Ausblick UBS: Q3-Konzernverlust von 430 Millionen US-Dollar erwartet

Die UBS publiziert am Dienstag, 7. November, das Geschäftsergebnis zum dritten Quartal 2023. 

awp 06.11.2023
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UBSZum AWP-Konsens haben insgesamt fünf Analysten beigetragen.

Q3 2023E
(in Mio USD) AWP-Konsens Q3 2022A*

Geschäftsertrag 11'364 8236
Konzernergebnis -430 1733
Ergebnis vor Steuern -479 2323

* nur UBS


FOKUS: Während Ende August bei der Präsentation der Q2-Zahlen der Fokus noch auf der Frage lag, was mit der CS genau geschehen soll, dürfte nun wieder der operative Geschäftsverlauf etwas mehr im Vordergrund stehen. Im UBS-Resultat für das dritte Quartal ist erstmals die Performance der Credit Suisse über die ganze Frist enthalten, nachdem im Q2-Ergebnis lediglich der Monat Juni drin war.

Entsprechend erwarten Analysten im Bereich der ausgewiesenen Zahlen einen deutlichen Verlust, wobei gemäss AWP-Konsens sowohl beim Ergebnis vor Steuern wie auch beim Nettoergebnis ein Minus von knapp einer halben Milliarde US-Dollar erwartet wird. Aussagekräftiger im Hinblick auf die operative Performance werden allerdings die bereinigten Zahlen - also ohne ausserordentlichen Posten wie Integrationskosten etc. - sein. Im vergangenen Quartal waren die Ergebnisse wegen der CS-Übernahme noch sehr stark von Sonderfaktoren beeinflusst gewesen: Unter dem Strich hatte die Bank einen Rekordgewinn von fast 29 Milliarden US-Dollar verbucht.

Die UBS will gemäss den Angaben von Ende August für die Periode von Juli bis September auf bereinigter Basis ein ausgeglichenes Vorsteuerergebnis erreichen. Allzu stark dürften die effektiven Zahlen davon wohl nicht abweichen, waren bei der Zielformulierung die Werte von zwei der drei Quartalsmonate ja bereits mehr oder weniger bekannt. Für das gesamte zweite Halbjahr 2023 erwartet die Bank dann gar einen Gewinn vor Steuern, wobei keine Grössenordnung genannt wurde.

Beobachter werden insgesamt vor allem ein Auge darauf haben, wieweit sich das Ergebnis bei der neuen Tochter CS stabilisiert hat. Mit Blick auf die Abflüsse dort hatte die UBS von einer Stabilisierung über die Monate Juni bis August gesprochen, entsprechend wird die Entwicklung in den Monaten September und Oktober im Fokus stehen. Im gesamten ersten Halbjahr 2023 waren netto Vermögen in der Höhe von rund 100 Milliarden Franken abgeflossen, davon 74 Milliarden in der Vermögensverwaltung. Insgesamt sollten die Nettoneugeldzuflüsse der Gesamtbank aber nicht allzu viel Überraschungspotenzial bergen, da die UBS bereits eine Zahl von +8 Milliarden US-Dollar für die Monate Juli/August im kombinierten Wealth Management Geschäft genannt hatte.

Aus operativer Sicht werde man vor allem auch auf Aussagen zur Kundenaktivität und der Performance der Investment Bank inmitten des intensiven Integrationsprozesses achten, heisst es in einer Vorschau der ZKB. Und nicht zuletzt liegt im Zusammenhang mit der Integration ein grosses Augenmerk auf den Kosten. Interessant wird anlässlich der anstehenden Zahlenvorlage sein, wie viel bereits eingespart werden konnte.

Da Kosten bei den Banken zu einem guten Teil Personalkosten sind, ist der Personalabbau einer der wichtigsten Sparfaktoren. In der Schweiz soll es Ermotti zufolge zu 3000 Kündigungen in den kommenden zwei Jahren kommen. Weltweit wurde in Medien bislang über einen Abbau von bis zu 35'000 Stellen der insgesamt etwa 120'000 Stellen spekuliert. Viele Leute haben die CS allerdings bereits verlassen. Zur Jahresmitte hatten laut UBS-Angaben bereits 8000 Menschen weniger für die CS gearbeitet als noch Ende 2022. Insgesamt hat das Management Kosteneinsparungen bis Ende 2026 im Vergleich zum Jahr 2022 von über 10 Milliarden Dollar in Aussicht gestellt.

Im Rahmen der Quartalsberichterstattung dürfte es ausserdem weitere Details zur Abwicklung jener CS-Geschäfte geben, welche die UBS nicht behalten will. Diese sind in einer "Bad Bank" mit dem Namen "Non-Core and Legacy" zusammengefasst. Das UBS-Management will vor allem einen Grossteil der CS-Investment-Bank loswerden. Per Mitte Jahr 2023 lagen die sogenannten risikogewichteten Aktiven (RWA) bei rund 55 Milliarden Dollar. Rund die Hälfte davon sollen bis Ende 2026 abgebaut sein.

ZIELE: Die UBS hat Ende August 2023 Mittelfristziele bis Ende 2026 kommuniziert. Diese lauten wie folgt:


• Bereinigte Rendite auf das harte Kernkapital (RoCET1):
~15% (Q2: 4,5%)

• Harte CET1-Kernkapitalquote mittelfristig:
~14% (Q2: 14,2)

• Bereinigte Cost-Income-Ratio:
<70% (Q2: 80,3)

• Brutto-Kosteneinsparungen:
>10 Mrd USD im Vergleich zu 2022


PRO MEMORIA:

STELLENABBAU: Die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS dürfte in der Schweiz zu insgesamt 3000 Entlassungen führen. 1000 davon betreffen die Integration der CS Schweiz in die Bankengruppe, weitere 2000 andere hiesige Geschäftsbereiche der CS. Dies sagte UBS-Chef Ermotti Ende August bei der Präsentation der Halbjahreszahlen. Jede wegfallende Stelle "schmerzt", meinte er damals. Ein Stellenabbau sei allerdings in jedem Szenario unvermeidbar gewesen. Bei einer Abspaltung der CS Schweiz wäre ebenfalls eine Restrukturierung mit rund 600 Entlassungen nötig geworden, sagte er damals. Genaue Zahlen zum Abbau im Ausland gibt es nicht. Die CS-Belegschaft hat sich unabhängig von den heute angekündigten Entlassungen als Folge der hohen Fluktuation in den vergangenen Monaten bereits substantiell verringert, sagte Finanzchef Todd Tuckner ebenfalls Ende August. So arbeiteten zur Jahresmitte bereits 8000 Menschen weniger für die CS als noch Ende 2022. Die Hälfte des Rückgangs sei dabei auf das Konto externer Mitarbeitender gegangen.

DIVIDENDE/AKTIENRÜCKKAUF: Die UBS will auch nach der Übernahme der Credit Suisse eine aktionärsfreundliche Politik betreiben. "Wir halten an der bestehenden progressiven Dividendenpolitik fest und wollen überschüssiges Kapital weiter über Aktienrückkäufe zurückgeben", sagte UBS-Konzernchef Sergio Ermotti Ende August bei der Präsentation der Halbjahreszahlen. Bei Bekanntgabe der CS-Übernahme im vergangenen März hatte die UBS ihre laufenden Aktienrückkäufe allerdings gestoppt. Ein Update zu den genauen Plänen will die Bank im kommenden Februar geben, wenn die Resultate der Bank für das Gesamtjahr 2023 präsentiert werden.

RECHTSFÄLLE: Nach der Q3-Zahlenvorlage folgt bereits in diesem Monat ein weiterer wichtiger Event. Am 15. November wird das oberste französische Gericht (Kassationsgericht) im Prozess gegen die UBS wegen Beihilfe zur Geldwäscherei und rechtswidriger Kundenanwerbung sein Urteil verkünden. Die Schweizer Grossbank hat bekanntlich das Urteil eines Appellationsgerichts, das die Bank in zweiter Instanz zu einer Zahlung von insgesamt gut 1,8 Milliarden Euro verurteilt hat, angefochten. Ob der Fall mit dem Urteil des Kassationsgericht abgeschlossen wird, muss sich zeigen. Gemäss Beobachtern ist es durchaus möglich, dass die UBS das Urteil akzeptieren wird, weil sie den Fall möglichst schnell über die Bühne bringen will. In jüngster Zeit hat die Bank bereits drei andere grössere Rechtsfälle (RMBS, Archegos, Mosambik) - letztere zwei von der CS geerbt - zu einem Ende gebracht. Der UBS-Führung sei es offenbar wichtig, die offenen Fälle möglichst schnell abzuschliessen, heisst es denn auch bei Beobachtern.

ATKIENKURS: In der UBS-Aktie widerspiegelte sich zuletzt die Zuversicht der Investoren mit Blick auf eine erfolgreiche Integration, auch wenn diese noch mehrere Jahre andauern dürfte. Mit 21,70 Franken (Freitag 13 Uhr) steht die UBS-Aktie rund 26 Prozent höher als Ende 2022 und ist damit einer der Spitzenreiter im Gesamtmarkt (SMI -1,3%). Das Mitte September markierte Jahreshoch von 23,80 Franken war gleichzeitig der höchste Stand seit 2008, im Jahrestief - am Tag nach Bekanntgabe der CS-Übernahme im März - notierte sie bei 14,38 Franken.

STICHWÖRTER
UBS
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