ETFs mit Energie-Aktien als indirektes Ölinvestment

Energieaktien korrelieren historisch stark mit dem Ölpreis. Für die Unternehmen sind die Rohstoffpreise aktuell eine schwierige Herausforderung. Langfristig attraktive Renditen sind aber nicht kategorisch auszuschließen. Unser Bericht über Energie-Indizes und entsprechende ETFs.

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Trotz des jüngsten Preisverfalls beim Rohöl sind langfristig attraktive Renditen der Energiekonzerne nicht kategorisch ausgeschlossen. Das aktuelle Umfeld ist sicher eine Herausforderung für die Unternehmen. Bei Energiekonzernen kommt es aber darauf an, wie die Unternehmen positioniert sind und bei welchem Kostenniveau sie in der Lage sind, positive Renditen zu erzielen. Der Sektor ist neben den ausgeprägten Zyklen  auch sehr Investitionsintensiv und viele Unternehmen haben hier früh reagiert, um sich im Wettbewerb gut zu positionieren.

Diese Wettbewerbsvorteile sind unserer Ansicht nach nicht zyklisch, insbesondere dann, wenn auch langfristig positive Renditen erzielt werden können. Bei einem Blick auf Energiekonzerne ist daher das aktuelle Ölpreisniveau weniger ausschlaggebend als die mittelfristigen Aussichten. Hier werden wieder höhere Rohstoffpreise erwartet.

Ausblick auf den Ölpreis

Der Verfall des Ölpreises wird vor allem an drei Gründen festgemacht. Erstens der deutliche Produktionsanstieg in den USA durch Fracking. Zum zweiten die unerbittliche Haltung der OPEC, ihre Fördermengen nicht zu kürzen, auch nachdem der Ölpreis massiv eingebrochen war. Manche Teilnehmer sprachen vergangenes Jahr bereits davon, dass sich die OPEC im Grunde sogar selbst abgeschafft hat, nachdem sie den Mitgliedsstaaten freie Hand bei der Bestimmung der eigenen Fördermengen einräumte. Der dritte Faktor ist das weltweit nachlassende Wirtschaftswachstum, was in einer niedrigeren globalen Ölnachfrage mündete. Zu guter Letzt dürfte die Aufhebung der Sanktionen gegen den Iran dem Ölpreis einen weiteren Schubser gegeben haben.

Die amerikanische Energiebehörde schätzt, dass der weltweite Ölkonsum im Jahr 2016 bei 94,8 Millionen Barrel täglich liegen wird, für 2017 taxiert sie einen Anstieg auf 96,06 Millionen Barrel pro Tag. Bei der weltweiten Förderung liegen die Schätzungen für dieses und das kommende Jahr bei rund 96,5 Millionen Barrel pro Tag und damit leicht über dem erwarteten Konsum. Entsprechend liegen die Schätzungen für das Fass Brent bei 50 US-Dollar für das Jahr 2017 und 47 US-Dollar je Fass der amerikanischen Sorte WTI. Auch die OPEC gibt sich optimistisch und schätzt für das laufende Jahr ein Wachstum bei der Ölnachfrage von 1,25 Millionen Barrel pro Tag. Dieses Rohstoffsegment ist allerdings extrem zyklisch und zudem stark von politischen, wirtschaftlichen und technischen Herausforderungen geprägt. Das bedeutet, dass an die Erholung des Ölpreises unter anderem das globale Wirtschaftswachstum gekoppelt ist.

Das Spielfeld, in dem sich die Unternehmen befinden

Das neue Umfeld des billigen Öls wird die Ölindustrie nun zu Anpassungen zwingen. Zum einen hinsichtlich der Investitionen. Laut Schätzungen werden beispielsweise Projekte mit einem Wert zwischen 700 Milliarden und 1,4 Billionen nicht mehr angegangen. Einige Unternehmen haben als Reaktion auf die niedrigen Rohstoffpreise, mit denen ein geringerer freier Cash Flow und damit geringere Margen einhergehen, ihre Investitionsbudgets gestutzt. Trotz des zyklischen Charakters der Branche sind unserer Ansicht nach allerdings die wirtschaftlichen Wettbewerbsvorteile (Economic Moats) nicht von der Marktzyklick abhängig. Viele der großen Unternehmen haben unserer Ansicht nach in der Vergangenheit ihre Positionen im Markt gestärkt und sollten in der Lage sein, über einen vollen Wirtschaftszyklus Wachstum zu generieren. Gerade diversifizierte Konzerne dürften langfristig auch bei niedrigeren Ölpreisen dank ihrer straken Infrastruktur und abgeschlossener Investitionszyklen noch gute Margen erzielen.

Investments in das Schwarze Gold

Um nun in Öl zu investieren gibt es mehrere Möglichkeiten. Auf der Hand liegen zum einen Investments über ETCs (Exchange Traded Commobities), welche die Ölpreisentwicklung direkt abbilden. Eine andere Möglichkeit bieten ETFs, die sich aus Energie-Aktien zusammensetzen. Historisch weisen sie eine hohe Korrelation mit dem Ölpreis auf, bieten jedoch einen gewissen Diversifikationsvorteil. Die großen Ölmultis wie BP, Chevron, Exxon Mobil reagieren normalerweise nicht so extrem im Zusammenhang mit einem steigenden oder fallenden Ölpreis, da sie dank der Einnahmen aus Raffinerie und Vertrieb nicht ganz so stark von Ölpreis abhängen.

Betrachten wir den kritischen Zeitraum seit Anfang 2014, in den der volle Sturzflug der Sorten WTI und Brent fällt, so zeigt sich, dass die entsprechenden Sektorindizes nicht ganz so stark nachgaben. Zu Illustrationszwecken haben wir in der unten abgebildeten Grafik die prozentuale Wertentwicklung von WTI und drei Sektor-ETFs seit Anfang Januar 2014 dargestellt. Zudem bietet das Aktieninvestment die Aussicht auf Dividendenzahlungen. Viele Rohstoffkonzerne wie etwa Chevron oder ExxonMobile gehören traditionell zu den Konzernen, die eine vergleichsweise hohe und stabile Dividendenausschüttung bieten. Bei reinen Rohstoff-Investments ist das nicht der Fall.

Vergleich Oel Direkt und Indirekt

Drei Aktienindizes im Fokus

Im Folgenden stellen wir drei unterschiedliche Indizes vor, die ausschließlich Unternehmen des Energiesektors enthalten. Es sind dabei nicht nur die üblichen Verdächtigen, die Rohstoffe fördern und verarbeiten, sondern auch Unternehmen, die eine entsprechende Infrastruktur wie Transport-Pipelines betreiben. Anleger sollten sich aber dessen Bewusst sein, dass Sektorindizes wie die Folgenden vergleichsweise wenige Aktien enthalten und es deshalb dort recht turbulent zugehen kann und sich deutliche Veränderungen innerhalb kurzer Zeit mit Blick auf die Gewichtungen von Ländern, Währungen und Einzeltiteln anbelangt. Grundlage für unsere Auswahl sind die vom Volumen her größten ETFs, die in Europa zum Vertrieb zugelassen sind und deren Indizes Energiewerte abbilden. 

STOXX Europe 600 Oil&Gas 

Der STOXX Europe 600 Oil&Gas umfasst einen Ausschnitt des marktbreiten STOXX Europe 600 Index. Wie der Name bereits verrät, enthält der Subindex ausschließlich Unternehmen, die ihren Umsatz primär aus dem Geschäft mit Rohöl und Erdgas generieren. Dabei ist die Nomenklatur leicht missverständlich, da der Performance-Index eben nicht 600, sondern aktuell 22 Einzelwerte enthält. Diese Anzahl kann sich jedoch ändern. Die Gewichtung der Titel erfolgt nach dem frei gehandelten Marktkapital. Das größte Unternehmen darf maximal 30% im Index ausmachen, das zweitgrößte maximal 15%.

Unternehmen, die mit der Förderung, Verarbeitung und insbesondere dem Absatz von Treibstoff ihren Umsatz generieren, machen über 85% des Index aus. 

Insgesamt präsentiert sich der Index als sehr lebendig, was bei Betrachtung der Länder- und Einzeltitelgewichtung im obersten Segment deutlich auffällt. Aktien aus Großbritannien sind noch immer am stärksten vertreten (37,2%), allerdings lag deren Gewichtung Ende Juni 2015 noch bei 56,3%. Die zweitgrößte Ländergewichtung fällt auf Frankreich (32,8%), wobei hier die Gewichtung vor rund sieben Monaten noch 16,3% betrug. Keine wesentlichen Änderungen gab es beim Anteil von Aktien aus Italien (10,9%) und Norwegen (5,5%). Der Index ist extrem Kopflastigkeit, da die zehn größten Werte ein Gewicht von über 90% haben.

Die Top 5-Unternehmen bringen zusammen 79% auf die Waage. Wer hier also in europäische Öl-Unternehmen, investiert, der setzt primär auf Total (31,2%), Royal Dutch Shell (17,6%), BP (16,5%), die italienische ENI (10,2%) und Statoil (4,4%). Vor sieben Monaten war BP noch am stärksten Gewichtet (25%), die französische Total belegte mit 15% Platz drei. Die Überprüfung und Neugewichtung des STOXX Europe 600 Oil&Gas erfolgt alle drei Monate.

MSCI World/Energy 

Im MSCI World/Energy sind aktuell 99 Large- und Midcaps aus 23 entwickelten Märkten weltweit enthalten. Vor rund sieben Monaten umfasste der Index noch 107 Unternehmen. Den größten Anteil haben nach wie vor Aktien aus den USA (61,2%), Großbritannien (14,7%), Kanada (10,6%) und Frankreich (5,5%). In den Index aufgenommen werden nur solche Unternehmen, die nach dem GICS-Standard als Energiewerte klassifiziert sind. Zudem müssen bestimmte Liquiditätskriterien und eine Mindestgröße hinsichtlich der Marktkapitalisierung erfüllt sein. Daneben müssen sich mindestens 50% der Aktien im freien Handel befinden.

Rund 55% des Index machen sogenannte integrierte Öl- und Gas-Unternehmen aus. Ihr Hauptgeschäft besteht in der Förderung, dem Transport, der Verarbeitung und Verbreitung der Rohstoffe. Den zweitgrößten Anteil haben Firmen, die sich auf Förderung und Erschließung spezialisiert haben (16,7%), gefolgt von Ausrüstern und Dienstleistern (10,5%). Die zehn größten Positionen machen zusammen 57,9% aus, was den Index sehr kopflastig macht. Unter den Top-5 befinden sich vier integrierte Öl- & Gas-Firmen: Exxon Mobil (17,8%), Chevron (8,4%), BP (5,2%), Royal Durch Shell (4,8%) sowie der weltweit größte Öldienstleister Schlumberger (4,8%). In den vergangenen sieben Monaten nahm die Gewichtung dieser Unternehme um fast 5% zugenommen. Die Neugewichtung erfolgt halbjährlich, Überprüft wird der Index alle drei Monate.

Morningstar MLP Composite 

Im Gegensatz zu den anderen Indizes, enthält der Morningstar MLP Composite ausschließlich Unternehmen, die als Rechtsform eine sogenannte Master Limited Partnership sind. Die Anteile dieser Unternehmen werden an der Börse gehandelt, im Vergleich zu regulären Aktiengesellschaften zahlen sie aber keine Einkommenssteuern. Genau wie eine AG haben sie die Vorteile der begrenzten Haftung. Die Gesetzgebung in den USA sieht allerdings vor, dass Unternehmen der Rechtsform MLP mindestens 90% des Einkommens mit Rohstoffen oder Immobilien erzielen müssen.

Im Falle des Morningstar MLP Index werden ausschließlich Energie-MLPs berücksichtigt. Der Index enthält 97% ihrer Marktkapitalisierung die an drei US-Börsen NYSE, NYSE Amex Equities und Nasdaq gehandelt werden. Die einzelnen Titel werden nach der jährlichen Ausschüttung gewichtet, allerdings ist eine Deckelung von 10% vorgesehen.

Den überwiegenden Anteil des Index machen Unternehmen aus, die im Bereich Lagerung und Transport von Öl und Gas (84,3%) tätig sind. Den zweitgrößten Anteil machen Raffinerie und der Vertrieb aus (8,2%), gefolgt von MLPs, die sich auch die Produktion und Erschließung (6,8%) von Öl und Gas spezialisiert haben. Zu den Top-Werten gehören Enterprises Products Partners (11,8%), All American Pipeline (8%), Energy Transfer Partners (7,8%), Magellan Midstream Partners (6,7%) und der Pipeline-Betreiber OneOK Partners (6,7%). Die Neugewichtung des Index erfolgt alle drei Monate, die Zusammensetzung wird jedes halbe Jahr überprüft und gegebenenfalls angepasst.

ETFs, die Ölindizes Abbilden

Eine Übersicht über die Performance der größeren Produkte am Markt zeigt, dass das Tal der Tränen für Anleger seit 2015 tief war und dass antizyklisch vorgehende Investoren starke Nerven brauchen, wenn sie einen Einstieg erwägen. Das weitaus größte Vermögen steckt in ETFs, die den europäischen STOXX Europe 600 Oil& Gas abbilden. Wie die obere Tabelle zeigt, steckten per Ende Februar im größten Produkt, iShares STOXX Europe 600 Oil & Gas, 603 Millionen Franken. Deutlich kleiner sind die vier anderen ETFs auf den STOXX-Index, wobei das Produkt von Lyxor mit gut 243 Millionen Franken noch zu den größeren zählt.

Mit Blick auf globale Aktien führt Lyxor das größte Produkt ins Feld. Der Lyxor MSCI World Energy TR ETF bringt es auf knapp 93 Millionen Franken. Deutlich kleiner sind die Produkte von Amundi und db X-trackers. Das US-zentrierte Produkt, Source Morningstar US Energy Infrastructure MLP ETF, weist ein Vermögen von gut 180 Millionen Franken auf.

Der Source ETF, der auf Energie-Infrastrukturunternehmen setzt, musste mit einem Minus von knapp 43% die mit Abstand höchsten Verluste in den vergangenen 12 Monaten hinnehmen. Das verwundert nicht, wenn man die massive Konsolidierung unter den Infrastrukturfirmen vor Augen führt, die bis Mitte 2014 noch vom Schiefergas-Boom in den USA profitiert hatten und seitdem immer mehr unter dem fallenden Ölpreis leiden, der viele Explorationsvorhaben unprofitabel macht.

Tabelle: ETFs mit Schwerpunkt Energie-Aktien

20160318 Oel Aktien ETFs (CHF)

Der Verfall der Öl- und Gaspreise machte auch den anderen Produkte zu schaffen, wobei sich die europäischen Aktienindizes deutlich besser hielten als die globalen, bei denen der sehr hohe USA-Anteil ins Kontor schlug. Mit Blick auf die Volatilität zeigen die globalen Produkte indes eine mäßigere Schwankungsintensität als die europäischen ETFs.

Interessant ist, dass die Performance der Produkte auf den europäischen Index auf Jahressicht kaum auseinanderlaufen. Deutlicher werden indes die Abstände bei der Betrachtung der längerfristigen Bilanz. Während der BNPP Easy ETF in den vergangenen fünf Jahren pro Jahr mit einem Minus von 6,1% pro Jahr die schwächste Performance zeigte, verlor der ComStage-ETF auf den STOXX-Index mit einem Minus von 5,79 pro Jahr gut 30 Basispunkte weniger. Eine Erklärung dürfte im Kostenunterschied von fünf Basispunkten jährlich liegen.

Sehr nah beieinander liegt auch die kurzfristige Performance der Produkte auf den globalen MSCI World Energy Index. Nach fünf Jahren bilanzieren wir allerdings einen Performance-Vorsprung des Deutsche Bank Produkts gegenüber dem ETF von Lyxor in Höhe von 24 Basispunkten pro Jahr.  

Die Gebühren liegen nicht so nah beieinander, wie man es auf den ersten Blick vermuten könnte. Bei den europäischen Produkten ist der bereits erwähnte ComStage ETF mit jährlichen Kosten von 0,25% am günstigsten. Das Produkt von Marktführer iShares ist, wie so häufig bei derartigen Produktvergleichen, mit 0,46% an jährlichen Gebühren am teuersten.

Nicht ganz so breit ist die Spanne bei den global anlegenden Produkten zwischen teuerstem und günstigstem ETF. Das Produkt von Amundi markiert mit jährlichen laufenden Kosten von 0,35% das untere Ende der Kostenspanne, am teuersten ist der ETF der Deutschen Bank mit Gebühren von 0,45% pro Jahr. Kostenseitig außer Konkurrenz läuft der Source-ETF, der jährlich 0,5% an Gebühren kostet zu denen Swap-Kosten von 0,75% jährlich hinzukommen, die das Produkt zusätzlich verteuern.

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Über den Autor

Ali Masarwah und Michael Haker  Ali Masarwah ist Chefredakteur von Morningstar Deutschland, Österreich und Schweiz; Michael Haker ist freier Mitarbeiter von Morningstar in Frankfurt