Wann ist der richtige Zeitpunkt einen Fonds zu verkaufen?

Wie Sie Managerwechsel, zu großes Fondsvolumen und ähnliches einschätzen können.

Christine Benz 18.01.2008
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Kluge Anleger überprüfen regelmäßig ihr Portfolio. Sie verlieben sich nicht in ihre Fonds oder werden böse auf sie, sondern beurteilen lediglich deren Potential neu. Fonds ändern sich und Sie müssen zum Verkauf bereit sein, wenn diese Änderungen ein Problem darstellen.

Vielleicht hat sich auch gar nicht der Fonds geändert, sondern Sie. Beispielsweise haben Sie festgestellt, dass Ihnen der Fonds zu riskant ist. Oder Sie haben mit einem Fonds Ihr Ziel erreicht und Sie müssen nun ihr Geld in konservativere

Anlagen umschichten, weil sie von Ihren Ersparnissen Gebrauch machen wollen.

Es ist wichtig seine Fonds regelmäßig zu überprüfen und sicherzustellen, dass sich der status quo nicht geändert hat. Trägt noch immer derselbe Manager die Verantwortung? Könnte ein großer Mittelzufluss die Anlagestrategie beeinträchtigen? Gibt es spürbare Veränderungen bei der Fondsgesellschaft? Und vielleicht das Wichtigste von allem: passt der Fonds noch zu ihren Anlagevorstellungen?

Wenn Sie Gefahr wittern, forschen Sie lieber erst nach, anstatt den Fonds sofort zu verkaufen. Berücksichtigen Sie auch steuerliche Aspekte und Transaktionskosten. Beachten Sie die (noch geltende) Mindesthaltedauer von einem Jahr. Zudem verursacht der Wechsel von einem aktiv gemanagten Fonds in einen anderen meistens Gebühren wie Maklerprovisionen oder Ausgabeaufschläge. Beim Kauf eines ETF’s fallen Transaktionskosten an.

Performanceschwächen identifizieren

Obwohl man sich über ein Jahr schlechter Performance nicht zu sorgen braucht, kann es doch frustrierend sein, seinen Fonds weitere zwei bis drei Jahre hinter den anderen zu sehen. Bevor Sie den Fonds verkaufen, vergleichen Sie ihn mit einer geeigneten Benchmark wie seiner Morningstar-Kategorie oder einem passenden Index. Überprüfen Sie, ob die schlechte Wertentwicklung erst seit kurzem Bestand hat oder zu einer längeren Serie gehört. Dass sich der Fonds bei einem 3-Jahres-Rating unter dem Durchschnitt befindet, kann das Ergebnis einer Kombination aus einem guten Jahr und zwei schlechten sein. Es wäre falsch, einen Fonds wegen kurzfristiger Underperformance zu verkaufen.

Zudem sollten Sie herausfinden, warum der Fonds seiner Vergleichskategorie hinterherhinkt. Nehmen Sie sich Zeit, um zu überprüfen, ob es sich nur um ein kurzfristiges Phänomen handelt oder ob es tatsächlich ernsthafte Probleme gibt. Sehr oft steigen Anleger aus einem Fonds aus um kurz darauf mit ansehen zu müssen, wie die Renditen wieder steigen. Vergewissern Sie sich deshalb, dass der Fondsmanager nicht gewechselt hat und dass dieser noch seine alte erfolgreiche Strategie fährt. Gibt es einen Umbruch seitens der Gesellschaft? Oder haben Anleger den Fonds mit Zuflüssen aufgebläht?

Ob Sie es glauben oder nicht, aber sehr hohe Renditen können viel eher ein Grund für einen Fondsverkauf sein als dauerhafte Underperformance. Das kann vorkommen, wenn die hohen Renditen als Zeichen für ein höheres Risiko interpretiert werden. Wenn Ihr Bond-Fonds mehr als 10% Rendite pro Jahr erzielt, nimmt er dafür wahrscheinlich ein höheres Risiko in Kauf. Schauen Sie wo die Renditen herkommen und ob dies Probleme verursachen könnte.

Überprüfen Sie steigende Kosten

Morningstar hat herausgefunden, dass niedrige Kosten eines der besten Merkmale für eine solide Performance sind. Wenn ein Fonds seine Gebühren erhöht, kann das in der Tat ein Warnsignal sein. Es gibt viele hochqualitative Aktienfonds mit unterdurchschnittlichen Gebühren. Wenn Sie merken, dass sich die Gebühren eines Fonds deutlich über diese Grenzen hinaus erhöht haben, macht es Sinn das Portfolio noch mal zu durchleuchten. Sie sollten jedoch Small-Cap-Fonds oder einem global investierenden Fonds einen größeren Spielraum gewähren. Auf jeden Fall aber sollten mehr als 1,75% Anlass zur Sorge bereiten.

Immer ein Auge auf das Fondsvolumen haben

Sobald Fonds neue Investoren anziehen und größer werden, kommen deren Renditen häufig ins Stocken. Sie verlieren ihr Potential und die Renditen fallen in das Mittelfeld zurück. Dieses Phänomen, auch Asset Bloat genannt, tritt auf, weil der Manager eine größere Anzahl von unterschiedlichen Aktien kaufen oder in größere Firmen investieren muss (oder beides). Wenn der Schwerpunkt eines Fonds zuvor auf Small-Caps oder Blue-Chips lag, kann sich die Performance verschlechtern.

Bei einem Fonds mit steigendem Volumen kann es auch vorkommen, dass weniger Handelsumsätze getätigt werden, weil sonst Aktienkurse beeinflusst werden könnten. Da der Manager viel Geld in einen Titel investieren muss, kann so das Gleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage verzerrt werden. Mehr Geld als vorher jagt nun einer Aktie nach. Für den Fondsmanager ist es praktisch unmöglich alle Aktien, die er haben möchte, auf einmal zu ordern. Deshalb wird die letzte georderte Tranche deutlich mehr kosten als die erste.

Um Asset-Bloat-Effekte zu verhindern schließen manche Gesellschaften ihre Fonds vorübergehend und nehmen keine neuen Kundengelder mehr an. Idealerweise wird ein Fonds geschlossen, bevor sich das Volumen zu stark aufbläht. Viele Gesellschaften tun dies jedoch nicht, weil ihnen sonst Einnahmen verloren gehen. Fondshäuser verdienen nämlich ihr Geld mit Verwaltungsvergütungen.

Morningstar hat untersucht, wo das Wachstum des Fondsvolumens die größten Probleme verursachen kann. Vor allem Growth- und Small-Cap-Fonds sind besonders stark davon betroffen. Fonds, die ihre Erfolge einer hohen Umschlagsrate zu verdanken haben und Fonds mit stark konzentrierten Ansätzen, sind ebenfalls sehr anfällig.

Auch wenn die Performance ihres Fonds sich bis dato noch nicht verschlechtert hat, sollten Sie sich darauf einstellen, dass das Fondsvolumen die Strategie Ihres Fonds beeinflussen kann. Es stellt sich die Frage, ob der Fonds dann noch in Ihr Portfolio passt. Fonds, die rasant gewachsen sind, spezialisieren sich in der Regel schnell auf große Firmen und erhöhen die Anzahl der Titel.

Ein schrumpfendes Fondsvolumen kann ein weiteres Warnsignal sein. Wenn eine Gesellschaft Mittelabflüsse zu verzeichnen hat, muss sie eventuell Personal abbauen. Es lohnt sich zu überprüfen, ob der Fonds noch genauso beliebt ist wie in den vergangenen Jahren. Wie bereits zuvor angedeutet, steigen bei Mittelabflüssen häufig die Gebühren, was zur Vorsicht mahnen sollte.

Stellen Sie Ihre eigenen Bedürfnisse fest

Wenn sich Ihre Ziele ändern, sollten sich auch Ihre Geldanlagen ändern. Angenommen Sie kaufen einen Mischfonds mit dem Ziel, in den nächsten fünf Jahren ein Haus zu bauen. Sie heiraten und Ihr Ehepartner besitzt bereits ein Haus. Sie entscheiden sich dann das Geld stattdessen für Ihre Rente zu verwenden. In diesem Fall könnten Sie Ihren Mischfonds verkaufen und einen Aktienfonds kaufen. Ihr Ziel und der Zeitpunkt haben sich geändert, an dem Sie von Ihren Ersparnissen Gebrauch machen. Aus dem gleichen Grund sollte der Anleihenanteil an Ihrem Portfolio ansteigen, je näher Sie Ihrem Ziel kommen.

Sie könnten sich beispielsweise dazu entscheiden, dass ein Fonds von Anfang an nicht die richtige Wahl war – vielleicht weil der Fonds einfach zu riskant für Sie ist. Sollte dies der Fall sein, dann begrenzen Sie Ihre Verluste und verkaufen den Fonds. Oder warten Sie bis sich der Fonds wieder erholt hat und verkaufen spätestens dann. Schwören Sie sich, dass Sie in Zukunft sich und Ihre Fonds besser kennen werden und dass Sie denselben Fehler nicht noch einmal machen.

Christine Benz ist Director of Mutual Fund Analysis bei Morningstar US
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Über den Autor

Christine Benz  is Morningstar's director of personal finance and author of 30-Minute Money Solutions: A Step-by-Step Guide to Managing Your Finances and the Morningstar Guide to Mutual Funds: 5-Star Strategies for Success. Follow Christine on Twitter: @christine_benz and on Facebook.