Drei Standardwerte-Fonds für Europa-Optimisten

Wir bestätigen die Morningstar Analyst Ratings für drei Aktienfonds mit Europa-Fokus: Europa, Kontinentaleuropa und Eurozone. Die Produkte zeichnen sich durch solide Ansätze und erfahrene Management-Teams aus.

Michael Haker 16.12.2015
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Aktive Manager haben es oft schwer, bei Europa-Aktien die Standardwerte-Indizes zu schlagen. Kürzlich haben wir das positive Analyst Rating für drei verschiedene Europa-Standardwerte-Fonds bestätigt. Sie investieren entweder in ganz Europa, schließen britische Aktien aus oder investieren sogar nur in Unternehmen aus der Euro-Zone. Letztere Gruppe enthält also keine Aktien aus Großbritannien, der Schweiz, Dänemark, Norwegen oder Schweden. 

T. Rowe Price Funds SICAV - European Equity

In Aktien von ganz Europa investiert der T. Rowe Price Funds European Equity. Das bedeutet, dass hier auch Aktien aus Osteuropa dabei sind. Was die Marktkapitalisierung oder Stil der Titel betrifft (Value/Blend/Growth), hat Fondsmanager Dean Tenerelli relativ freie Hand. Er ist ein erfahrener Manager und hat vor 15 Jahren bei T Rowe Rice als Aktienanalyst angefangen, übernahm 2005 das Management des US-Pendants zu diesem Fonds und vier Jahre später die Verantwortung für diesen in Europa zugelassenen Fonds. Unterstützt wird Tenerelli von 19 Experten für Aktien Europa und zudem weiteren 100 Sektor-Spezialisten.

Der Investmentansatz ist sehr sorgfältig und gewissenhaft. Für seine Anlageentscheidungen hat es der Manager auf Unternehmen mit sehr guten Fundamentaldaten abgesehen, die über mehrere Marktphasen eine hohe Profitabilität vorweisen. Zudem legt er Wert auf einen nachhaltigen Cash Flow und eine solide Bilanz. Als Investments kommen auch Nebenwerte in Frage. Spezifische Länder- oder Sektorwetten werden nicht bewusst eingegangen, können sich aber aufgrund der Aktienselektion ergeben.

Der Ansatz von Tenerelli macht sich bezahlt. Im Jahr 2011, als die Eurokrise Aktien mit nach unten zog, ist der Fonds weniger stark gefallen als seine Benchmark und die Morningstar Vergleichskategorie „Aktien Europa Standardwerte Blend“. Auch in den beiden folgenden Bullenjahren hat der Fonds seine Kategorie und Benchmark outperformt, was an der Titelselektion (Finanzwerte und zyklische Konsumgüter wurden übergewichtet) liegt. Beide Sektoren sind auch jetzt mit 26% bzw. 19,6% stärker gewichtet als bei vergleichbaren Europafonds. Per Ende September sind die größten Investments Nestle (3,4%), Intesa SanPaolo (2,9%), Allianz (2,3%), Novartis und Red Electrica (je 2,1%).

Morningstar Analystin Muna Abu-Habsa ist der Ansicht, dass Tenerelli an seine früheren Erfolge anknüpfen kann. Das Analyst Rating „Bonze“ wird daher bestätigt.

T. Rowe Price Funds SICAV - Continental European Equity

Auch dieser Fonds wird von Dean Tenerelli verantwortet, die Anlagestrategie ist weitgehend identisch mit der des oben besprochenen European Equity. Wesentlicher Unterscheid ist, dass das Investmentuniversum auf Kontinentaleuropa beschränkt ist – Aktien aus Großbritannien sind also hier nicht enthalten.

Die Tranche für Retail-Investoren ist seit Mai 2013 erhältlich. Der Track Record der instutitionellen Anteilsklasse existiert schon seit 2007. Tenerelli hat es auch hier geschafft, von 2011 bis 2014 seinen Vergleichsindex sowie die Morningstar Vergleichskategorie „Aktien Europa ohne Grossbritannien Standardwerte“ zu schlagen. Morningstar Analystin Muna Abu-Habsa ist auch für diesen Fonds optimistisch gestimmt. Auch hier wird das Analyst Rating „Bronze“ bestätigt.

Bei den Top Holdings sind Schweizer Werte am prominentesten vertreten (20,5%), gefolgt von Aktien aus Frankreich (15,8%) und Italien (15,7%). Per Ende September 2015 waren die grö­ßten Einzelpositionen Nestle (5,7%), Intesa SanPaolo (3,4%), Roche (3,3%), KBC Group (3,1%) und Telefonica Deutschland (2,7%). Wie beim paneuropäischen Gegenstück sind auch hier Finanzwerte (30%) und zyklische Konsumgüter (14,6%) deutlich stärker gewichtet als in der Benchmark und gegenüber der Vergleichskategorie.

Parvest Equity Best Selection Euro Classic-Capitalisation

Dieser Fonds setzt ausschliesslich auf Aktien von Unternehmen aus dem Euroraum. Die verantwortliche Managerin, Valérie Charrière-Pousse, ist seit Auflage im Mai 2013 an Bord und wird unterstützt von Andrew King, CIO European Equities. Er war bereits vor Charrière-Pousse im Management von Europa-Mandaten involviert, hat ein Veto-Recht bei Anlageentscheidungen und leitet zudem das Research-Team, welches die Investment-Ideen beisteuert. Das Team ist vergleichsweise stabil; im laufenden Jahr ergaben sich erstmals seit sechs Jahren zwei personellen Änderungen.

Der Investmentansatz ist stark Research-getrieben und kooperativ. Jedes Teammitglied für das Research auf Unternehmensebene verantwortlich, Investmententscheidungen fallen aber im Konsens.

Zentrales Instrument ist der Herfendahl-Hirshman Index (HHI), ein Indikator für die Wettbewerbsintensität in einem Sektor ist. Ein hoher Wert deutet auf einen konzentrierten Markt mit wenigen größeren Unternehmen hin und damit auf hohe Markteintrittsbarrieren. Zusammen mit Fundamentaldatenresearch sucht das Team nach Investmentchancen. Auf Sektor- und Länderebene hat das Management relativ freie Hand –dem Risiko wird auf Einzeltitelebene eine größere Bedeutung beigemessen. Dass die Makro-Perspektive weniger Beachtung findet, kann daher bisweilen zu Lasten der Performance gehen.

Seit Gründung des Investmentteams im Jahr 2008 konnte der Investmentansatz mit Aktien aus dem Euroraum die Benchmark MSCI EMU schlagen. In den Jahren 2013, 2014 sowie im laufenden Jahr liegt der Fonds leicht hinter der Benchmark und der Vergleichskategorie. Die zuletzt weniger erfreuliche Wertentwicklung liegt an der Aktienauswahl: So hat beispielswese die BMW-Aktie (per Ende September 2,25%) unter dem Volkswagen-Skandal mitgelitten, Linde (2,54%) brach jüngst wegen einer Gewinnwarnung ein, und Aktien mit erhöhtem Emerging Markets Exposure wie Banco Santander (4,1%) oder Banco Bilbao Vizcaya Argentinia (3,8%) haben sich in den letzten Monaten ebenfalls nicht mit Ruhm bekleckert.

Trotz der zeitweisen Schwächephase bei der Performance, ist der Fonds dennoch eine gute Wahl für Investments im Euroraum, so Morningstar Analyst Daniel Vaughan. Der Research-Ansatz sowie die Erfahrung des Investmentteams sollten dem Fonds langfristig wieder Auftrieb verleihen. Auf Kostenseite liegt der Parvest Equity Best Selection Euro mit 1,99% (KIID ongoing Charge) leicht über dem Durchschnitt. Wie bestätigen daher das Analyst Rating „Bronze“.

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Über den Autor

Michael Haker  Michael Haker ist Research Editor bei Morningstar.