Was wir über Fonds (nicht) wissen (könnten)

Was die vergangene Performance über die zukünftige Performance aussagt und wie Investoren damit umgehen.

Holly Cook 07.06.2010
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Anlässlich der Morningstar Investment Konferenz in London sprachen wir mit John Rekenthaler, Vice President of Research bei Morningstar, über die Ergebnisse seiner Studien.

Fangen wir doch mit den Dingen an, die wir über Fonds wissen.

Tatsächlich gibt es recht viel, was wir wissen, und das hat weltweite Gültigkeit. Wir wissen z.B., dass es eine gewisse Persistenz bei der Performance gibt. Nicht viel, doch generell weisen Fonds mit einer guten relativen (!) Performance in der Vergangenheit auch in der Zukunft leicht überdurchschnittliche Renditen auf. Das gilt für schwache Fonds noch mehr. Diese haben eine starke Tendenz, auch zukünftig in ihren Vergleichsgruppen schlecht abzuschneiden.

Außerdem wissen wir, dass die Kosten ein sehr wichtiger Faktor sind. Viele Fonds schaffen es vor Kosten, ihren Index zu schlagen, hinken ihm aber nach Kosten hinterher.

Das wären die beiden wichtigsten Dinge, die wir wissen. Unser Research deutet zudem darauf hin, dass auch die Art und Weise, wie Fondsgesellschaften ihre treuhänderische Verantwortung gegenüber Anlegern wahrnehmen, für die zukünftigen Ergebnisse sehr wichtig ist. Damit meine ich die Qualität des Managements, die Vergütungsstruktur und andere Faktoren, auf die auch ein Aktionär achten würde. Dies scheinen auch wichtige Indikatoren für das Überleben eines Fonds zu sein.

Vieles spricht zudem dafür, dass sich sehr aktiv gemanagte Aktienfonds besser entwickeln als eher indexnahe Fonds. Und dass die besten Aktienmanager diejenigen Aktien halten, die auch in anderen sehr guten Fonds vertreten sind, was sich bei der Analyse neuer Fonds als nützlich erweisen könnte.

Was wissen wir dagegen nicht?

Hier ist die Liste lang. Ich würde zuerst die Transaktionskosten nennen. Es sind sehr viel mehr Studien darüber erforderlich, wann Fonds zu groß werden, wann sie anfangen, die Märkte zu bewegen und wann sie geschlossen werden sollten. Dazu gibt es leider nicht genügend aussagekräftige Daten.

Auch gibt es in der Literatur noch keinen Konsens darüber, ob Investmentboutiquen besser sind als große Fondsgesellschaften mit vollem Serviceangebot, wie quantitatives gegenüber qualitativem Research abschneidet und was das Problem bei Dachhedgefonds ist.  

Wie gehen Anleger mit den Informationen um, die sie haben?

Da gibt es weltweit ein ähnliches Verhalten: Anleger jagen heiß gelaufenen Anlagethemen hinterher. Sie verkaufen gerne an Tiefpunkten. Dadurch fallen die tatsächlichen Anlegerrenditen oft geringer aus als die offiziellen Fondsrenditen.

Was die Anleger in den USA von anderen Ländern unterscheidet, ist ihr Kostenbewusstsein. Fonds in den USA verfügen im globalen Vergleich nicht nur über die niedrigsten Gebühren. Derzeit kaufen US-Anleger auch nur die günstigsten dieser Fonds. Das sieht man nicht zuletzt am Wachstum des ETF-Marktes.

Wird das in anderen Ländern auch kommen?

Es würde mich nicht überraschen. Vor 10-15 Jahren waren die Gebühren in den USA längst nicht so im Fokus wie sie es jetzt sind. Das steigende Kostenbewusstsein brachte in den letzten zehn Jahren die größten Veränderungen auf dem US-Markt.

Danke für das Gespräch.

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Über den Autor

Holly Cook

Holly Cook  is Manager, Morningstar EMEA Websites