Branche in Bewegung

Activest und Cominvest brechen verkrustete Strukturen auf. Andere werden folgen.

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Activest, eine der Fondstöchter der HVB-Gruppe, tauscht das Personal an der Spitze aus und verteilt Mandate an die konzerninterne Konkurrenz von Nordinvest und Capital Invest. Auch die Cominvest zog unlängst Konsequenzen aus den anhaltend hohen Mittelabflüssen der ADIG-Fonds und setzt die Münchener Fondstochter mit der hauseigenen Konkurrenz aus Frankreich (CCR) und England (Jupiter) unter Druck.

Besonderen Respekt muss man dabei der Ehrlichkeit von Activest-Geschäftsführer Andreas Fehrenbach zollen. In einem gestern veröffentlichten Interview mit der Wirtschaftswoche sagte er, dass sich die Activest aus jenen Produktkategorien zurückzieht, „wo uns das nötige Know-How (...) fehlt“. Die Lebenslüge vieler mediokrer Fondsgesellschaften, dass man als Komplettanbieter die optimale Fo

ndslösung für jede Assetklasse anbieten kann, wird hier ganz nüchtern zu den Akten gelegt.

Diese Ankündigungen sind nur ein erster Schritt, der Trend zur Fokussierung der Kompetenzen ist unaufhaltsam. Die vielzitierte normative Kraft des Faktischen ist hier am Werk. Die deutschen Fondsparer sind immer weniger geneigt, jeden ihnen von der Hausbank vorgesetzten Fondsschrott klaglos zu schlucken. Auf Dauer wird daher eine konzerninterne Umverteilung nicht ausreichen. Vielmehr wird man sich auch nach externen, bankunabhängigen Spezialisten für bestimmte Fondskategorien umsehen müssen. Einige kleinere ausländische Banken, wie die Banca del Ceresio aus dem Tessin mit ihrer Vitruvius-Fondspalette machen dies bereits erfolgreich vor.

Selbst das große Sorgenkind der deutschen Fondsbranche, die Sparkassentochter Deka, kooperiert seit einigen Jahren mit JP Morgan Fleming und LODH. Die weiterhin intern verwalteten Kernprodukte hat dies allerdings nicht retten können. Aber selbst die als recht schlafmützig geltende Deka hat mittlerweile Konsequenzen gezogen und den Geschäftsführer ausgewechselt. Man darf gespannt sein, wann der auf ganzer Linie gescheiterte, zentralisierte Anlageprozess durch eine wettbewerbsfähigere Strategie ersetzt wird.

Noch ist es nicht zu spektakulären Übernahmen oder Schließungen von Fondsgesellschaften gekommen. Doch eine Flurbereinigung der Fondsbranche nicht nur in Deutschland, sondern europaweit wird letztendlich unausweichlich sein. Es gibt einfach viel zu viele Fonds, die dem Anleger keinerlei Mehrwert bieten. Die immer stärker auf den Markt dringenden ausländischen, vor allem amerikanischen Fondsanbieter, setzen die Platzhirsche an allen Fronten unter Druck. Auch ETFs und andere passive Anlagevehikel gewinnen Marktanteile.

Dem Anleger kann das nur recht sein. Ein europäischer Fondsmarkt, der wirklich integriert ist und die Vertriebsmacht von Banken und Versicherungen aufbricht, ist jedoch noch lange nicht in Sicht. Die inhärenten Interessenkonflikte bestehen also weiter.
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Über den Autor

Morningstar Europe Editor  .