,Gegenüber Zertifikaten und Derivaten weisen ETFs einen wesentlichen Vorteil auf.’

Seit ihrer Einführung erfreuen sich ETFs steigender Bekannheit. Auch die Produktpalette hat in den vergangenen Jahren deutlich zugenommen. ETF sind vor allem wegen Ihrer guten Handelbarkeit und ihren geringen Gebühren beliebt. Ein neues Fondskonzept vermischt dabei die Vorteile von ETFs und Dachfonds. Darüber sprachen wir mit Markus Kaiser von Veritas SG, Fondsmanager des ersten ETF-Dachfonds.

Alexander Ehmann 29.02.2008
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Herr Kaiser, könnten Sie uns kurz das Konzept und das Anlageziel Ihres ETF-Dachfonds erläutern?

Der ETF-DACHFONDS ist ein aktives Vermögensverwaltungskonzept, bei dem überwiegend in börsengehandelte Indexfonds, die sogenannten Exchange Traded Funds (ETFs) investiert wird. Erstmals werden so die Vorteile von ETFs – Transparenz, Flexibilität und günstige Kostenstrukturen - mit den Vorteilen eines Dachfonds kombiniert. ETFs sind zumeist passive Fonds, die einen Aktien- oder Rentenindex, wie zum Beispiel den Dax, nahezu eins zu eins abbilden. Der wesentliche Vorteil beim ETF-DACHFONDS liegt in der ak

tiven Marktselektion, die aus ETFs ein aktiv gemanagtes Investment macht. Dabei kann der ETF-DACHFONDS seine Aktien- und Rentenfondsquote flexibel zwischen 0 und 100% steuern und die Vermögensstruktur an den jeweiligen Marktbedingungen ausrichten. Langfristiger Anlageerfolg ist vor allem über den richtigen Produkt-Mix, die Verteilung des Vermögens auf unterschiedliche Anlageklassen und ein zielgerichtetes Timing zu erzielen.

Wie haben sich die ETF-Märkte in der Vergangenheit entwickelt? Worin sehen Sie die Vorteile von ETF’s gegenüber aktiven Mandaten?

Zahlreiche Studien belegen immer wieder, dass ETFs gerade in sehr effizienten Märkten ein optimales Instrument sind, um kostengünstig an der Marktentwicklung partizipieren zu können. Aktiv gemanagten Fonds gelingt es in einer Vielzahl nicht, nach Berücksichtigung von Kosten, risikoadjustiert einen Mehrertrag gegenüber dem Vergleichsindex in einem Marktsegment zu erzielen. Die enormen Mittelzuflüsse in ETFs, sowie die Vielfalt neu emittierter Produkte zeigt deutlich, dass ETFs gerade auch bei institutionellen Anlegern mehr und mehr an Bedeutung gewinnen.

Wie gehen Sie bei der Auswahl eines ETF’s für Ihren Dachfonds vor?

Der ETF-DACHFONDS wird aktiv gemanagt. Dabei setzen wir ein computergestütztes mathematisches Modell, das sogenannte „Trendphasen-Modell“, zur systematischen Selektion und Gewichtung der Kapitalmärkte ein. Auf Basis dieser Trendanalysen legen wir in der strategischen Komponente die mittel- und langfristige Regionalgewichtung fest. Ergänzt wird der Investmentprozess durch eine taktische Komponente, mit der wir auf kurzfristige Marktbewegungen reagieren können. Wesentliche Bedeutung kommt aber vor allem der Vermeidung von längeren Verlustphasen an den Aktienmärkten zu. Im zweiten Schritt werden die ETFs verschiedener Anbieter analysiert, bewertet und selektiert. Gute ETFs zeichnen sich besonders durch eine transparente Preisbildung und ihre passive Indexabbildung aus. Aber auch die deutlich geringeren Verwaltungskosten, mit einer Kostenersparnis von bis zu 90% im Vergleich zu aktiv gemanagten Fonds, machen den Einsatz von ETFs langfristig attraktiv. Darüber hinaus sind vor allem Kriterien rund um den Handel der ETFs für uns entscheidend. Dabei achten wir besonders auf ein Mindestfondsvolumen, eine stabile Handelsspanne zwischen Kauf- und Verkaufskursen (Spread) und einen liquiden Börsenhandel.

Wie ist Ihr Portfolio derzeit strukturiert? Welche Märkte bzw. Indizes finden Sie zurzeit besonders interessant?

In den vergangenen Monaten konnte der ETF-DACHFONDS seine Flexibilität mehrfach ausspielen und für die Investoren die entscheidenden Vorteile einer aktiven Vermögensverwaltung erzielen. Denn während die Aktienmärkte weltweit aufgrund zunehmender Unsicherheit rund um die US-Hypothekenkrise und die weitere Entwicklung der US-Konjunktur auf Tauchstation gingen, entwickelte sich das Portfolio des ETF-DACHFONDS weit weniger schwankungsanfällig. Bereits mit den ersten Anzeichen einer bevorstehenden Korrektur Anfang November wurde die Aktienquote im ETF-DACHFONDS reduziert und auch zuletzt wurde die Aktienquote erneut auf bis zu 0% zurückgefahren. Dabei kamen auch Derivate zur Absicherung noch bestehender Positionen zum Einsatz. Die Rentenquote hingegen wurde taktisch über europäische Renten-ETFs aufgestockt. Die größte Position stellt derzeit ein Geldmarkt-ETF, daneben bilden ETFs auf Euro-Staatsanleihen mit unterschiedlichen Laufzeiten den Schwerpunkt des Portfolios.

Ihr Investmentansatz basiert auf einer Core-Satellite-Strategie. Könnten Sie diese näher erklären?

Wir steuern die Aktien- und Rentenfondsquote flexibel je nach Marktentwicklung zwischen 0 und 100 Prozent. Im Kern setzen wir dabei auf die Asset-Klassen Aktien, Anleihen, Geldmarkt und Rohstoffe. Überwiegend investieren wir in diversifizierte Märkte wie Europa, Nordamerika und Asien. Dabei bevorzugen wir ETFs, über die sich möglichst ganze Regionen abdecken lassen, wie beispielsweise den Lyxor MSCI Europe oder den iShares NorthAmerica. Kurzfristige Chancen können sich aber auch in besonders schwankungsreichen Aktienmärkten ergeben. Dazu bietet sich die Auswahl einzelner Länderindizes von Russland über Brasilien bis China an. Ziel dieser taktischen Investments ist es, kurzfristige Chancen in besonders volatilen Märkten zu nutzen und so Mehrerträge zu generieren.

Sie bedienen sich bei der Titelauswahl unter anderem der technischen Analyse. Auf welche Methoden gehen Sie dabei insbesondere ein?

Das „Trendphasen-Modell“ ist ein computergestütztes Modell in dem die pro- und antizyklische Stärken unterschiedlicher technischer Indikatoren gebündelt werden. Die Zuordnung einer Trendphase erfolgt auf Basis eines komplexen Scoring-Prozesses. Die Analyseergebnisse mehrerer technischer Indikatoren werden hier mathematisch quantitativ zu einer Bewertung zusammengeführt. Die Indikatoren sind dabei nicht gleichgewichtet, sondern entsprechend ihrer Sensitivität für das Modell mit unterschiedlichen Faktoren versehen. Erst die abschließende Bewertung aus dem Scoring-Prozess heraus gibt Aufschluss über den jeweils vorherrschenden Trend auf unterschiedlichen Zeitebenen und dient der Zuordnung der jeweiligen Trendphase. So lassen sich kontinuierlich Aufwärts- bzw. Abwärtsbewegungen identifizieren und es kann schnell und flexibel auf Marktbewegungen reagiert werden.

Wann kaufen Sie? Welche Bedingungen müssen eintreten, dass Sie einen ETF verkaufen?

Im Rahmen des systematischen Investmentprozesses ergeben sich die Kauf- und Verkaufsentscheidungen aus der kontinuierlichen Analyse und Aktualisierung der Trendphasen-Modelle. Zudem kann der ETF-DACHFONDS auch Derivate zur Absicherung einsetzen, um das Gesamtrisiko des Portfolios zu verringern. Derivate werden darüber hinaus auch zur effizienten Portfoliosteuerung und zur Erzielung von Zusatzerträgen genutzt. Die ETFs selbst werden regelmäßig auf die Güte ihres Indextrackings kontrolliert. Sollte die Wertentwicklung zu stark vom jeweiligen Basisindex abweichen, wird der ETF konsequent durch ein Produkt eines anderen Anbieters ersetzt.

Warum sollte man als Anleger in einen Dachfonds-ETF investieren anstatt sich beispielsweise einen ETF auf den MSCI World und einen Rentenindex zu kaufen?

Ein Portfolio bestehend aus MSCI World und einem Rentenindex wäre ein passives Investment ohne die Möglichkeit eines Rebalancing der Vermögensstruktur. Auch die Risikostreuung wäre deutlich geringer, als dies bei einem vermögensverwaltenden Dachfonds der Fall ist. Über eine Investition in den MSCI World ist der Anleger stetig mit einem Anteil von über 50% im US-Aktienmarkt investiert. Über den Dachfonds hingegen erhält der Anleger eine erweiterte Risikostreuung über die Anlageklassen und Regionen. Er beraubt sich so nicht der Möglichkeiten, in bestimmten Marktphasen auch gezielt an der Entwicklung von aufstrebenden Märkten der Emerging Markets teilhaben zu können. Mit dem ETF-DACHFONDS kann der Investor also tatsächlich weltweit von attraktiven Investmentchancen profitieren. Die Dachfondslösung bietet daher mehr als traditionelle Aktien- oder Rentenfonds. Anleger erhalten hier ein Gesamtpaket in einem Fonds und dazu ein erfahrenes Dachfondsmanagement, das sich ständig um die Anpassung der Vermögensstruktur im Dachfonds kümmert. Gerade die absolute Flexibilität der Aktienfondsquote macht den ETF DACHFONDS zu einer attraktiven Kapitalanlage für mittel- bis langfristig orientierte Anleger. Über den Dachfonds steht ihnen schon mit kleinen Investitionssummen der Zugang zu einer professionellen Vermögensverwaltung offen.

Welchen Mehrwert bringt ein ETF gegenüber einem Future oder einem anderen Derivat beispielsweise auf den DAX?

Gegenüber Zertifikaten und Derivaten weisen ETFs einen wesentlichen Vorteil auf. Sie gelten als Sondervermögen und somit ist das Fondsvermögen, also die Investitionen der Anleger geschützt, auch wenn die Fondsgesellschaft ausfallen würde. Zertifikate dagegen sind Schuldverschreibungen, die im Falle einer Insolvenz des Emittenten ausfallen könnten. Auch gegenüber Futures bieten ETFs Vorteile. Einerseits gibt es deutlich mehr ETFs auf unterschiedliche Basisindizes, als Futures auf einzelne Märkte liquide handelbar verfügbar sind. Daneben ist der administrative Aufwand beim Kauf von ETFs deutlich geringer als bei Futures. So müssen für ETFs beispielsweise keine speziellen Konten zur Zahlung von Sicherheitseinlagen eröffnet und überwacht werden, so wie das bei Futures notwendig ist.

Glauben Sie, dass das Angebot an ETF-Dachfonds, insbesondere in Anbetracht der bevorstehenden Abgeltungssteuer, in Zukunft ansteigen wird?

Aufgrund der zahlreichen Vorteile die sich aus der Kombination von ETFs und Dachfonds ergeben, ist davon auszugehen, dass auch andere Anbieter in den nächsten Monaten mit ähnlichen Produkten auf den Markt kommen werden. Anleger sollten hier allerdings sowohl was die Gebührenstrukturen als auch die Erfahrung des Fondsmanagements angeht, sehr genau vergleichen. Im Hinblick auf die kommende Abgeltungssteuer, die zum 1. Januar 2009 in Kraft tritt, gilt es gerade jetzt für Anleger, die Weichen für den Kapitalerhalt und zukünftigen Vermögenszuwachs zu stellen. Ab dem 1. Januar 2009 werden Erträge aus Zinsen, Dividenden und Kursgewinnen mit 25% besteuert. Schichten Sie folglich ab diesem Stichtag Ihr Depot um, fallen 25% Steuern auf die Kursgewinne an. Bei Umschichtungen innerhalb des ETF-DACHFONDS durch das Management bleiben diese allerdings abgeltungssteuerfrei. Clevere Investoren geben ihrem Vermögen daher noch vor dem Stichtag eine optimierte Struktur. Der ETF-DACHFONDS ist durch seine zahlreichen Vorteile dabei die erste Wahl, insbesondere da er unabhängig von der Bankverbindung bei freien Finanzdienstleistern, Banken, Sparkassen und Online-Brokern ohne Ausgabeaufschlag zu erwerben ist. Die neue Art der Geldanlage, eine Vermögensverwaltung auf Fondsbasis, zum einfach mal ausprobieren.

Herr Kaiser, vielen Dank für das Gespräch.

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Alexander Ehmann