstar