Fonds unter der Morningstar-Lupe (1)

Dies ist der erste Teil einer zweiteiligen Serie, in der wir zeigen wollen, wie Morningstar Analysten weltweit Fonds untersuchen.

Alexander Ehmann 26.05.2008
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Die meisten Anleger werden das Morningstar Rating kennen. Die Morningstar Sterne geben jedoch keinen tiefen Einblick in einen Fonds. Das Rating basiert auf risikoadjustierten Vergangenheitsrenditen und besitzt deshalb Grenzen. Das Sterne-Rating ist ein quantitativer Filter, ein erster Ausgangspunkt in der Fondsselektion.

Anleger sollten wissen, woher die Performance kommt. Das Sterne Rating kann dies nicht leisten. Welche Faktoren haben in der Vergangenheit die Ergebnisse bestimmt und werden diese Faktoren fortbestehen? Das ist das qualitative Herzstück der Morningstar Fondsanalyse.

Worauf achten wir? Darauf gibt es keine St

andardantwort. Es sind viele unterschiedliche Qualitätsmerkmale, die wir bei einem Fonds und dessen Management-Team sehen wollen.

Fondsgesellschaft

Selbst wenn man einen Fonds mit einem Topmanager gefunden hat, ist das noch lange keine Garantie, dass dies so bleiben wird. Wenn das Fondshaus keinen attraktiven Rahmen für den Fondsmanager bieten kann, wird er das Unternehmen in Richtung Konkurrenz verlassen. Die Unternehmenskultur kann Auskunft über Stärken und Schwächen geben.

Verantwortungsvolle Fondsgesellschaften zögern zum Beispiel nicht, einen Fonds zu schließen, wenn er zu groß und zu unflexibel für die verfolgte Anlagestrategie wird. Andere Firmen dagegen versuchen, so viel Geld wie möglich einzusammeln. Dazu bringen sie neue Fonds auf den Markt, die den gegenwärtigen Trends entsprechen und gut vermarktet werden können. Wir bevorzugen Fonds mit diversifizierten Anlagestrategien. Globale, regionale oder europäische Aktienfonds streuen die Risiken über Sektoren und zahlreiche Aktien. Modeprodukte wie Neue-Markt-Fonds können Anlegern bitter aufstoßen oder gar geschlossen werden, wenn die Vermögenswerte nach einer Blase zusammengedampft worden sind. Meist neigen Investoren dann dazu, diese Themen zu kaufen, wenn schon viel Phantasie eingepreist ist. Aktienmarktgurus sprechen in solchen Marktphasen gerne von neuen Zeitaltern oder Paradigmenwechseln.

Gesellschaften geraten oft in Schwierigkeiten, wenn die Marketingabteilung und das Management mehr zu sagen haben als das Investmentteam. Wenn das Pushen eines Produktes wichtiger ist als eine sorgfältige Auswahl und Kontrolle der Assets, kann das schnell böse enden.

Die Verwaltungsgebühren sind in der Fondsanalyse eines der wichtigsten Kriterien. Ein gutes Fondshaus senkt die Verwaltungsgebühren, wenn das Fondsvolumen steigt. Die für die Gesellschaften anfallenden internen Kosten ändern sich bei höheren Volumina kaum, die Beträge die die Anleger insgesamt zahlen jedoch deutlich. Bei einem 10 Millionen Euro großen Fonds mit einer Managementgebühr von 1,5% fließen 150 000 Euro an die Gesellschaft, bei einem Fonds mit einer Milliarde sind es bereits 15 Millionen. Wünschenswert wäre, wenn 1,3% belastet würden. Dann würde mehr in der Tasche der Anleger bleiben. Bei den deutschen Fondsgesellschaften ist diese Philosophie noch nicht angekommen.

Fondsmanager und Investment-Team

Uns interessieren Erfahrung, Track Record und Anlagephilosophie eines Fondsmanagers. Wir sehen uns auch die Fonds an, die er bereits in der Vergangenheit gemanagt hat. Bei neuen Mandaten ohne historische Daten kann das hilfreich sein.

Auch die Researchkapazitäten sind für uns von Interesse. Das betrifft die Zusammensetzung und die Stabilität im Management-Team. Bei einer guten Fondsgesellschaft kann der Manager auf die Einschätzungen eines Analysten-Teams zurückgreifen. Wir wollen mehr über deren Erfahrung und die Anzahl der Unternehmen wissen, die sie abdecken. Als Vergleichsmaßstab dienen unsere eigenen Aktienanalysten. Ein Analyst deckt im Durchschnitt 20-30 Unternehmen ab. Wer sich stark auf externes Research verlässt, kann weit mehr Aktien covern. Allerdings erhält er oft nur Informationen, die die Broker auch an alle anderen weitergeben.

Oft müssen sich Fondsmanager noch um andere Aufgaben kümmern. Dazu zählen Marketing und Vertriebsunterstützung. Viele Fondsmanager reisen zu Vorträgen für potentielle Kunden um die halbe Welt. Wir beobachten solche Zusatzaufgaben kritisch, die den Manager von seiner eigentlichen Arbeit abhalten.

Anlageprozess und –stil

Der Anlagestil wird häufig vom Fondshaus vorgegeben. Manager und Gesellschaft müssen gut zueinander passen. Einem an ein großes Analysten-Team gewöhnter Manager wird es schwer fallen, wenn er plötzlich auf sich allein gestellt ist. Wir betrachten den Investmentsprozess inklusive der Aktienauswahl, der Sektorengewichtung und dem Risikomanagement.

Ein guter Manager bleibt seinem Anlagestil treu und wechselt nicht ständig je nach Marktlage die Richtung. Wir haben kein Interesse daran, den Anlagestil eines Fonds permanent zu überwachen. Wir möchten aber wissen aus welcher Ecke der Style-Box er kommt, wohin er sich bewegt und warum.

Portfolioaufbau und Risikoüberwachung

Sobald wir die Anlagephilosophie eines Managers kennen, sehen wir uns die Portfoliozusammensetzung an. Die meisten Fondsgesellschaften setzen aus Gründen des Risikomanagements den Fondsmanagern Grenzen. Wir suchen nach sämtlichen Restriktionen, die über die Bestimmungen des Investmentgesetzes hinausgehen und einen Einfluss auf die Performance haben. Je stärker ein Fonds konzentriert ist, desto höher ist das Risiko. Wenn ein Fonds mit 35 Aktien aufgelegt wurde, mittlerweile aber 70 Titel hält, weiß der Manager vielleicht nicht mehr, wohin mit dem ganzen Geld. In diesem Fall wird er auf seine zweite Wahl an Aktien zurückgreifen. Die Fondsgesellschaft hätte im Interesse der investierten Fondssparer eigentlich das Portfolio schließen müssen.

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Über den Autor

Alexander Ehmann