Sollten Sie einem Fondsmanager zur neuen Gesellschaft folgen?

Wenn Ihr Fondsmanager zu einem neuen Unternehmen wechselt, kann es verlockend sein, ihm zu folgen. Aber die Vergangenheit zeigt, dass Sie gut überlegen sollten, ob Sie den Sprung wagen.

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man standing on arrows, making a decision

Erinnern Sie sich, als Bill Gross 2014 Pimco verließ, um zur Janus Capital Group zu wechseln? Selbst wenn Sie zu diesem Zeitpunkt nicht in einen der von Gross bei Pimco verwalteten Fonds investiert waren, haben Sie wahrscheinlich die Aufregung darum mitbekommen. Es gibt viele Manager, die ihre Firma verlassen, um zu einem Konkurrenten zu wechseln oder ihre eigene Investmentfirma zu gründen.

Als Fondsanleger ist es gut möglich, dass Sie dies bei einem Fonds, den Sie besitzen, erlebt haben. Normalerweise braucht man Zeit, um die Situation zu bewerten. Meine Kollegin Christine Benz hat einen hervorragenden Artikel über die Fragen geschrieben, die Sie sich stellen sollten, um zu entscheiden, ob Sie bleiben oder wechseln sollten. Aber wenn Sie sich entschlossen haben, den Fonds zu verkaufen, sollten Sie dann Ihrem Manager zu dem neuen Unternehmen folgen?

 

Historische Belege aus den USA und Europa

Um diese Frage zu beantworten, haben wir einen Datensatz über den Wechsel von Fondsmanagern zusammengestellt, der in den USA bis in die 1990er Jahre und in Europa bis in die 2000er Jahre zurückreicht. Wir haben die Dienstjahre von Managern in der Morningstar-Datenbank untersucht und mit Firmennamen abgeglichen. Fonds, die von mehr als zwei Managern verwaltet werden (drei Manager und mehr), wurden ausgeschlossen, da Managerabgänge bei Fonds mit großen Teams weniger ein Thema sind. Die Performance resultiert eher aus einer kollektiven Anstrengung, so dass es schwierig ist, sie in einzelne Beiträge aufzuspalten, die wir für unsere Tests benötigten.

Darüber hinaus haben wir nur Fonds berücksichtigt, die in Unternehmen angesiedelt sind, die von Morningstars Manager Research Team bewertet werden. Unser Wissen über diese Firmen und ihre Geschichte erleichterte die qualitativen Prüfungen, die wir durchführen mussten. Für jeden Manager haben wir den Fonds ausgewählt, bei dem er die längste Erfolgsbilanz vorweisen konnte, d. h. mindestens drei Jahre bei der alten Firma und drei Jahre bei der neuen Firma. Damit blieben uns 518 Managerabgänge zur Untersuchung.

Anschließend berechneten wir die Performance anhand der monatlichen Renditen vor Gebühren ("Bruttorenditen"), um den potenziellen Mehrwert des Fondsmanagers zu isolieren. Als Maß für die risikobereinigte Wertentwicklung verwendeten wir Jensens Alpha, das mit dem Morningstar-Kategorieindex des Fonds berechnet wurde.

 

Manager bei Neuanfängen oft erfolgreich

Die meisten Fondsmanager, die ihr Unternehmen (freiwillig oder unfreiwillig) verließen, hatten eine attraktive Bilanz vorzuweisen, was es verlockend macht, ihnen in ihre neue Wirkungsstätte zu folgen. Betrachtet man ihre gesamte Einsatzzeit bei der alten Firma, so erzielten sie ein durchschnittliches annualisiertes Brutto-Alpha von 1,53 %, und 68 % von ihnen hatten ein positives Alpha.

Auch die kürzeren Zeiträume (drei und fünf Jahre) zeichnen ein rosiges Bild für diese Fondsmanager. Im Vergleich mit dem langfristigen Brutto-Alpha der US-Investmentfonds ist dies gut. In den letzten 20 Jahren lag das durchschnittliche rollierende Fünfjahres-Brutto-Alpha der US-Fonds bei 0,85 % (Brutto-Alpha nach Gebühren für 12.750 überlebende und tote US-Publikumsfonds, sowohl Aktien- als auch Rentenfonds, von Juni 2002 bis Juni 2022; Alpha gemessen mit dem Ein-Faktor-CAPM-Modell unter Verwendung der Morningstar-Kategorie-Indizes).

 

In den ersten Jahren nach ihrem Neustart waren die Fondsmanager oft erfolgreich. Bei der Betrachtung von Dreijahreszeiträumen (im alten und erstes Jahr im neuen Unternehmen) lässt sich ein deutlicher Anstieg des durchschnittlichen Alphas von der alten Firma (0,67 %) zur neuen Firma (1,36 %) feststellen. Sowohl für den Vermögensverwalter als auch für den neuen Portfoliomanager gibt es starke Anreize, schnell gute Ergebnisse zu erzielen. Das neue Unternehmen stellt wahrscheinlich Ressourcen und Unterstützung bereit, um den Übergang erfolgreich zu gestalten.

Für den Portfoliomanagers sind die Motivation und der Arbeitseinsatz sicherlich hoch, um dem neuen Unternehmen vom eigenen Wert und Fähigkeiten zu überzeugen. Sie profitieren auch davon, dass sie in den ersten Jahren bei ihrem neuen Unternehmen weniger Geld verwalten müssen, was es potenziell leichter macht, eine Outperformance zu erzielen (die durchschnittliche Fondsgröße ist bei der neuen Firma im Schnitt 30 % geringer als bei der alten Firma). Eine stärkere Erklärung ist jedoch, dass diese Manager immer noch auf dem erfolgreichen Anlagestil surfen, der Grund für ihre Einstellung war.

 

Langfristig gleicht sich alles aus

Unsere Ergebnisse zeigen aber auch, dass dieser Erfolg oft nicht von Dauer ist. Der anfangs beobachtete Anstieg des Alphas verschwindet, wenn wir den Horizont verlängern und Fünfjahreszeiträume betrachten, in denen das durchschnittliche Alpha bei der alten und der neuen Firma im Großen und Ganzen ähnlich ist. Außerdem verwaltet der Manager immer mehr Geld, was möglicherweise das Alphapotenzial verringert. Betrachtet man die Performance über den gesamten Zeitraum vor und nach dem Ausscheiden des Managers, so sinkt die Überschussrendite deutlich auf ein annualisiertes Alpha von 0,88 % gegenüber 1,53 %.

Was aber, wenn die Anleger beim alten Fonds des Managers geblieben wären? Dies schien keine bessere Idee zu sein. Im Durchschnitt ist das Alpha des alten Fonds des Managers nach dem Ausscheiden niedriger als die Leistung des Managers bei seinem neuen Haus. In den Fünfjahreszeiträumen nach dem Ausscheiden übertrafen die Fondsmanager in ihrem neuen Fonds ihren alten Fonds (unter neuem Management) im Durchschnitt um 52 Basispunkte auf Jahresbasis.

Vergangene Leistung sagt nichts über zukünftigen Erfolg aus

Ein weiterer interessanter Aspekt war die Betrachtung der Erfolgsquoten durch Messung des Anteils der Fondsmanager, die bei ihrem ersten Arbeitgeber ein positives Alpha erzielten und dieses auch bei ihrer neuen Firma beibehielten. Auf der Grundlage der Fünfjahresberichte wiederholten zwei Drittel (67 %) dieser "erfolgreichen Manager" ihre Leistung bei ihrer neuen Firma.

Ist das nicht ein Zeichen, dem Manager zu folgen? Nicht unbedingt. In der Statistik sind die Manager nicht berücksichtigt, die bei ihrem neuen Arbeitgeber keine Fünfjahresbilanz vorweisen können.

Von den 335 Managern, die bei ihrem alten Unternehmen eine fünfjährige Erfolgsbilanz vorweisen konnten, waren 140 (42 %) nicht in der Lage, dies bei ihrem neuen Unternehmen zu erreichen. Die Einbeziehung dieser Manager senkt die Erfolgsquote auf 35 %. Außerdem wäre es für die Anleger eine sehr riskante Wette gewesen, den offensichtlichen Gewinnern allein aufgrund ihrer einstigen Erfolgsbilanz den Vorzug zu geben. Einem Drittel dieser erfolgreichen Manager gelang es nicht, ihren früheren Erfolg zu wiederholen, mit einem negativen Brutto-Alpha von 2,2 %.

Zahlreiche akademische Studien sowie unsere Forschung bei Morningstar haben bewiesen, dass die vergangene Performance kein zuverlässiger Prädiktor für die zukünftige Performance ist. Könnte ein Wechsel des Managers eine Ausnahme darstellen? Das ist unwahrscheinlich.

Outperformance ist schwierig, und die Alphas der Manager waren in unserer Stichprobe bei weitem nicht linear zwischen den alten und den neuen Firmen angeordnet. Die statistischen Zusammenhänge, die wir fanden, waren bestenfalls dürftig. Mit anderen Worten: Das in der ersten Firma generierte Alpha erklärt nur einen geringen Teil der Schwankungen im später generierten Alpha.

 

Diese Punkte sollten Sie beachten, bevor Sie einem Manager folgen:

Es gibt einige Manager, die erfolgreich zu ihrem neuen Unternehmen gewechselt sind und weiterhin Überrenditen für die Anleger erwirtschaften. Unserer Erfahrung nach gibt es eine Reihe weiterer Faktoren, die einen erfolgreichen Wechsel beeinflussen und die Anleger sorgfältig prüfen sollten:

  • Anlagephilosophie: Es kommt nicht oft vor, dass die bisherige Erfolgsbilanz und die Anlagephilosophie eines Managers vollständig und direkt auf die neue Strategie übertragbar sind. Das neue Unternehmen hat möglicherweise einen anderen hauseigenen Anlageprozess oder -ansatz. Dies kann die Anlagekompetenzen beeinträchtigen. Je näher die beiden Anlagephilosophien beieinander liegen, desto besser.

  • Unterstützung und Ressourcen: Es ist wichtig, die Ressourcen des früheren und des neuen Arbeitgebers zu vergleichen. Die analytische Unterstützung, das interne Fachwissen und die Instrumente, die die Fondsmanager bei ihrem vorherigen Unternehmen eingesetzt haben, haben wahrscheinlich eine Rolle bei der Erzielung von Überrenditen gespielt. Die neue Firma sollte über vergleichbare oder bessere Ressourcen wie Research und Analysetools verfügen, um den Anlageansatz des Fondsmanagers zu unterstützen. Ohne angemessene Ressourcen sind die Manager möglicherweise nicht in der Lage, ihre Anlagestrategie effektiv umzusetzen.

  • Kulturelle Stimmigkeit: Fondsmanager müssen sich in die neue Kultur und die neuen Werte einfügen, damit sie ihre Fähigkeiten effektiv übertragen können. Unternehmen mit guten Stewardship-Praktiken haben bessere Voraussetzungen, um den Übergang erfolgreich zu gestalten. Solche Firmen arbeiten innerhalb ihres Kompetenzbereichs, leisten eine respektable Arbeit, um die Interessen der Manager mit denen der Anleger in Einklang zu bringen, und verlangen angemessene Gebühren. Es kann sinnvoll sein, sich anzusehen, wie eine Firma die Integration von Fondsmanagern in der Vergangenheit gehandhabt hat.

  • Teamdynamik: Wenn Fondsmanager in ein etabliertes Team eintreten, müssen sie sich an die bestehende Teamdynamik anpassen. Auch wenn sich der Manager zuvor in einem Star-Manager-System entwickelt hat, kann es schwierig sein, wenn in der neuen Firma Wert auf Teamarbeit gelegt wird. Insgesamt erhöht eine positive Teamdynamik wahrscheinlich die Chancen, dass die Manager ihre Fähigkeiten effektiv einsetzen können.

  • Gebühren: Sie sind ein entscheidender Teil der Gleichung. Wenn die Gebühren des neuen Fonds deutlich höher sind als die des vorherigen, kann dies ein Grund sein, nicht mehr auf den Manager zu setzen. Unabhängig davon, wie talentiert der Portfoliomanager ist und wie gut der Übergang am Anfang aussieht - wenn die Gebühren bei der neuen Gesellschaft zu hoch sind, können die Anleger langfristig verlieren.

 

Die oben genannten Punkte sollte Ihnen helfen, Vertrauen aufzubauen, aber Sie sollten dennoch vorsichtig sein, wenn Sie mit dem Weggang eines Managers konfrontiert werden. Da es schwierig ist, das Ergebnis eines Wechsels mit Sicherheit vorherzusagen, kann es ratsam sein, eine Zeit lang an der Seitenlinie zu bleiben und die Leistung des Managers in seinem neuen Unternehmen zu beobachten, bevor man einsteigt, insbesondere wenn man Zweifel hat.

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Über den Autor

Mathieu Caquineau, CFA

Mathieu Caquineau, CFA  Senior Fund Analyst, Morningstar France