Europa blieb im 4. Quartal auf seichtem Wachstumskurs

Das Thema Rezession ist aber noch lange nicht vom Tisch.

Antje Schiffler 31.01.2023
Facebook Twitter LinkedIn

BIPDie Volkswirtschaften im Euroraum sind im 4. Quartal angesichts des zögerlichen Privatkonsums kaum gewachsen. So stieg das saisonbereinigte Bruttoinlandsprodukt (BIP) um 0,1% gegenüber dem Vorquartal. Das Wachstum der EU27 blieb im Berichtsquartal stabil, teilt Eurostat mit. Im 3. Quartal 2022 war das BIP sowohl im Euroraum als auch in der EU gesamt um 0,3% gewachsen. Gemäß einer ersten Schätzung lag des Wachstums im Jahr 2022, das vom Krieg in der Ukaine gezeichnet war, im Euroraum damit bei  3,5% und in der EU bei 3,6%. 

Die Erosion der Kaufkraft durch die Inflation hat ihre Spuren hinterlassen, kommentiert die Commerzbank. Sie erwartet einen leichten Rückgang des BIP im Euroraum im ersten Halbjahr 2023, denn die spürbaren Zinserhöhungen der EZB dürften dann nach und nach greifen. "Im Durchschnitt gehen wir weiterhin davon aus, dass die Wirtschaft im Euroraum im Jahr 2023 stagnieren wird", kommentiert die Bank. Gleichzeitig mahnen die Ökonomen vor zuviel Optimismus. So hätten viele Ökonomen ihre Wachstumsprognosen für 2023 nach oben revidiert, da die Gefahr einer Gasrationierung weitgehend gebannt ist. 

Der IWF hatte im "World Economic Outlook" für die Eurozone ein Wachstum von 1,4% in 2023 prognostiziert. Für Deutschland rechnet der IWF im aktuellen Jahr mit einer Rezession (-1%).

Inflation frisst Löcher in die Kassen der Haushalte

Doch die Inflation fresse tiefe Löcher in die Kassen der privaten Haushalte, so die Commerzbank. Nach bisher verfügbaren nationalen Daten ging der private Konsum im Schlussquartal 2022 deutlich zurück und trug damit maßgeblich zum Abschwung bei.

"Es ist bei weitem nicht klar, dass das Gespenst einer tiefen Rezession Europa und die USA wirklich verschont oder, wenn es doch vorbeikommt, keinen großen Schaden anrichtet", kommentiert auch Dr. Martin Lück, Kapitalmarktstratege bei BlackRock. "Angesichts der langen Zeit, die es üblicherweise braucht, bis die Wirtschaftsdynamik als Folge drastisch verschärfter Finanzierungsbedingungen in die Knie geht, ist es für Entwarnung viel zu früh."

Deutsche Bank Research geht davon aus, dass das deutsche BIP im ersten Quartal 2023 um etwa 0,25% im Vergleich zum Vorquartal zurückgehen dürfte, sodass Deutschland am Ende doch eine technische Rezession erleben könnte. "Es handelt sich dann allerdings wirklich nur um eine technische Rezession – also zwei aufeinanderfolgende Quartale mit schrumpfendem BIP – und nicht um einen bis vor Kurzem befürchteten Wachstumsrückschlag", so die Einschätzung von Stefan Schneider, Chefvolkswirt für Deutschland. 

Bleiben Sie auf dem Laufenden

Abonnieren Sie unsere kostenfreien Newsletter

STICHWÖRTER
Facebook Twitter LinkedIn

Über den Autor

Antje Schiffler  ist Redakteurin bei Morningstar in Frankfurt.