SAP Ausblick: Was von den Quartalszahlen zu erwarten ist

Von ihrem Allzeithoch am 22. Januar ist die SAP-Aktie inzwischen ein wenig zurückgeprallt. Morgen früh öffnet Europas größter Software-Konzern die Bücher. 

Antje Schiffler 23.01.2024
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sapDer Walldorfer Software-Konzern SAP SE (SAP) ist das wertvollste deutsche Unternehmen. Gestern erreichte die Aktie ein Allzeithoch und schloss bei 150,34 EUR. Allein seit Jahresbeginn ist das Papier knapp 10% im Plus. Morgen früh will das Unternehmen die Zahlen fürs 4. Quartal vorlegen und die Jahresprognose vorlegen. Was ist zu erwarten? 

 

 

 

 

Spannend wird sein, wie sich die beginnende Migration der ERP (Enterprise Resource Planning)-Kunden auf die Cloud-Lösung gestaltet. Der Konzern will die Unterstützung von Kunden vor Ort herunterfahren, und bis 2040 sollen alle Bestandskunden auf SAPs Cloud ERP, S/4HANA, umgestellt sein. Laut Morningstar-Analystin Juli Bhusal Sharma ist dies ein vulnerabler Punkt für den Walldorfer Konzern, weil Wettbewerber wie Workday bereits solche ERP Cloud-Lösungen anbieten. Kunden könnten sich da noch einmal überlegen, ob nicht ein guter Zeitpunkt für einen Wechsel ist. 

Im günstigsten Fall kann Europas größter Software-Hersteller SAP (narrow moat) nicht nur Neukunden gewinnen, sondern über den gesamten Zyklus auch mehr Lifetime-Value pro Kunde erzielen können. Zudem ermöglicht die Cloud-Lösung auch Skaleneffekte. 

Generell ist das Bild bei den Analysten zurzeit gemischt. Hier ist ein Blick auf die Einschätzung unserer Analystin:

Wichtige Morningstar Kennzahlen für SAP

  • Fair Value Estimate: 119 EUR 
  • Aktueller Preis: 149 EUR
  • Morningstar Rating: 2 Sterne
  • Morningstar Economic Moat Rating: Narrow
  • Morningstar Uncertainty Rating: Medium

 

Fair Value-Schätzung für SAP

Unsere Schätzung des fairen Wertes liegt bei 119 EUR pro Aktie, was ein bereinigtes Kurs-Gewinn-Verhältnis von 19 im Jahr 2023 zu Grunde legt, ein Unternehmenswert/Umsatz-Verhältnis von 4 und eine freie Cashflow-Rendite von 4 %. Wir gehen davon aus, dass in den nächsten 10 Jahren der ERP-Kundenstamm der SAP, einschließlich On-Premises-Lizenzen und Software-Subskriptionen, nur moderat wachsen wird. Denn die Netto-Neukunden müssen die erhebliche Abwanderung von Bestandskunden verkraften, die durch die Umstellung auf das SAP-ERP-System ausgelöst wird. Wir gehen davon aus, dass diese Umstellung S/4HANA die Kunden dazu veranlasst, ihre ERP-Anforderungen und -Wünsche zu überdenken.

Dennoch meinen wir, dass der von ERP-Kunden generierte Gesamtumsatz schneller wachsen wird, da immer mehr Cloud-Kunden einen höheren Lifetime-Value bieten. 

Außerdem sind wir überzeugt, dass SAPs Supply-Chain-Management-Kunden (acht von zehn Fortune-500-Unternehmen verwalten ihre Lieferkette mit SAP) sich zu SAPs Gunsten auswirken wird.

Diese Trends sollten es SAP ermöglichen, den Umsatz in den nächsten fünf Jahren mit einer durchschnittlichen jährlichen Rate von 7 % zu steigern.

Wir glauben zudem, dass das Unternehmen in der Lage sein wird, seine für 2025 angestrebten Non-IFRS-Umsätze von 22 Mrd. EUR im Cloud-Geschäft und 37 Mrd. EUR Gesamtumsatz zu erreichen.

Die zunehmende Konzentration von SAP auf Cloud-Kunden und die Verschiebung des Mixes hin zu margenstärkeren Cloud- und Softwareerlösen wird zu einer Ausweitung der Margen von SAP führen. Wir erwarten, dass die IFRS-Bruttomargen bis 2032 auf 73 % steigen werden von 71 % im Jahr 2022. Ebenso erwarten wir einen Anstieg der operativen Margen nach IFRS auf 29 % im Jahr 2032, verglichen mit 16 % im Jahr 2022.

 

SAP: Economic Moat

Wir stufen die SAP mit einem schmalen Burggraben ein, der durch die Umstellungskosten begründet ist, die den größten Teil des Geschäfts ausmachen. Mit der Umstellung auf die Cloud wird das Unternehmen unserer Meinung nach in den nächsten zehn Jahren eher eine Überschussrendite auf das Kapital erzielen. 

SAP ist der weltweit größte Anbieter von Software für die Unternehmensressourcen-Planung und ist führend in den Bereichen Human Capital Management, Finanzmanagement sowie Fertigung und Betrieb, die drei der vier ERP-Unterbereiche ausmachen. Das Unternehmen ist in der Lage, sich das größte Stück vom Kuchen des Human Capital Management dank seines erstklassigen ERP-Ökosystems für On-Premises-Workloads zu sichern.

SAP bietet jedoch auch Software außerhalb des traditionellen ERP-Bereichs an, wie z. B. die Experience Management (XM)-Software. Mit der Übernahme von Qualtrics im Jahr 2019 hat SAP in die XM-Kategorie expandiert, die Software zur Verfolgung und Kunden-, Mitarbeiter-, Marken- und Produkterfahrung bietet. SAP plant zwar die Ausgliederung von Qualtrics, aber wir glauben nicht, dass sich dies auf den Burggraben auswirken wird, da wir der Meinung sind, dass alle wichtigen Softwareangebote von SAP, ob ERP oder nicht, Umstellungskosten aufweisen.

 

STICHWÖRTER
SAP
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Über den Autor

Antje Schiffler  ist Redakteurin bei Morningstar in Frankfurt.