3 Fonds-Ideen für 2013: Setzen Sie auf die Ungeliebten!

Alle reden über die Outperformer in 2012, wir richten den Blick auf viel versprechende Underperformer.

Ali Masarwah 10.01.2013
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Anlagefonds mit einer miesen Performance haben im Vertrieb ganz schlechte Chancen. Liegt ein aktiver Fondsmanager mit seinen Entscheidungen daneben, folgt eher früher als später der Liebes- bzw. Geldentzug der enttäuschten Anleger. Rechtzeitig die Reissleine zu ziehen, ist bei einem schlechten Investment tatsächlich oft die einzig richtige Entscheidung. Denn chronische Underperformer weiter im Depot zu halten, nur weil man sich nicht eingestehen mag, in der Vergangenheit eine falsche Entscheidung getroffen zu haben, ist die Grundlage weiterer Enttäuschungen - und leider ein weit verbreiteter Fehler unter Anlegern.

Eine schlechte Jahres-Performance muss kein Verkaufsgrund sein

Allerdings schütten viele Anleger das Kind mit dem Bade aus. Die immer kürzeren Abstände, in denen Fonds an ihren Vergleichsindizes gemessen werden, verleiten zu prozyklischen Entscheidungen, die langfristig schädlich sind. Geleitet (korrekt: verleitet) werden Anleger oft von den allfälligen Einjahresstatistiken, die zu Beginn jedes Kalenderjahres in den Medien die Runde machen. Dies ist eine bedenkliche Facette der immer kurzatmigeren Verbreitung und Verarbeitung von Finanzinformationen, die falsche Akzentsetzungen in der Fonds-Allokation nach sich zieht. Der so genannte short termism macht sich immer mehr in der Fondswelt breit, in der eigentlich langfristiges Investieren die Maxime sein sollte!

Klipp und klar gesagt: Ein Kalenderjahr mit einer schlechten Performance sollte nicht der einzige Grund sein, einen Fonds aus dem Depot zu entfernen. Fondsmanager, die aktive Wetten eingehen und sich damit von ihrem Vergleichsindex lösen, müssen – sofern sie einen konsistenten Ansatz verfolgen – gelegentlich danebenliegen. Sie sollten diesen Managern Luft zum Atmen geben. Denn die Underperformance guter Manager heute ist die Voraussetzung für deren Outperformance morgen. (Sollten Sie generell nicht bereit sein, Verluste zu tolerieren, könnten Sie möglicherweise falsch beraten worden sein.)

Rating ist nicht gleich Rating: Es geht um die Prognosefähigkeit

Im Gegensatz zum so genannten Morningstar Sterne-Rating, das rein quantitativ auf die Vergangenheits-Performance basiert, bewerten unsere Morningstar-Fondsanalysten im qualitativen Analyst-Rating die Qualität des Managers und seines Investment-Prozesses sowie die Konsistenz seiner Performance. Während eine relativ schlechte Jahres-Performance einen Fonds Morningstar-Sterne kostet, muss das nicht das Morningstar Analyst-Rating negativ beeinträchtigen, wenn sich die grundlegenden Parameter eines Investmentprozesses nicht verschoben haben. Unsere qualitativen Ratings geben Aufschluss über die Outperformer von morgen, nicht über die von gestern (lesen Sie hier mehr zur Abgrenzung von unseren beiden Fonds-Ratings).

Wir haben uns deshalb eine kleine Auswahl an hochqualifizierten Fondsmanagern zum Jahresanfang vorgenommen, die 2012 mit die schlechteste Performance im Vergleich zu den Fonds ihrer Vergleichsgruppe hingelegt haben - und die dennoch (bzw deshalb) unseres Erachtens viel Potenzial aufweisen.

Fonds ohne Fortune 2012 und mit Potenzial für die Zukunft

Der Neptune Global Equity, Magellan C und M&G Global Basics weisen unverändert die Bestnote „Gold“ in unseren qualitativen Morningstar Analyst Ratings auf. Deshalb sollten antizyklische Anleger, die auf der Suche nach guten Fondsmanagern sind, ein genaueren Blick auf diese Fonds werfen. Der Neptun Global Equity und M&G Global Basics sind global anlegende Aktienfonds, der Magellan investiert in Aktien der Schwellenländer. Alle 3 Fondsmanager hatten im abgelaufenen Jahr wenig Fortune.

Schwellenländer-Wette bei Neptune

Der von Robin Geffen verantwortete Neptune Global Equity landete 2012 im 97. Perzentil der global investierenden Aktienfonds mit der Stilrichtung Growth und schnitt knapp 11 Prozentpunkte schlechter ab als sein Vergleichsindex. Entsprechend musste der heute noch gut eine Milliarde Euro schwere Fonds im abgelaufenen Jahr über 250 Millionen Euro an Mittelabflüssen hinnehmen.

Laut Morningstar-Analystin Fatima Khizou hat sich der Fonds langfristig trotz Schwächephasen bewährt. Aktive Wetten sind ein Kernstück des Investment-Prozesses des Managers, der 1992 die Fondsgesellschaft Neptune gründete und nach wie vor einige Fonds verantwortet. Die Underperformance 2011 und 2012 geht in erster Linie auf Schwellenländer-Investments zurück, die nicht in der Fonds-Benchmark enthalten sind. „Der Fonds ist nach wie vor eine gute Wahl, weil er viele Merkmale aufweist, die uns gefallen: einen talentierten Fondsmanager, der von einem erfahrenen Team unterstützt wird und einen robusten Investment-Prozess anwendet“, so die Morningstar-Fondsanalystin.

Konsum- und Technologie-Aktien für den Comgest Magellan

Ähnlich die Einschätzung von Morningstar-Fondsanalyst Thomas Lancereau zum Magellan aus dem Hause Comgest. Der von Vincent Strauss und Wojciech Stanislawski gemanagte Fonds lag 2012 im 87. Perzentil seiner Vergleichsgruppe und schnitt auch reichlich 6 Prozentpunkte schlechter ab als der Index MSCI Emerging Markets. Er musste im vergangenen Jahr ebenfalls saftige Abflüsse von knapp 550 Millionen Euro hinnehmen. Der Fonds investiert ebenfalls fernab von der Benchmark und setzt dabei sehr stark auf die Qualität der Firmen. Sie müssen hoch profitabel sein und unabhängig vom jeweiligen Konjunkturzyklus stetig wachsende Gewinne erwirtschaften.

Defensive Konsumtitel waren dabei ebenso im Fokus von Strauss und Stanislawski wie Technologie-Aktien. „Dieser Fonds ist nach unserer Einschätzung einer der besten Emerging-Markets-Fonds am Markt“, so Morningstar-Analyst Lancereau.

Graham French hat Rohstoff-Aktien im Blick

Dass der M&G Global Basics so seine Probleme in einem eher schwachen makroökonomischen Umfeld haben kann, ist nicht überraschend für Oliver Kettlewell, der den von Graham French verantworteten Fonds beobachtet. Auch wenn der Fonds 2012 exakt 10 Prozentpunkte hinter dem Index MSCI World und im 85. Perzentil der Vergleichsgruppe lag, sieht Morningstar-Analyst Kettlewell keinen Grund, das Gold-Rating anzuzweifeln. Er begründet das positive Rating mit der langjährigen Erfahrung des Fondsmanagers.

Allerdings müssen sich Anleger darüber im Klaren sein, dass das Risiko des Fonds auch aufgrund der traditionell hohen Gewichtung von Rohstoff-Aktien überdurchschnittlich ist. Der Ertrag – langfristig – allerdings auch. Vielen Anlegern dürfte das nicht bewusst gewesen sein, wie die hohen Mittelabflüsse von fast 700 Millionen Euro 2012 bezeugen. Gut möglich, dass viele dieser Anleger Ende 2013 zur Kenntnis nehmen müssen, dass ihre Entscheidung, diese 3 Fonds zu verkaufen, auf dem jeweiligen Tiefpunkt erfolgt ist.

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Über den Autor

Ali Masarwah

Ali Masarwah  Ali Masarwah war von 2011 bis Frühjahr 2021 als Chefredakteur für die deutschsprachigen Anleger Websites von Morningstar verantwortlich