‚Wir suchen Unternehmen, die bereits bewiesen haben, dass ihr Geschäftsmodell funktioniert und dieses beginnen in größerem Maßstab auszurollen.’

Der DekaLux-MidCap konzentriert sich auf europäische Nebenwerte und gehört trotz seiner Neigung zu Wachstumsaktien zu den besten europäischen Nebenwerteportfolios der letzten drei Jahre.

Werner Hedrich 28.09.2007
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Matthias Bussemer ist Leiter des Teams Small- und MidCaps bei der Deka Investment und Fondsmanager des DekaLux-MidCap TF. Er spricht mit Werner Hedrich, Leiter Fondsresearch Morningstar. Das Interview erschien in der August Ausgabe des going public Magazins.

Wieviele Mitarbeiter hat Ihr Team und wieviele Anlagegelder verwalten Sie in europäischen Nebenwerten?

Unser Team besteht aus vier Personen und wird auf fünf ausgebaut. Ich kann aber nicht nur auf die Ideen der Analysten unseres Teams zurückgreifen, sondern auch auf die Expertise unserer 25 Sektoranalysten. Wir verwalten zurzeit über 800

Millionen Euro im Small/Mid Cap-Bereich.

Bitte erläutern Sie kurz den dem DekaLux-MidCap zugrunde liegenden Investmentansatz.

Wenn wir von Wachstumsunternehmen sprechen, meinen wir Unternehmen, die nachhaltiges Wachstum generieren. Ähnlich wie Produkte durchlaufen auch Unternehmen einen Lebenszyklus. Wir suchen Unternehmen, die bereits bewiesen haben, dass ihr Geschäftsmodell funktioniert und dieses beginnen in größerem Maßstab auszurollen. Abhängig vom wirtschaftlichen Umfeld finden wir diese Unternehmen in vollkommen unterschiedlichen Bereichen. So werden in einem konjunkturellen Abschwung einstellig wachsende Unternehmen beispielsweise Nahrungsmittelproduzenten oder -einzelhändler zu Wachstumsunternehmen, die für uns interessant sind.

Wie gehen Sie bei der Aktienauswahl vor? Warum ist das Analyse-Team nach Regionen und nicht nach Branchen eingeteilt?

Wir sind Stockpicker und gehen bottom-up vor. Zuerst verdichten wir das europäische Aktienuniversum von über 7000 Werten, um auf eine Anzahl von Unternehmen zu kommen, die wir dann genauer anschauen. Für dieses Screening nutzen wir sowohl fundamentale Daten wie Gewinnwachstumsraten, als auch Daten, die die Kursentwicklung betreffen. Danach durchlaufen die übrig gebliebenen Unternehmen eine Art Qualitätscheck. Insbesondere werden der Track Record – auch der des Managements, die finanzielle Stabilität und die Bewertung unter die Lupe genommen. Für die Unternehmen, die auch diese Hürde nehmen, gilt es den Investmentcase auf den Punkt zu bringen. Dieser klar formulierte Investmentcase erlaubt es mir als Fondsmanager, die Ideen unserer Analysten zu vergleichen und die aussichtsreichsten Aktien zu kaufen. Um Informationen über Unternehmen zu erlangen, für die wir uns näher interessieren, bedienen wir uns zusätzlich oft bei den Analysten lokaler Broker-Häuser. Dabei hilft es natürlich, dass wir selbst auch geographisch aufgestellt sind. In der Regel investieren wir nur in Unternehmen, von denen wir uns ein genaues Bild gemacht haben und deren Top-Management wir ausführlich befragt haben. Hierzu ist es oft notwendig, Unternehmen vor Ort zu besuchen. Dies ist aber kaum praktikabel, wenn sie als Small/Mid Cap-Sektoranalyst ganz Europa bereisen müssen. Unsere Länderanalysten können ohne Problem vier bis fünf Unternehmen pro Tag vor Ort besuchen. Für die nötige Sektorexpertise bedienen wir uns des Know Hows des Deka-Sektorteams. Die Aufstellung nach Regionen bringt aber einen weiteren großen Vorteil mit sich. Manchmal passiert es, dass jeder unserer Analysten plötzlich Unternehmen aus dem gleichen Sektor interessant findet. Das ist für mich als Fondsmanager dann ein ganz starkes Zeichen, sozusagen ein bottom-up generierter sector call.

Wie sieht die Portfoliostruktur, das Risikokontrolling aus? Wieviele Ideen finden Einzug in den Fonds?

Die jetzige Portfoliostruktur bietet ein sehr ausgewogenes Verhältnis von zyklischen und stabilen Wachstumsaktien mit leichtem Übergewicht bei den Zyklikern. Was das Risikocontrolling anbelangt, so ist es aus meiner Sicht am wichtigsten, sich der Risiken, die im Portfolio schlummern, stets bewusst zu sein. Hierbei hilft uns unser Deka-internes Risikocontrolling. Darüber hinaus haben wir eine strikte Verkaufsdisziplin, Underperformer werden einem Reviewprozess unterworfen und bei weiterer Underperformance verkauft. Es befinden sich je nach Marktumfeld 100 - 200 Werte im Portfolio. Zurzeit sind wir mit rund 180 Werten eher an der oberen Grenze. Ursache dafür ist, dass wir viele interessante kleine Unternehmen gefunden haben. Da wir aus Risikogründen die Liquidierbarkeit des Portfolios hoch halten, mussten wir besonders breit diversifizieren.

Was entgegnen Sie dem Argument, dass Nebenwerte relativ zu Blue Chips mit einem Discount notieren sollten. Der Abschlag sollte Funktion der geringeren Liquidität (Markttiefe und –breite) und Transparenz der Aktien sein. Die relative Outperformance dauert nunmehr fast 7 Jahre an.

Ceteris paribus ist dieses Argument absolut richtig. Die Unternehmen, die wir aussuchen, haben aber ein dermaßen attraktives Wachstumsprofil, dass sie meistens mit einer Prämie zu Large Caps gehandelt werden und das zu Recht. Schon allein aufgrund der Auswahlmöglichkeiten, die sich im Small/Mid Cap-Bereich bieten, wird das Segment interessant bleiben. Das große Anlageuniversum von rund 7000 Small/Mid Caps bietet immer attraktive Investmentchancen. Die Outperformance der Nebenwerte während der vergangenen Jahre ist Folge der guten Entwicklung zyklischer Werte, die in Small Cap-Indizes hoch gewichtet sind. Im DekaLux-MidCap befinden sich aber schon jetzt viele nicht-zyklische Wachstumsaktien beispielsweise aus dem Gesundheitsbereich. Diese Positionen würden wir bei einer konjunkturellen Abschwächung weiter ausbauen.

Sie sind kontinuierlich seit Mitte 2005 die Marktkapitalisierungsleiter hinunter gestiegen. Ende März 2007 machten Small Caps 60% und Mid Caps 36% des Fonds aus. Nach der Morningstar Methodologie haben europäische Small Caps aktuell eine Bewertung von unter 450 Millionen Euro während Mid Caps unter 1,3 Mrd. Euro liegen.

Das ist einerseits Folge unserer gestiegenen Expertise. Je länger und intensiver ein guter Analyst einen Markt bearbeitet desto mehr wird er auf Unternehmen stoßen, die noch nicht im Fokus der Öffentlichkeit stehen und noch den ganzen Entdeckungsprozess durch den Markt vor sich haben. Diese Werte weisen natürlich kleinere Market Caps auf. Andererseits ist diese Entwicklung aber auch Folge des günstigen konjunkturellen Umfelds, da wir speziell im Maschinen- und Anlagenbau in den vergangenen zwei Jahren viele hochinteressante Nischenunternehmen gefunden haben mit geringer Marktkapitalisierung. Langfristig wird der Fonds aber sein Übergewicht im Mid Cap-Bereich behalten, dies schon alleine aufgrund der Größe des Fonds von mittlerweile etwa 300 Millionen Euro. Die Benchmark des Fonds ist eine Mid Cap-Benchmark, der DJ Stoxx MidGrowth.

Auffallend ist das starke Gewicht an skandinavischen Aktien.

Der skandinavische Aktienmarkt ist die reinste Fundgrube für uns als Stockpicker. Die Aktienkultur ist dort viel weiter entwickelt als beispielsweise in Deutschland, wo sehr viele interessante Unternehmen keine AG sind, sondern eine andere Gesellschaftsform gewählt haben. Außerdem zählen die nordeuropäischen Länder zu den wettbewerbsfähigsten der Welt, dies spiegelt sich auch in den dort ansässigen Unternehmen wieder.

Sie gehen auch kleine Positionen In Kasachstan, Estland, Rumänien oder Türkei ein. Welchen Einfluss hatten diese europäischen Randmärkte auf die Performance?

Die strengen Maßstäbe, die wir in Westeuropa an Unternehmen ansetzen, gelten auch für osteuropäische Unternehmen. Wir finden zwar kaum Exportwerte, die mit westeuropäischen Unternehmen mithalten können, aber aufgrund der Wachstumsdynamik Osteuropas sind beispielsweise Konsumwerte oder lokale Banken in Osteuropa wesentlich interessanter als ähnliche westeuropäische Unternehmen. Ich selbst verfüge über einige Osteuropa-Fondsmanagementerfahrung und kann auf die Expertise unseres Osteuropa-Teams zurückgreifen. Dies trägt sicher positiv zur Performance bei.

Branchenseitig fällt auf, dass Sie alternative Energien mit mehr als 4% im Fonds gewichten. Andere Marktteilnehmer finden Solarworld und Co zu teuer.

Die globale Energieknappheit ist ein tolles langfristiges Investmentthema. Sie haben Recht, dass bei den Solarwerten bereits ein positives Szenario eingepreist ist, aber so lange die Unternehmen die Erwartungen erfüllen oder sogar übererfüllen, sehe ich noch keine Probleme. Andere Werte aus dem Bereich "alternative Energien" wie beispielsweise Wärmepumpen- oder Dämmstoffhersteller gefallen mir aber auf längere Sicht gesehen wesentlich besser als die Solarwerte.´

Vielen Dank für das Gespräch.

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Über den Autor

Werner Hedrich