Strategic Beta ETFs weiter auf dem Vormarsch

Seit gut vier Jahren steigen kontinuierlich die Mittelzuflüsse in Strategic Beta ETFs. Vor allem Produkte mit Japan-Fokus wurden in den vergangenen 15 Monaten vermehrt aufgelegt. Wir haben zum zweiten Mal eine weltweite Übersicht zu Strategic Beta ETFs aufgelegt.

Michael Haker 01.10.2015
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Der europäische Markt für Strategic Beta ETFs befindet sich weiter auf starkem Wachstumskurs. Seit 2010 hat sich das Vermögen in diesen börsengehandelten Fonds von gut 7,5 Milliarden US-Dollar auf über 30 Milliarden US-Dollar vervielfacht. Allein in den zwölf Monaten zwischen Ende Juni 2014 und Ende Juni 2015 ist das Marktsegment nach verwaltetem Vermögen um 18,6% gewachsen. Dieser Vermögensanstieg ist insbesondere auf Mittelzuflüsse zurückzuführen. In den zwölf Monaten seit Juni 2014 sind 7,3 Milliarden US-Dollar in Strategic Beta ETFs geflossen. Das entspricht einem Anteil von 11% des Gesamtvermögens, das im selben Zeitraum in passive Produkte mit Vertriebszulassung in Europa geflossen ist. Hierbei ist der Wertverlust von gut 2,3 Milliarden Dollar durch den zuletzt stark volatile Zeit an den Börsen bereits mit eingerechnet.

Börsengehandelte Strategic Beta Produkte haben somit ihren Marktanteil an passiven Produkten insgesamt von 5,7% auf 6,3% ausgebaut. Auf eine Sicht von fünf Jahren haben sie ihren Marktanteil etwas mehr als verdoppelt.

Besonders beliebt: Dividendenstrategien und Low-Volatility-ETFs

Bei Strategic Beta ETFs unterscheiden wir zwischen drei verschiedenen Kategorien: Rendite-orientierte, Risiko-minimierende und sonstige Produkte. Unterhalb dieser Großgruppen finden sich 20 weitere Ansätze. Am beliebtesten sind in Europa Strategien mit Dividendenfokus. Sie haben per Ende Juni 2015 einen Marktanteil von 53,2%. Das entspricht einem investierten Vermögen von 17,1 Milliarden US-Dollar, das in insgesamt 46 verschiedene ETFs angelegt ist.

Auf Platz zwei folgen Produkte, die das Ziel haben, die Volatilität zu minimieren. Insgesamt befinden sich in den 16 ETFs dieser Kategorie rund 4,2 Milliarden US-Dollar. Minimum-Volatilitäts-ETFs kommen so auf einen Marktanteil von 13,1% innerhalb des Strategic Beta-Universums.

Den drittgrößten Marktanteil mit 6,4% haben nicht-traditionelle Rohstoff-Produkte. Das verwaltete Vermögen hier beträgt 2,1 Milliarden US-Dollar. Insgesamt gibt es per Ende Juni des laufenden Jahres 23 verschiedene Produkte dieser Kategorie. In den meisten Fällen halten sie einen breiten Korb an Rohstoffen mit einem signifikanten Anteil an industriemetallen oder Agrarstoffen.

Neueste Produkte überwiegend mit Japan Fokus

In Zeit zwischen Juni 2014 und Juni 2015 hat sich das Produktangebot deutlich vergrößert. Zum Ende des Betrachtungszeitraums gab es 183 verschiedene Strategic Beta ETFs auf dem Markt. Alleine in der ersten Hälfte des laufenden Jahres sind 30 neue Produkte hinzugekommen. Das ist beinahe so viel wie im gesamten Vorjahr. In 2014 hat die Fondsbranche 35 neue Strategic Beta Fonds in Europa auf den Markt gebracht.

Viele der neu aufgelegten Produkte haben einen Fokus auf Japan. Seit September 2014 wurden sechs ETFs aufgelegt, die den Nikkei-400 abbilden. Der Index enthält japanische Titel mit qualitativen und quantitativen Qualitätsmerkmalen. Der Index hat das Ziel, japanische Unternehmen mit schlechter Corporate Governance zu meiden und solche Titel auszuwählen, bei denen das Management einen Fokus auf den effizienten Einsatz von Kapital legt und das Interesse der Investoren nicht außen vor lässt.

Mit den sechs Nikkei-400-ETFs haben Strategien mit Fokus auf Qualität einen deutlichen Schub erhalten. Derartige ETFs mit Vertriebszulassung in Europa verwalten insgesamt ein Vermögen von 1,5 Milliarden US-Dollar und halten damit einen Anteil von 5% des Marktes für Strategic Beta ETFs.

Als zweiten Trend machen wir Produkte aus, die ebenfalls einen Japan-Fokus haben. Seit Juni 2014 wurden sechs währungsgesicherte Anteilsklassen von Strategic Beta ETFs auf den Markt gebracht, fünf davon enthalten ausschließlich japanische Werte. Andere Produktneuheiten der letzten 15 Monate legen einen Schwerpunkt auf Unternehmen mit hoher Aktienrückkaufquote (mindestens 5%), oder bilden die Wertentwicklung des physischen Immobilienmarktes in den USA oder Großbritannien ab.

Im Betrachtungszeitraum wurden elf Strategic Beta Produkte wieder ins Nirwana geschickt. Acht dieser Produkte hatten ein Rohstoff-Exposure wobei vier von ihnen den zuletzt stark gefallenen Energiepreisen zum Opfer gefallen sein dürften.  Nach Abschluss der Studie hat die Schweizer GAM Holding angekündigt, alle ihre aktiv verwalteten ETFs mangels Investoren-Interesse zu Schließen. Sophistizierte ETF-Strategien sind also beileibe kein Selbstläufer.

Zu den ausführlichen Ergebnissen über die globale Entwicklung von Strategic Beta ETFs geht es hier.

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Über den Autor

Michael Haker  Michael Haker ist Research Editor bei Morningstar.