Rentenfonds wappnen sich gegen steigende Renditen

In Zeiten steigender Renditen leiden die Kurse von Anleihen – es sei denn, der Rentenmanager kann den Fonds so positionieren, dass er auch von einer Erhöhung des Renditeniveaus profitieren kann.

Natalia Siklic, 18.11.2005
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Dafür muss die Duration des Portfolios (eine Kennzahl für die Zinssensitivität) negativ sein. Eine negative Duration kann über Derivate implementiert werden. Einen erweiterten Spielraum für den Einsatz von Derivaten wiederum eröffnet das neue Investmentgesetz. So dürfen auch herkömmliche Fonds mittlerweile viele der Instrumente nutzten, die bisher Hedgefonds vorbehalten waren – vorausgesetzt, sie ändern Ihren Verkaufsprospekt. So können die Manager dieser Fonds z.B. auf fallende Kurse setzen oder die Kassequote auf bis zu 100% hochfahren.

Diese neuen Möglichkeiten liegen auch den Absolute Return Fonds zugrunde, die

die Erzielung eines positiven Ertrags - in jedem Marktumfeld – anstreben. Dafür muss der Fondsmanager auf Instrumente zur Absicherung zurückgreifen können.

Absolute Return Fonds orientieren sich nicht an Indizes, setzen sich aber je nach Anlagespektrum Renditeziele in der Form „Geldmarktsatz + X %“. Man sollte jedoch darauf achten, ob es sich um ein Renditeziel vor oder nach Kosten handelt. „Vor Kosten“ bedeutet, dass Verwaltungsgebühren und sonstige Kosten erst noch abgezogen werden müssen. Bei Anleihenfonds beispielsweise wird meist ein Abzug um 1% fällig – im Niedrigzinsumfeld nicht wenig. Ohnehin handelt es sich um reine Zielsetzungen und keine Kapitalgarantie (außer dies würde ausdrücklich vermerkt).

Beispiel ist der Credit Suisse Bond Fund (Lux) Target Return (Euro). Dieser setzt das gesamte Anleihenspektrum ein. Dazu gehören Staats- und Unternehmensanleihen hoher Bonität, aber auch hochverzinsliche und Schwellenländeranleihen. Ziel ist eine Rendite von 6-Monats- Geldmarktsatz (Libor) + 1,40% p.a. (nach Abzug von Kosten). Die Gewichtung der unterschiedlichen Rentensegmente bewegt sich normalerweise innerhalb gewisser Gewichtungsbandbreiten. Die tatsächliche Gewichtung hängt von der Markteinschätzung und der Korrelation der Anleihensegmente untereinander ab. Erträge sollen aus der Steuerung des Zinsrisikos (Durationsmanagement), der Positionierung auf der Renditekurve (Laufzeitenmanagement) und der Steuerung der Kasseposition erzielt werden. Eine gewisse Partizipation an den Aktienmärkten ist durch den Einsatz von Wandelanleihen, die die Eigenschaften von Anleihen und Aktien in sich vereinen, möglich. Das Risikokontrollsystem dient dazu, den angestrebten, aber nicht garantierten, Kapitalerhalt bzw. die Erzielung positiver Renditen sicherzustellen. Für jeden Anleihenbereich werden monatliche Richtwerte festgelegt, die Verkäufe im Rahmen von Gewinnmitnahmen oder zur Verlustbegrenzung auslösen. Das selbst gesteckte Renditeziel wurde seit Auflage im Frühjahr 2003 nicht immer erreicht, der Fonds hat sich jedoch in der Rentenmarktschwäche seit etwa Mitte September stabil gezeigt.

Der Ökotrend Bonds kann ebenfalls seit kurzem mit negativer Duration gefahren werden. Der Fonds unterscheidet sich von traditionellen Rentenprodukten jedoch durch sein Anlageuniversum. Zum einen finden sich nur Staatsanleihen hoher Bonität im Portfolio, zum anderen kommen nur Staaten als Emittenten in Betracht, die bestimmten ökologisch-ethischen Kriterien entsprechen. Derzeit sind dies vor allem Island, Norwegen, Neuseeland, Österreich, Schweden und die Schweiz. Staaten wie die USA kommen u.a. wegen Atomwaffenbesitz nicht in Frage. Fremdwährungsanleihen werden in Euro abgesichert, so dass Wechselkursrisiken entfallen. Der Schwerpunkt liegt auf der Laufzeitensteuerung. Die im Portfolio vertretenen Staaten begeben Anleihen mit eher kurzer Laufzeit, diese kann allerdings seit kurzem durch den Einsatz von Derivaten (Bund-Future-Kontrakte) verlängert werden. Die Durationssteuerung erfolgt anhand eines Trendfolgemodells. Eine negative Duration darf seit Mitte Oktober implementiert werden. Damit hat der Fonds die vor knapp zwei Monaten einsetzende Rentenmarktkorrektur recht gut überstanden. Im davor herrschenden günstigen Zinsumfeld geriet er allerdings aufgrund der relativ geringen durchschnittlichen Laufzeit gegenüber herkömmlichen Rentenfonds ins Hintertreffen.

Mehr Spielräume in der Durationssteuerung ermöglichen es Investoren, sich gegen steigende Renditen zu wappnen. Immer unter der Voraussetzung natürlich, dass sie mit ihren Zinserwartungen richtig liegen.
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