Globale Aktienfonds im qualitativen Rating II

Ein Vergleich der nach Volumen größten Fonds (Fortsetzung).

Natalia Wolfstetter 18.04.2010
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Morningstar hat mittlerweile die meisten nach Fondsvolumen bedeutenden Fonds für globale Aktien mit einem qualitativen Rating versehen. Letzte Woche beleuchteten wir die Unterschiede zwischen den Fonds und betrachten, für welche Arten von Anlegern sie sich eignen könnten. In dieser Woche setzen wir den Vergleich fort. (Ein Klick auf die jeweiligen Fondsnamen führt zu den zugehörigen Ratingberichten.)

Der DWS Top Dividende kommt auf ein Anlagevolumen von 3,8 Mrd. Euro. Für den Fonds hat Morningstar vor kurzem das Rating ‚Gut‘ bestätigt. Fondsmanager Thomas Schüssler, der hier die Verantwortung seit September 2005 trägt, verfolgt eine dividendenorientierte Strategie, die in Top-Down-Überlegungen eingebettet ist. Dies ist für die DWS typisch, wenn auch der Manager sehr eigenständig handelt. Auf der Suche nach nachhaltigen Dividenden achtet er neben deren Höhe auch auf das Dividendenwachstum sowie die Ausschüttung im Verhältnis zum Gewinn. Schüssler hat bisher eine eindrucksvolle Performance abgeliefert und der Fonds gehört unter seiner Ägide zu den besten der Morningstar Kategorie ‚Aktien weltweit Standardwerte Value‘. Der Fonds besticht zudem durch ein recht attraktives Risikoprofil, was u.a. an seinen defensiven Qualitäten im Jahr 2008 und Anfang 2009 abzulesen war. Der Manager umschiffte dabei die größten Verlustbringer im Finanzbereich, der traditionell zu den wichtigsten Dividendensektoren gehörte. Der direkte Vergleich mit anderen globalen Dividendenfonds bestätigt das positive Bild. Schüssler kann zwar in punkto Anlageerfahrung nicht mit den Fondsmanagern der Klassiker Carmignac Investissement, DWS Vermögensbildungsfonds I oder Templeton Growth mithalten, überzeugte aber mit seiner pragmatischen Vorgehensweise bisher auch bei anderen Mandaten (z.B. DWS Global Value). Der Fonds spricht konservative Aktiensparer mit Wunsch nach hohen laufenden Erträgen in Form von Dividenden an. Anhand seiner Kostenquote stellt er ein vergleichsweise günstiges Kerninvestment für globale Aktien dar.

Der Aberdeen Global World Equity ist hierzulande weniger bekannt, verwaltet aber Anlegergelder von mehr als 1 Mrd. Euro. Er wird von einem zwölfköpfigen Managementteam gesteuert, das die Aktienempfehlungen verschiedener regionaler Standorte des britischen Asset Managers Aberdeen in einer Kaufempfehlungsliste von rund 300 Werten bündelt. Daraus wird das Portfolio mit den 40 bis 60 besten Investmentideen gebildet. Die Aktienauswahl ist demnach bottom-up-orientiert, die Einzeltitelanalyse steht im Vordergrund. Aberdeen ist aber für seine Asienexpertise bekannt, was sich auch im Fonds widerspiegeln kann. Unter Leitung von Stephen Docherty, der dem Unternehmen seit 1994 angehört, steht das Team hier seit September 2002 für solide relative Ergebnisse. 2002 markierte für das gesamte Unternehmen die Einführung eines neuen Managementkonzepts, das sich seither bewährt hat. Obwohl der Fonds nicht an der Energie- und Rohstoffrallye partizipierte, führte die bewertungsbewusste Anlagestrategie zu überdurchschnittlichen Ergebnissen. Dies lässt sich unter anderen durch die Vorsicht, die das Management bei Finanzwerten an den Tag legte, erklären. Die Wertschwankungen bewegten sich bei diesem Fonds zwar im Durchschnitt der Kategorie ‚Aktien weltweit Standardwerte Blend‘, doch zeigte er 2008 etwas mehr Standfestigkeit als die Konkurrenz. Der Fonds kann nicht mit einem bekannten Managernamen aufwarten, doch ein erfahrenes Team und ein solider Prozess bilden hier die Basis für konsistente Ergebnisse unter unterschiedlichen Marktbedingungen. Dies war uns das Rating ‚Gut‘ wert. Aggressiver orientierte Anleger sind hier weniger angesprochen, und auch für ausgesprochen konservative (Aktien)investoren gibt es passendere Fonds. Doch wer mit seiner Risikoneigung irgendwo dazwischen liegt, trifft hier eine solide Wahl zu Kosten, die im Rahmen des Üblichen liegen.

Der Fortis L OBAM Equity World gehört mit 860 Mio. Euro Fondsvermögen ebenfalls zu den größeren Vertretern der globalen Aktienkategorie. Dies ist ein Fonds der Extreme, den das desaströse Abschneiden im Jahr 2008, als er zu den Schlusslichtern der Kategorie ‚Aktien weltweit Standardwerte Blend‘ gehörte, im Konkurrenzvergleich stark zurückwarf. Zwar konnte er 2009 wieder an die gute Bilanz der Vorjahre anknüpfen, doch ist dies kein Investment für Anleger, denen der Risikoappetit schnell vergeht. Gesteuert wird der Fonds von Rolf Stout, einem Investmentveteranen mit mehr als 30 Jahren Erfahrung, der schon so manche Veränderung im Unternehmen überstanden hat. Dies sollte auch für die Integration von Fortis Investments in BNP Paribas gelten. Stout ist ein Überzeugungstäter, der vollkommen unabhängig von der Benchmark agiert und ein High-Beta-Portfolio fährt. Parallelen zu Edouard Carmignac sind unverkennbar. Allerdings kann der Fonds bei der Verlustbegrenzung mit den Carmignac-Portfolios bei weitem nicht mithalten. Seinen Lieblingsthemen Asien und Rohstoffe hielt Stout auch 2008 die Stange, als diese den Fonds einbrechen ließen. Die Strategie besteht aus einer Kombination von Top-Down-Analysen und fundamentalem Stock Picking. Der Manager unterteilt den Fonds in ein langfristiges (6 - 8 Jahre) strategisches Portfolio und ein mittelfristiges (3 - 5 Jahre) taktisches Portfolio. Er sucht nach vernünftig bewertetem Wachstum und hält an seinen Entscheidungen lange fest. Das hat sich langfristig ausgezahlt, aber Anleger sind hier vor zeitweisen (auch größeren) Rücksetzern nicht gefeit. Uns gefallen erfahrene Manager, eine langfristige Vision und starke Überzeugungen im Portfolio, so dass der Fonds trotz seiner turbulenten Historie das Rating ‚Gut‘ erhält. Allerdings nur in seiner niederländischen Anteilsklasse. Die Luxemburger Version ist angesichts der höheren Gebührenbelastung lediglich mit ‚Standard‘ bewertet. Anleger sollten sich zudem des erhöhten Risikos dieses Fonds bewusst sein.

Auf 780 Mio. Euro beläuft sich aktuell das Fondsvolumen des Sparinvest Global Value. Jens Moestrup Rasmussen, der den Fonds seit Ende 2001 managt, geht bei der Aktienauswahl nach einem stringenten Value-Ansatz vor. Notiert ein Unternehmen 40% unter dem errechneten intrinsischen (fairen) Wert, werden Positionen aufgebaut. Der Fondsmanager hat dabei kein Problem damit, gegen den Strom zu schwimmen. Marktlaunen oder die Benchmark spielen keine Rolle. Dies illustriert nicht zuletzt die 29%-Gewichtung von japanischen Aktien im Portfolio. Rasmussen war früher Teil des Vorstands von Sparinvest. Er trat zurück, um sich voll dem Investieren widmen zu können. Diese Entscheidung gefällt uns, weil sie zeigt, dass Rasmussen nicht eine klassische Karriere im Asset Management anstrebt, sondern das Fondsmanagement in den Vordergrund stellt. Unter seiner Federführung war die Leistungsbilanz beachtlich, wenn auch die letzten drei Jahre nicht herausstachen. Die Banken- und Finanzkrise hat dem Fonds ziemlich zugesetzt. Das starke Gewicht an zyklischen Aktien aus dem Industriesektor und die Beimischung von Mid Caps wirkten wie ein Verstärker nach unten. Wir erwarten aber, dass sich die Orientierung an der Substanz von Unternehmen langfristig auszahlt und bewerten den Fonds mit dem Rating ‚Gut‘. Ausreichend Risikotoleranz und die Bereitschaft, sich gegen den Trend zu stellen, sollten hier allerdings für ein Investment vorhanden sein. Zudem ist der Fonds anhand seiner Gesamtkostenquote nicht günstig.

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Über den Autor

Natalia Wolfstetter  ist Director Fund Analysis bei Morningstar