Fonds-Fokus: BWI-Dividenden-Strategie

Mit diesem Anlagevehikel setzen Investoren auf dividendenstarke Standardwerte aus der Eurozone.

Simon Nöth 02.10.2008
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Berndt Maisch verantwortet den BWI-Dividenden-Strategie (ISIN DE0009780411) seit dem Frühjahr 2000. Das Aktienresearch-Team deckt die 300 Titel aus dem DJ Euro Stoxx ab. Maisch kauft nur Aktien mit einer überdurchschnittlich hohen Dividende im Vergleich zum DJ Euro Stoxx. Die ausgewählten Aktien werden auf Herz und Nieren geprüft. Die Fundamentalanalyse soll die Nachhaltigkeit der Ausschüttungen für das Unternehmen und die Perspektive zukünftiger Dividendenzahlungen untersuchen. Aus den verbliebenen Aktien baut Maisch ein 80 Positionen umfassendes Portfolio. In die Konstruktion fließen ebenfalls die Einschätzungen des Fondsmanagers bezüglich bestimmter Branchentrends mit ein. Liegt die Dividendenrendite deutlich und nachhaltig unter dem Durchschnitt, ist dies eine klares Verkaufsargument.

Die Cashquote hat in diesem Fonds keine strategische Bedeutung.

Der Fonds mag auf den ersten Blick einer Kopie des Index gleichen. Aber er ist es nicht. Zu den großen Positionen im Portfolio hat Fondsmanager Maisch eine klare Meinung. Auch wenn Einzelpositionen nicht über 5% im Portfolio kommen, sind einige Titel deutlich übergewichtet.

In den Top 10 sind BASF, BNP Paribas und Unilever doppelt oder dreifach zum DJ Euro Stoxx gewichtet. Das niederländische Industrieunternehmen DSM (Dutch State Mines) war Ende Juli mit 3,1% gewichtet, während es im Index nur 0,25% ausmacht. Dass Fondsmanager Maisch sich auch von Aktien trennt, wenn sich fundamentale Einschätzungen ändern, ist bei dem Finanztitel Fortis und dem Stahlkonzern ArcelorMittal zu beobachten, die zu Beginn 2008 mit 2% und 1,8% gewichtet waren. Fortis ist aus dem Juli Portfolio verschwunden und Arcelors Anteil mit einem halben Prozent im Juli wird weiter reduziert.

Das Portfolio spiegelt auch eine deutliche Sektormeinung wider. Die Branchen Gesundheit, Hardware und Software sucht man vergebens, stattdessen sind Telekomtitel und Versorger mit hohen Cashflows übergewichtet. Traditionell sind Finanzwerte in einem Dividendenfonds der größte Sektor, allerdings sind sie aktuell neutral positioniert und haben ihr historisches Hoch vor eineinhalb Jahren deutlich hinter sich. Die Aktienauswahl zeigt ebenfalls ein deutliches Übergewicht an niederländischen Aktien (17%) zum Index (9%).

Ebenso wie das Portfolio nicht an der Benchmark klebt, verhält es sich mit der Performance des Fonds. Seit der Auflage im Juli 1999 stehen 5,3% pro Jahr zu Buche, während Benchmark und Vergleichsfonds nur auf 0,6% und -0,1% pro Jahr kommen. Über fünf und drei Jahre liegt der Fonds ebenfalls vor den beiden Barometern. Nur über die letzten zwölf Monate hat der Fonds gegenüber beiden das Nachsehen. Hier gingen einzelne Wetten im Stahlbereich nicht auf. Ebenso hat das Fondsmanagement auf eine hohe Cashquote und Aktien aus dem HealthCare Sektor als sicheren Hafen verzichtet. Die Branche wird wegen mangelnder Wachstumsperspektiven gemieden.

Für uns ist der Fonds wegen seines klaren Ansatzes und seiner disziplinierten Umsetzung ein gutes Basisinvestment. Länger investierte Anleger sind mit dem fundamentalen Ansatz in Kombination mit einer eindeutigen Sektormeinung vergleichsweise gut gefahren.

Strategie

Das investierbare Aktienuniversum umfasst in der Regel 300 Werte aus dem DJ Euro Stoxx. In einer Vorstufe werden die Aktien nach der erwarteten Dividendenrendite für das kommende Geschäftsjahr durchsucht. Hierbei werden jedoch nicht Konsensschätzungen verwendet, sondern die Schätzungen der Buy-Side Analysten. Es werden Dividendentitel ausgewählt, die eine überdurchschnittliche Dividende im Vergleich zum DJ Euro Stoxx liefern.

Die Dividenden der Unternehmen werden hinsichtlich Nachhaltigkeit und Perspektive geprüft. Nachhaltig bedeutet, dass die Ausschüttungen nicht auf Kosten des Unternehmens (z.B. Cashflows rechtfertigen dies) gehen und die Situation des Unternehmens das erlaubt (z.B. niedrige Verschuldung). Perspektive heißt, dass der Ausblick für das Unternehmen die erwartet Dividendenrendite bestätigt. Die Portfoliokonstruktion bezieht neben der Fundamentalanalyse der einzelnen Unternehmen auch eine Branchenmeinung mit ein. An Hand eines eigens entwickelten Modells werden die Trends für Rentabilität beobachtet. Begrenzungen gibt es für Einzelpositionen, die normalerweise nicht über 5% gewichtet werden. Eine Aktie wird dann verkauft, wenn die Dividendenrendite nachhaltig unter dem erklärten Ziel liegt.

Management

Berndt Maisch übernahm den Fonds im Frühjahr 2000, ein knappes Jahr nach Auflage des Fonds. Seine Karriere begann Maisch als Aktienanalyst bei der BWB 1996 für Versorger und Einzelhandel. Bevor er die Managementverantwortung übernahm, war Maisch Analyst für den BWI- Dividenden-Strategie.

Das Buy-Side Team besteht aus sieben Analysten, die den europäischen Markt nach Sektoren abdecken und die im Schnitt über acht Jahre Investmenterfahrung verfügen. Maisch selbst ist noch für den LBBW Aktien ED (ISIN DE000A0DNHW4) verantwortlich, der die Strategie für ganz Europa anwendet. Er hat zusätzlich Spezialfondsmandate, die allerdings nicht mit einer Dividendenstrategie arbeiten. Maisch ist zudem im Aktienresearch für Versorger- und Einzelhandel tätig, das ca. 10% seiner Zeit beansprucht. Es gibt noch drei weitere Fondsmanager, die ebenfalls Research Verantwortung haben.
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Über den Autor

Simon Nöth  ist Fondsanalyst bei Mornigstar