Weltweite Dividenden steigen in diesem Jahr um 5%

Janus Henderson zeigt sich nach einem starken ersten Quartal, insbesondere der nordamerikanischen Unternehmen, in seinem jüngsten Quartalsbericht vorsichtig optimistisch.

31.05.2023
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Ford car on display

Die Fondsgesellschaft Janus Henderson zeichnet im jüngsten Bericht ein recht optimistisches Bild für die globalen Dividendenaussichten. Diese verzeichneten im ersten Quartal des Jahres Rekordausschüttungen. So hat das Unternehmen die Prognose für das Gesamtjahr 2023 erhöht, allerdings mit dem Vorbehalt, dass sich das Dividendenwachstum verlangsamen könnte, sofern die Weltwirtschaft an Schwung verliert. Die europäischen Dividenden sind im Jahresvergleich am stärksten gewachsen, gestützt durch Sonderdividenden, berichtet Morningstar-Redakteur James Gard.

Aus dem Global Dividend Index für Mai geht hervor, dass 95 % der Unternehmen weltweit ihre Dividenden im ersten Quartal entweder beibehalten oder erhöht haben, was zu einem Anstieg der Ausschüttungen um 12 % auf 326,7 Mrd. USD führte. Bereinigt um Sonderdividenden und Währungsschwankungen lag lag das Wachstum allerdings bei rund 3 % im Jahresvergleich.

Dieser starke Jahresauftakt hat Janus Henderson veranlasst, die Prognose für die Dividendenausschüttung für das Gesamtjahr anzuheben. Diese wird voraussichtlich 1,64 Billionen Dollar (1,53 Billionen Euro) erreichen, 5 % mehr als im Vorjahr. 

In dem Bericht untersucht Janus Henderson die Dividendentrends im Zusammenhang mit anderen Vergütungsformen. So hat das Unternehmen eine detaillierte Analyse der Aktienrückkäufe durchgeführt, die in den letzten zehn Jahren weltweit getätigt wurden. Daraus geht hervor, dass sich das Verhältnis des Kapitals, das für Rückkäufe statt für Dividenden ausgegeben wird, deutlich verschoben hat.

"Die Rückkäufe haben sich in den letzten zehn Jahren fast verdreifacht, während die Dividenden um 54 % gestiegen sind. Im vergangenen Jahr waren die Rückkäufe fast so hoch wie die gezahlten Dividenden (94 %), während es vor zehn Jahren nur etwa die Hälfte (52 %) war. Alle Regionen und die meisten Sektoren verzeichneten Zuwächse", heißt es in dem Bericht.

 

 

 

 

 

Saisonale Effekte

Saisonale Schwankungen beeinflussen, wie die Regionen abschneiden. Sehen wir uns daher die geografischen Unterschiede im Detail an.

Nordamerika macht natürlich einen beträchtlichen Teil der Gesamtsumme aus mit 40 % der Auszahlungen im letzten Jahr (diese betrugen insgesamt 1,56 Billionen US-Dollar).

Das Dividendenwachstum in den USA hat sich in den letzten Quartalen allerdings stetig verlangsamt. Dieser Trend setzte sich im 1. Quartal 2023 fort, als die Ausschüttungen um 4,8 % stiegen und damit so langsam wie seit Beginn der Erholung nach der Pandemie nicht mehr.

Die Gesamtausschüttungen wurden durch außergewöhnlich hohe einmalige Sonderdividenden angekurbelt, sodass die Gesamtsumme um 8,3 % auf einen Rekordwert
von 153,4 Mrd. US-Dollar anstieg. Mehr als ein Drittel der Sonderdividenden in Höhe von 9,8 Mrd. US-Dollar stammte aus dem boomenden Ölsektor. Die größte Summe wurde allerdings von Ford Motor (FMC1) ausgeschüttet. Insgesamt haben 97 % der US-Unternehmen in dem Index ihre Dividende entweder erhöht oder konstant gehalten. In Kanada stiegen die Dividenden um 8,1 %, wobei Öl- und Bankaktien den größten Beitrag zum Wachstum leisteten.

In Europa (ohne Großbritannien) erhöhten oder hielten 96 % der Unternehmen ihre Ausschüttungen im ersten Quartal, einem traditionell eher ruhigem Zeitraum. Drei Viertel der Ausschüttungen im Berichtsquartal entfielen auf Dänemark, Deutschland und die Schweiz. 

Die Dividenden in der Schweiz sind über die Jahre langsam und stetig gewachsen. Ihre Dominanz im ersten Quartal bedeutet, dass ein bereinigter Anstieg von 1,3 % die regionale Gesamtsumme niedrig hielt.

Das Gesamtbild wurde zudem stark vom dänischen Schifffahrtskonzern Moller Maersk (DP4B) beeinflusst, der seine reguläre Dividende kürzte, dafür aber eine sehr hohe einmalige Sonderausschüttung tätigte.

Das Beste dürfte aber noch kommen, so Janus Henderson. “Die meisten europäischen Unternehmen werden im zweiten Quartal eine einmalige Dividende nach guten Gewinnen im Jahr 2022 ausschütten. Wir gehen davon aus, dass wir in unserer nächsten Ausgabe über ein starkes Dividendenwachstum in der Region berichten werden."

 

 

 

Ein goldenes Zeitalter?

Anleger werden sich an die Dividenden-Apokalypse im Jahr 2020 erinnern, als die Pandemie einen Dominoeffekt von Kürzungen und Streichungen auslöste. Offensichtlich sind die Bedingungen günstiger als damals – einige werden sie daran erinnern, wie riskant es ist, sich auf Dividenden zu verlassen (mit dem  Thema Dividenden haben wir uns ausführlich in unserer Themenwoche einkommensorientiertes Investieren befasst).  

Mark Peden, Investmentmanager bei Aegon Asset Management, argumentiert, dass internationale Einkommensinvestoren in ein neues goldenes Zeitalter eintreten: „Wir sind jetzt von einem Dividendendilemma zu einer Dividendenflut übergegangen … das Bild ist klar – Unternehmen erwirtschaften Rekordwerte.“

"Die Volatilität, die wir letztes Jahr gesehen haben, hat uns daran erinnert, dass Dividenden in der Regel viel weniger schwanken als Gewinne und in schwierigen Märkten eine wichtige Quelle für die Gesamtrendite darstellen können", so Peden. 

Ben Lofthouse, Leiter Global Equity Income bei Janus Henderson, ist vorsichtiger: „Aufgrund der Inflation, höherer Zinsen und strengerer Finanzierungsbedingungen, die sich zunehmend auf die Nachfrage auswirken, verlangsamt sich die Weltwirtschaft." Infolgedessen stehen die Erträge unter Druck, was sich in absehbarer Zeit auf das Dividendenwachstum auswirken werde. Er erinnert daran, dass die Dividenden über den Konjunkturzyklus hinweg viel weniger volatil sind als die Erträge, sodass sich eine Verlangsamung oder ein regelrechter Rückgang der Erträge in den nächsten Jahren weniger deutlich auf die Ausschüttungen auswirken wird.

"Nach ein paar starken Jahren sind nun auch fast alle einfachen Gewinne aus dem Aufschwung nach der Pandemie erzielt worden. Daher wird das Dividendenwachstum 2023 deutlich niedriger ausfallen als in den letzten beiden Jahren", lautet sein Fazit. 

 

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