3 Investments, die riskanter sind, als Sie glauben

Schwellenländeranleihen, Small-Cap-Aktien und länderspezifische Tracker-Fonds können die Rendite steigern – doch Anleger müssen wissen, wie sie damit umgehen

Marco Caprotti 08.09.2021
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Was ist Risiko? In der Investitionswelt gibt es verschiedene Definitionen dieses Begriffs, je nach dem Instrument, mit dem Sie handeln, und Ihrer persönlichen Neigung, damit umzugehen. Ganz allgemein bezieht sich Risiko bei Investments allerdings auf die Möglichkeit, dass die Rendite niedriger ausfällt als erwartet und man dadurch den investierten Geldbetrag teilweise oder komplett verliert.

Doch nicht nur die Definition von Risiko stellt eine Herausforderung dar. Genauso schwierig ist es, eine Liste jener Anlagen zu erstellen, die als riskant gelten. Es gibt allerdings ein paar Anlageinstrumente, die zwar immer öfter in Anlegerportfolios aufgenommen werden, aber mit Risiken behaftet sind, denen sich vielleicht nicht jeder bewusst ist. Beispiele dafür sind Kryptowährungen und sogenannte Meme-Aktien. In diesem Artikel gehen wir auf drei andere Mainstream-Anlagearten ein, die womöglich ein höheres Risiko aufweisen, als Sie dachten:

Schwellenländeranleihen

Anleihen werden von Staaten entweder in der Lokalwährung oder in der Währung eines Industrielandes (Hartwährung, normalerweise US-Dollar) begeben.

Dadurch entstehen zwei unterschiedliche Teilsektoren von Schwellenländeranleihen und das Wechselkursrisiko ist die Trennlinie, die Anleger dabei beachten sollten. „Währungsschwankungen sind zum Beispiel der wichtigste Performancetreiber für den Lokalwährungsmarkt“, erklärt Neal Kosciulek, Manager Research Analyst von Morningstar Research Services.

Staatsanleihen der Schwellenländer bergen höhere Kreditrisiken als Staatsanleihen der Industrieländer, weil bei Schwellenländern größere Unsicherheit darüber besteht, ob sie ihren Verpflichtungen nachkommen können. „Das Ausmaß der Unsicherheit wird von verschiedenen Faktoren bestimmt, unter anderem der Fähigkeit eines Landes, Steuern einzutreiben und die Finanzen verantwortungsvoll zu verwalten“, sagt Kosciulek.

Eine weitere Herausforderung ist die Auswahl der Benchmark, an der man sich orientiert. "Wie bei den Aktienindizes für Schwellenländer variieren auch die Definitionen der Benchmark-Anbieter für Emittenten von Schwellenländeranleihen", erläutert der Analyst. „Die Entscheidung, ob Südkorea ein Schwellen- oder Industrieland ist, kann sich zum Beispiel auf die Zusammensetzung des Portfolios auswirken.“

Länderspezifische Tracker-Fonds 

„Interesse an länderspezifischen Fonds (auch länderspezifische Tracker-Fonds genannt) bereitet uns immer Sorgen”, meint William Samuel Rocco, Senior Manager Research Analyst bei Morningstar. „Sie werden oft zur Nachbildung von Ländern eingesetzt, die zum jeweiligen Zeitpunkt im Trend liegen. Und das ist immer ein gefährlicher Ansatz. Wir haben festgestellt, dass Anlegern nicht immer klar ist, wie riskant diese Fonds sein können und wie sie richtig verwendet werden.”

Es ist zu beachten, dass die Fokussierung auf ein bestimmtes Land nicht immer ein echtes Engagement in diesem Gebiet garantiert. Dies wird deutlich, wenn man das Umsatzrisiko (wo die Unternehmen ihre Gewinne erwirtschaften) der Wertpapiere betrachtet, die in einem bestimmten Korb enthalten sind. Ein Anleger, der einen britischen Small-Cap-Aktienfonds kauft, investiert zum Beispiel eigentlich in Unternehmen, deren Umsätze teilweise (im Schnitt zu fast 20 %) von ihrem Geschäft in den USA abhängen.

Bei der Auswahl solcher Fonds muss auch auf eine mögliche Voreingenommenheit gegenüber bestimmten Ländern geachtet werden. Anleger gewichten in ihren Portfolios nämlich häufig ihren Heimataktienmarkt oder andere Märkte, die ihnen vertrauter sind, über. "Vor dem Aufkommen des Internets hatten die Anleger nur wenige Informationen über Unternehmen, die sich außerhalb ihrer Heimatländer befanden. Deshalb war es logisch, dass insbesondere vorsichtigere Anleger Aktien kauften, zu denen ihnen viele Informationen vorlagen”, erklärt Iam Tam, Director of Investment Research bei Morningstar. „Die Folge war eine Übergewichtung von Aktien aus dem Heimatland. Heute haben Aktienanleger zwar viel mehr Informationen, verhalten sich aber gleich. Aktienanleger suchen oft nach Informationen über ihren lokalen Markt, um in ihrer Komfortzone zu bleiben. Diese Haltung ist verständlich, aber unter dem Gesichtspunkt der Diversifizierung und der Performance ist sie nachteilig.”

Small Caps

Small-Cap-Aktien bieten häufig höhere langfristige Renditen, weil ihr Ausgangspunkt niedriger ist. Anleger müssen allerdings darauf vorbereitet sein, dass sie Phasen mit erheblicher Volatilität durchlaufen werden.

Small-Cap-Unternehmen sind am Markt weniger bekannt. Das heißt, dass aktive Manager eine grössere Chance haben, mit einer guten Auswahl in dem Sektor eine Outperformance gegenüber einem Index zu erzielen. Doch bessere Wachstumschancen bringen auch höhere Risiken mit sich.

Im Allgemeinen bieten Small Caps eine bessere Abstimmung der Interessen zwischen den Anlegern und dem Verwaltungsrat eines Unternehmens (oft die Gründerfamilie des Unternehmens), der auch bei Problemen nicht das Schiff verlässt. „Small-Cap-Aktien sind normalerweise volatiler als ihre größeren Pendants und haben in einem gut diversifizierten Portfolio einen berechtigten Platz”, fügt Alex Brian, Analyst bei Morningstar, hinzu.

Welches Risiko sollten Sie eingehen? 

Wie viel Risiko sollte ein Anleger also bei einer Investition eingehen? Um diese Frage zu beantworten, können Anleger ihr optimales Risikoniveau mit den folgenden drei Schritten bestimmen:

Festlegung der Ziele

Bestimmen und quantifizieren Sie Ihre Anlageziele und weisen Sie ihnen Prioritäten zu. Dies ist notwendig, weil verschiedene Ziele wie ein Notfallfonds, der Ruhestand oder eine Anzahlung für ein Haus oder ein Auto unterschiedliche Zeiträume haben, die unterschiedliche Risikoniveaus erfordern.

Bestimmung Ihrer Risikokapazität

Wenn Sie Ihre Risikokapazität kennen, wissen Sie, welches Risiko Sie eingehen können, um die Chance, Ihr Ziel zu erreichen, zu maximieren – egal wie weit Sie noch von diesem Ziel entfernt sind. Wenn es noch ein weiterer Weg bis zu Ihrem Ziel ist, können Sie das Risiko, dass Ihr Portfolio einen Verlust verzeichnet, über kürzere Zeiträume verkraften. Solche Rückschläge gleichen sich nämlich mit der Zeit aus und Anleger erzielen für gewöhnlich höhere Renditen, wenn sie größere Risiken eingehen.

Berücksichtigung der Risikotoleranz

Ihr Risikoniveau wird hauptsächlich von Ihrer Risikokapazität bestimmt, doch bei der Risikotoleranz geht es darum, wie Sie sich bei Schwankungen am Markt fühlen. Kurzfristige Verluste schaden den langfristigen Renditen zwar nicht, aber wie schlecht geht es Ihnen, wenn Ihr Portfolio ein Minus von 40 % verbucht? Im Vorhinein lässt sich dies nur schwer vorhersagen, aber wenn Sie glauben, dass Sie ein Problem damit hätten, ist Ihre Risikotoleranz womöglich niedriger. Rückschläge in der Performance werden im Laufe der Zeit normalerweise wettgemacht und Anleger erzielen eine höhere Rendite, wenn sie mehr Risiken eingehen. Es ist aber wichtig, dass Sie Ihre Anlageentscheidungen nachts nicht wachhalten. 

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Über den Autor

Marco Caprotti

Marco Caprotti  ist Redakteur und Analyst bei Morningstar.